Zusammenfassung
Von Alkmaion (um 500 v. Chr.) aus Kroton in Unteritalien, einem jüngeren Zeitgenossen des Pythagoras, scheint der Satz zu stammen: „Im Gehirn liegt die Führung.“ Alkmaion soll nach Meinung des Verfassers der Schrift über die heilige Krankheit des Hippokrates infolge empirischer Untersuchungen zu dieser bahnbrechenden Überzeugung gekommen sein: Die bis zu diesem Zeitpunkt vorherrschende Meinung sah im Herzen den Sitz der Seele. Im Sammelwerk von Hippokrates finden sich sehr widersprüchliche Ansichten über die Bedeutung des Gehirns. Einmal lesen wir, dass das Gehirn als Drüse nur für die Produktion des Nasenschleims verantwortlich sei, dann wiederum, dass es das hervorragendste Organ und somit der Sitz der Seele sei. Diesbezüglich ist seine Aussage von großer Wichtigkeit: „Ich sage deshalb, dass das Gehirn der Kundgeber des Verstandes ist. Das Zwerchfell (der Name Phren = Zwerchfell hängt mit Denken zusammen. Man glaubte, dass das Zwerchfell die Gedanken hervorbrächte) aber hat einen Namen, den es dem Zufall und dem Sprachgebrauch, nicht aber der Wirklichkeit und der Natur verdankt. Ich sehe tatsächlich nicht, welchen Einfluss es auf Denken und Verstand hätte. In Wahrheit, wenn jemand unvermutet ein Übermaß von Freude oder Kummer erfährt, dann zuckt es und macht Sprünge; aber das kommt von seiner geringen Dicke und großen Breite. Es hat keine Höhle, in der es das Gute und das Böse, welches zustößt, aufnehmen könnte; aber es wird in Aufruhr gebracht durch einen oder den anderen dieser Affekte wegen seiner natürlichen Schwäche.
„Cerebrum pars hominis est, cuius obscura adhuc structura, obscuriores morbi, obscurissimae functiones perpetim philosophorum atque medicorum torquebunt ingenia“.
„Das Menschenhirn mit seinem bisher so rätselhaften Bau, seinen noch rätselhafteren Krankheiten und seinen völlig dunklen Funktionen wird dem Geist der Philosophen und Ärzte in alle Ewigkeit keine Ruhe lassen.“
Giovanni Fontani (1675–1758)
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Hinterhuber, H. (2001). „Im Gehirn liegt die Führung“: Die Entdeckung der Großhirnrinde und die Entwicklung der Pneumalehre. In: Die Seele. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-3702-4_5
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