Zusammenfassung
Die Typhusbazillen finden beim Durchwandern unseres Körpers (abgesehen von den Mesenterialdrüsen und gegebenenfalls allen möglichen anderen Organen und Gewebs-partien) in den Krypten des Dünndarmes und ganz besonders in den Gallenwegen (inklusive Gallenblase) günstige Schlupfwinkel. Sie können durch eine latent abgelaufene Infektion dorthin gelangt sein oder sind nach dem Ablauf eines Typhus abdominalis daselbst zurückgeblieben. Von dort kommen sie aber in den Darminhalt und werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Außerdem ist wichtig, zu wissen, daß der Typhusbazillus an und für sich kein Eitererreger ist, dazu aber wird, wenn er sich im Gewebe irgendwo verankert hat (Typhusbazillencholangitis, Typhusbazillenabszeß in Leber, Schilddrüse, Gehirn, Genitale, Typhusbazillenperiost-itis an Rippen und Brustbein, Typhusbazillenosteomyelitis usw.). Es ist daher anzunehmen, daß auch Typhusbazillenausscheider keine gesunden Menschen sein können, weil die Typhusbazillen im Stuhl auch bei ihnen aus solchen entzündlich-eitrig veränderten Geweben stammen müssen. Ich kann mir dagegen nicht vorstellen, daß der Ebenth-sche Bazillus in unserem Darm analog dem Colibazillus als apathogener Darmparasit in Symbiose mit dem Wirtsorga-nismus leben kann. Dagegen spricht z. B., daß Typhus-bazillen, die von Nestern in den Gallenwegen in den Darm gelangen, hier (vor allem im Dickdarm) unter physiologischen Verhältnissen auf ein so feindliches Milieu stoßen, daß sie zugrunde gehen müssen. Das ist z. B. der Grund, weshalb wir Typhusbazillen, die im Verlauf eines Typhus abdominalis schon ganz frühzeitig in die Gallenwege ein- dringen, am Beginn des Fieberprozesses kaum jemals im Stuhl nachzuweisen vermögen, am ehesten noch, wenn wir Abführmittel verabreichen, die die Verweildauer der Typhusbazillen im feindlichen Milieu abkürzen. Diese brauchen, um lebend durch das Darmrohr zu kommen, die erkrankte Darmwand, die ihnen das Milieu hier günstig gestaltet und für sie wohl auch als Locus minoris resistentiae Ansatzmöglichkeiten bietet.
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Holler, G. (1952). Zur Frage der Entkeimung von Typhus- und Paratyphusbazillenausscheidern. In: Fünfte Österreichische Ärztetagung Salzburg. Österreichische Ärztetagung, vol 5. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5063-4_7
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