Zusammenfassung
In Wien fand ich die Verhältnisse noch so vor, wie ich sie vor vier Jahren verlassen hatte. Mit Assistenten war ich besser versorgt als in Graz. Krafft-Ebing hatte von Graz zwei Assistenten mitgenommen, einen Dr. K., einen minderwertigen Menschen, mit dem ich fachlich und persönlich wiederholt in unangenehme Berührung gekommen bin, und Ernst Boeck (1857–1924), der ursprünglich Philosophie studiert hatte und von ihr zur Psychiatrie übergegangen war. Dr. K. hatte Krafft-Ebing nun an die Klinik im Allgemeinen Krankenhaus mitgenommen. Boeck aber, der sich anscheinend mit Krafft-Ebing nicht sonderlich vertragen hatte, zog es vor, an der Klinik der Landesirrenanstalt zu bleiben und mein Assistent zu werden. Boeck war ein sympathischer Mensch von umfassender Bildung, ein ehrlicher und offener Charakter. Er war ungefähr im gleichen Alter wie ich, eine große, stattliche Erscheinung mit einem schönen Vollbart, und es kam nicht selten vor, daß Parteien, die an die Klinik kamen, sich auch in meiner Anwesenheit an Boeck wendeten, in der Meinung, daß er der Professor wäre. Boeck blieb an der Klinik, bis er — er war Schlesier — eine Stellung als Primararzt an der schlesischen Landesirrenanstalt in Troppau erhielt und später Direktor dieser Anstalt wurde. Der zweite Assistent wurde Dr. Starlinger, der schon Sekundararzt an der niederösterreichischen Landesirrenanstalt war und nur gewissermaßen urlaubsweise aus wissenschaftlichen Motiven Assistent bei mir wurde, mit der Absicht, später wieder in den Landesdienst zurückzukehren.
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Schönbauer, L., Jantsch, M. (1950). Die Wiener neurologisch-psychiatrische Klinik in der niederösterreichischen Landesirrenanstalt 1893–1902. In: Schönbauer, L., Jantsch, M. (eds) Julius Wagner-Jauregg. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-3919-6_4
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