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Part of the book series: Schlick-Studien ((MORITZSTUDIEN,volume 2))

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Zusammenfassung

Moritz Schlick gehört zu denjenigen Philosophen, deren Werk sich einigermaßen zuverlässig in zwei Phasen einteilen lässt. Den Wendepunkt von der ersten zur zweiten Phase markiert Schlicks Berufung an die Universität Wien, genauer gesagt auf den Lehrstuhl für ‚Philosophie der induktiven Wissenschaften ‘(den vor ihm schon Ernst Mach und Ludwig Boltzmann innehatten). Schlick selbst hat sich zu den beiden Phasen seines philosophischen Schaffens niemals öffentlich geäußert. Doch es ist mehr als offensichtlich, dass es mit der 1922 erfolgten Berufung nach Wien zu einem programmatischen Umbruch kommt. Dies lässt sich insbesondere daran sehen, dass der frühe, vor-Wiener Schlick sich zu einem erkenntnistheoretischen Realismus bekennt, während der spätere, Wiener Schlick die Realismus-Frage als solche zu einer bloßen „Scheinfrage“ erklärt.1 Es liegt offen auf der Hand, dass, was die Ursachen dieses Umbruchs anbelangt, der Einfluss Ludwig Wittgensteins und Rudolf Carnaps von entscheidender Bedeutung war.2 Doch darauf kommt es in unserem Zusammenhang nicht an. Denn im Zentrum der im Folgenden anzustellenden Überlegungen zu Schlicks Behandlung des Raumproblems steht die Auffassung des frühen, noch im Sinne des Realismus argumentierenden Schlick. Aber was genau bedeutet ‚Realismus ‘für der frühen Schlick?

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Literatur

  1. Vgl. Schlick 1932, 5.

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  2. So auch Feigl 1981, 8, 9, 39 u. ö.

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  3. Müller-Freienfels 1923, 1.

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  4. Siehe dazu im Einzelnen Gregory 1977.

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  5. In jüngerer Zeit findet sich ein vergleichbar radikales Reduktionsvorhaben im Kontext des von Willard van Orman Quine initiierten Programms einer „epistemology naturalized“. Vgl. dazu v.a. Quine 1969.

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  6. Zu den historisch vielfach verzweigten Einzelheiten dieses Programms vgl. Richardson 1997. Siehe ferner Friedman 2001, 3–24.

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  7. Helmholtz 1903, 89.

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  8. Laut Michael Friedman (2001, 6) ist diese Sicht der Dinge „fundamentally unfair“, da Helmholtz selbst im Zusammenhang mit seiner Formulierung des Energieerhaltungssatzes (1847) durch die spekulative Naturphilosophie beeinflusst gewesen sei. Siehe dazu auch Kuhn 1977.

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  9. Helmholtz 1903, 88.

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  10. Ebd.

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  11. Siehe dazu im Detail Köhnke 1986, 151ff.

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  12. Herbert Schnädelbach (1983, 131) spricht in diesem Zusammenhang sehr treffend von der „Rehabilitierung der Philosophie als Erkenntnistheorie“ (Hervorh. M.N.). Ähnlich Friedman 2001, 5f.

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  13. Riehl 1925a, 246.

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  14. Es ist hier, wohlgemerkt, immer nur von theoretischer Philosophie die Rede. (Zu Riehls Konzeption von praktischer Philosophie als „Lebensweisheit“ vgl. Röd 2001).

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  15. Riehl 1908, 562; Hervorh. M.N.

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  16. Zur Rolle Riehls als Begründer des kritischen Realismus vgl. Moog 1922, 194–198, Oesterreich 1923, §55 sowie ausführlich Röd 2001 und Heidelberger 2006.

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  17. Einen guten, der ersten Orientierung dienenden Überblick über die verschiedenen Strömungen innerhalb des kritischen Realismus bieten die Ausführungen in Holzhey/ Röd 2004, 255–275. Eine weiterführenden philosophiehistorischen Anspr üchen Rechnung tragende Detailstudie zum kritischen Realismus steht, soweit ich sehe, noch aus.

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  18. Wie Alan Richardson verdeutlicht hat, verstand sich auch (und sogar!) der frühe Heidegger als Vertreter einer ‚wissenschaftlichen Philosophie‘. Vgl. dazu im Einzelnen Richardson 1997, 441–443. Wie Richardson weiterhin darlegt, sind Husserl und Heidegger dann aber auch als diejenigen anzusehen, die im weiteren Verlauf des frühen 20. Jahrhunderts den Schwenk hin zur (metaphysisch aufgeladenen) Lebensphilosophie vollziehen. Siehe dazu auch die eingehende Darstellung in Müller-Freienfels 1923, 66ff.

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  19. Vgl. Kant 1787, B 66, B 308 u. ö.

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  20. Vgl. in diesem Zusammenhang beispielsweise Trendelenburg 1840, von Hartmann 1875, Liebmann 1876.

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  21. Becher 1914, 69.

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  22. Külpe 1912, 3f.

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  23. Zu dem mit dieser Terminologie verbundenen Konzept der ‚Realisierung ‘vgl. Henckmann 1997.

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  24. Kant 1787, B 66.

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  25. Vgl. in diesem Zusammenhang v. a. auch Külpe 1920, 210, wo es — ganz im Sinne eines sog. Schlusses auf die beste Erklärung — heißt: „Schon der Name Erscheinung weist auf etwas hin, was erscheint, ebenso die Rezeptivität auf affizierende Dinge, das Immanente auf Transzendentes. Gegenstände als Dinge an sich enthalten den Grund, das Vorstellungsvermögen seiner Sinnlichkeit gemäß zu bestimmen. Ein für sich bestehendes Sein kann der Erscheinung nicht zukommen. Sie muss Gründe haben, die selbst nicht Erscheinungen sind. Das heißt der Grund des Stoffes sinnlicher Vorstellungen muss etwas Übersinnliches sein. Die zufällige Beschaffenheit der von uns rein rezeptiv erfahrenen Empfindungen müssen wir auf einen Einfluss praeter nos zurückführen.“ Ferner ebd., 212f., wo es (mit Seitenhieb auf den Marburger Neukantianismus) heißt: „Das Ding an sich als Grenzbegriff hat sofort auszuscheiden, da es im Grunde nichts anderes besagt, als dass es Unerkennbares gibt. [...] Jedenfalls ist die Realität der Realwissenschaften weder ein Grenzbegriff noch ein transzendentales Objekt. [...] Es bleibt somit nur die [...] Auffassung des Dinges an sich übrig, wonach es Grund der Erscheinungen ist.“

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  26. Vgl. Boyd 1983.

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  27. Vgl. Leplin 1997.

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  28. Vgl. Psillos 1999.

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  29. Vgl. Sankey 2001.

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  30. Interessanterweise taucht der Ausdruck ‚wissenschaftlicher Realismus ‘bei Külpe selbst an prominenter Stelle auf (vgl. Külpe 1912, 45). Selbiges gilt für Becher, der diesen Ausdruck seiner Deutung physikalischer „Mikrostrukturhypothesen“ (wie der Atomhypothese) zugrunde legt (vgl. Becher 1914, 206ff.).

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  31. Vgl. dazu ausführlich Engler/ Neuber 2006, 10–18, 53–57.

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  32. Vgl. etwa Planck 1909.

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  33. Planck berichtet im Rahmen seiner Erwiderung auf Festreden zu seinem 80. Geburtstag (1938) aber immerhin Folgendes: „Mehrere Generationen habe ich heranwachsen sehen, und ich darf sagen, dass mir viele Schüler mit reichen Zinsen zurückerstattet haben, was ich ihnen an Anregung mitzugeben vermochte. Ich könnte zahlreiche Namen nennen, aber ich will nicht den Anschein erwecken, als ob ich einige hinter andere zurücksetzen wollte. Aber einen Namen möchte ich doch noch hier nennen, das ist Herr Max von Laue, der aus einem meiner nächststehenden Schüler nicht nur ein berühmter Physiker, sondern auch mir ein treuer Freund geworden ist. Und noch einen anderen Namen möchte ich nennen, der auf einer ganz anderen Seite steht: Moritz Schlick, der nach Abfassung einer gediegenen physikalischen Dissertation zur Philosophie überging und später in Wien durch einen tragischen Unfall dahingerafft wurde.“ (Planck 1958, 415) Schlick selbst wiederum äußert sich im Rahmen einer (vermutlich zu Beginn der 1920er Jahre angefertigten) autobiographischen Notiz in sehr wohlwollender Weise wie folgt über seinen Lehrer Planck: „In die theoretische Physik wurde ich durch Max Planck eingeweiht und seinen Vorlesungen verdanke ich unsagbar viel. Ihr monumentaler Aufbau war ganz durch den Zug zur Systematik bestimmt, der dem Geist dieses außerordentlichen Forschers innewohnt. Die Wissenschaft erschien nie als ein aus einzelnen der Erfahrung abgerungenen Bruchstücken mühsam zusammengefügter Bau, sondern als ein in sich fest gefügtes Ganzes, in dem eins aus dem andern folgt. Nie wurde dem Blick gestattet, sich in der verwirrenden Mannigfaltigkeit des Naturgeschehens zu verlieren, sondern es wurde stets sogleich die Zauberformel gegeben [...], welche alles wieder in die ‚Einheit des physikalischen Weltbildes ‘einzuordnen vermochte.“ (Zitiert nach Engler/Neuber2006, 13) Eben die von Planck in dem Vortrag „Die Einheit des physikalischen Weltbildes“(1909) vorgenommene Kritik an der mit dem sog. Ökonomieprinzip verknüpften ‚positivistischen ‘Wissenschaftsauffassung Ernst Machs wird von Schlick denn auch im Rahmen seines philosophischen Hauptwerkes, der Allgemeinen Erkenntnislehre, in affirmativer Weise hervorgehoben (vgl. Schlick 1918, 81). Was speziell die Allgemeine Erkenntnislehre betrifft, so ist dies denn auch die einzige ausdrückliche Erwähnung Plancks.

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  34. Zu Leben und Werk Störrings vgl. Stöwer 2003.

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  35. Vgl. dazu und zum Folgenden ausführlich Engler/ Neuber 2006, 19f., 26–29

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  36. Es nimmt sich fast schon rührend aus, wenn Störring in diesem Zusammenhang (unter Bezugnahme auf die Kant-Auslegung Riehls) erklärt: „Ich muss sagen, ich freue mich für Kant, dass er sich als Realist charakterisieren lässt.“ (Störring 1909, 229)

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  37. Vgl. Störring 1909, 185–210. Wundt, der als Begründer der experimentellen Psychologie in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist, hatte 1896 einen programmatischen Aufsatz mit dem Titel „Über naiven und kritischen Realismus“ publiziert, in welchem der kritische Realismus v. a. gegen den von Richard Avenarius verfochtenen ‚empiriokritizistischen ‘Positivismus verteidigt wird (vgl. Wundt 1910, 259–510).

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  38. Siehe dazu auch Ferrari 2003a.

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  39. Vgl. etwa Schlick 1910a, 397f., 460–462 sowie Schlick 1910b, 123f., 138, 140f. Was speziell die RolleWundts betrifft, geht Schlick — in einem im Nachlass befindlichen und auf das Jahr 1912 datierten Manuskript mit dem Titel „Die Philosophie der Gegenwart“ — so weit, den „Realisten“ Wundt als denjenigen anzupreisen, der ganz maßgeblich für die „sog. Wiedergeburt der Philosophie in der Gegenwart“ verantwortlich sei. Vgl. Schlick-Nachlass, A.8.

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  40. Schlick 1913, 485.

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  41. Einen guten Überblick über die deutschsprachige philosophische Landschaft zu dieser Zeit bieten von Aster 1956, Kap. 7, Schnädelbach 1983 sowie v.a. Holzhey/Röd 2004.

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  42. Coffa 1991, 171. Ganz ähnlich, dabei aber bezüglich des von der Kantschen Ursprungslehre sich herleitenden kritischen Realismus Schlicks eindeutiger, äußert sich Michael Friedman: „[S]chlick was not a positivist or strict empiricist in 1918, but a neo-Kantian or ‚critical ‘realist — his viewpoint is perhaps best described as a form of ‚structural realism‘.“ (Friedman 1999, 20). In der dieser Diagnose zugeordneten Fußnote führt Friedman dann — das Vorangegangene einschränkend — weiterhin aus: „I do not want to mislead the reader by calling Schlick a neo-Kantian. Schlick always rejected the synthetic a priori and Kant’s theory of space and time [!].Yet Schlick’s theory of judgement and cognition was Kantian (and antiempiricist) in its ‚holism ‘and ‚formalism‘. Schlick’s view results from accepting a Kantian (or neo-Kantian) conception of judgement and cognition while rejecting Kant’s doctrine of pure intuition.“ (ebd.) Dem ist im Wesentlichen zuzustimmen, wenngleich es nicht ganz unproblematisch ist zu behaupten, Schlick habe nicht nur die Kantsche Konzeption der synthetischen Urteile a priori abgelehnt (dies war, wie sich noch zeigen wird, definitiv der Fall), sondern auch die Kantsche Konzeption von Raum und Zeit. Was Letzteres betrifft, halte ich es — aus bereits dargelegten und im Folgenden noch weiter zu spezifizierenden Gründen — für angemessener, von dem (wenn auch letztlich gescheiterten) Versuch einer Revision (anstatt von rigoroser Ablehnung) zu sprechen.

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  43. Schlick 1918, vii.

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  44. Schlick 1922, 30f.

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  45. Schlick 1915, 130. Siehe in diesem Zusammenhang die entsprechenden Ausführungen in Hegel 1965, insbes. 28f. Zu den näheren Hintergründen vgl. Jaeschke 2003, 108.

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  46. Schlick 1915, 148.

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  47. Neben Helmholtz dürfte hier — wie so oft beim frühen Schlick — Riehl die in systematischer Hinsicht wichtigste Bezugsfigur gewesen sein. So heißt es in Riehls bereits zitierter Freiburger Antrittsrede aus dem Jahre 1883: „Denken wir uns die Wissenschaften in ihrer Vollendung, so bleibt auch nicht der kleinste Raum, nicht der geringste Anlass mehr zur Konstruktion philosophischer Systeme. Bilden wir uns nicht ein, dass wir von dem sogenannten Wesen der Natur jemals mehr erkennen und einsehen werden, als die methodische Naturforschung uns von ihm zu erkennen gibt!“ (Riehl 1925a, 230).

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  48. Schlick 1913, 474.

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  49. Interessanterweise betrachtet er dabei Husserls Konzeption von Philosophie als „strenger Wissenschaft“ (vgl. Husserl 1911) als ein besonders einschlägiges Beispiel. Siehe in diesem Zusammenhang auch Schlick 1918, 68f.

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  50. Schlick 1919, 190.

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  51. Schlick 1919, 189.

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  52. Schlick 1915, 129.

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  53. Siehe oben, S. 45.

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  54. Schlick 1918, 3. Siehe in diesem Zusammenhang auch (und wiederum) die Vorrede zur ersten Auflage der AEL, wo Schlick darlegt, dass der Naturforscher sich zwangsläufig in das Gebiet der „Erkenntnislehre“ begeben müsse, wenn er „den Sinn seines eigenen Tuns [...] verstehen“ wolle (1918, viii). Ob Schlicks Begriff des Verstehens in irgendeinem Zusammenhang mit dem Verstehensbegriff Wilhelm Diltheys steht, ist eine bislang ungeklärte Frage. Fest steht nur, dass Schlick während seines Physikstudiums in Berlin bei Dilthey Vorlesungen über „Allgemeine Geschichte der Philosophie“ besuchte. Siehe dazu auch Engler/Neuber 2006, 54.

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  55. Schlick 1919, 189.

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  56. Vgl. Schlick 1918, 3.

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  57. Es ist dies eine Auffassung, die später in Rudolf Carnaps (nicht-realistischer) Konzeption ‚linguistischer Rahmenwerke ‘einen interessanten Niederschlag finden sollte. Siehe dazu v.a. Carnap 1950 sowie die darauf bezogenen erhellenden Erläuterungen in Friedman 2001, 31–33, 41–43, 56f sowie Friedman 2006. Eine der Carnapschen Position verwandte, sich allerdings explizit als ‚realistisch ‘ausgebende Lesart linguistischer Rahmenwerke vertritt der Schlick-Schüler Herbert Feigl in seinem vieldiskutierten Aufsatz „Existential Hypotheses“ (vgl. Feigl 1950). Näheres dazu in Neuber 2011.

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  58. Schlick 1918, 3.

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  59. Ebd.

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  60. Schlick-Nachlass, A. 97-4.

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  61. Schlick 1918, 3.

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  62. Schlick 1918, 74.

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  63. Siehe oben, S. 58.

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  64. Schlick 1919, 203; Hervorh. M.N.

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  65. In der bisherigen Erforschung der philosophischen Entwicklung des frühen Schlick ist diese enge Ausrichtung Schlicks an der Kantschen Ding-an-sich-Lehre wenn überhaupt, dann meist nur am Rande berücksichtigt worden. Dass Schlicks Revisionismus an eben dieser Stelle ansetzt, ist für das Verständnis seiner Opposition gegen den ‚logischen Idealismus ‘Cassirers aber schlechthin essentiell. Daher ist es in unserem Zusammenhang unumgänglich, diesen Punkt etwas ausführlicher darzustellen. Überdies wird auf diesem Wege in indirekter Weise die von Michael Friedman (1999, 64ff.) aufgebrachte These belegt, dass Schlick — anders als Cassirer oder auch der frühe Reichenbach — einen über die Relativierung des Kantschen Apriori motivierten Revisionismus für nicht Erfolg versprechend hielt. Siehe dazu auch unten, Kapitel 4.

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  66. So v. a. Becher 1915; aber auch Riehl 1925b, 303ff. Speziell zu Riehls Deutung der Dinge an sich als Substanzen siehe Nordmann 2006, 254.

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  67. Schlick 1918, 237.

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  68. Schlick 1918, 245

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  69. Der Nachweis, dass es sich hierbei tatsächlich um einen eigenständigen Standpunkt in der Tradition des kritischen Realismus handelt, ist — wenn auch nicht hier — im Einzelnen allererst noch zu erbringen. Als besonders aufschlussreich erschiene mir dabei die Gegenüberstellung der Positionen Schlicks und Riehls, die, für sich genommen, ohnehin ein Desiderat darstellt. (Siehe aber neuerdings Heidelberger 2006 und 2007.)

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  70. Schlick 1919, 203.

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  71. Siehe aber die Ausführungen unten, S. 90f.

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  72. Schlick 1918, 69.

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  73. Ebd.

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  74. Ebd.

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  75. Ebd.

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  76. Ebd. Schlick orientiert sich dabei ganz ausdrücklich an der von Bertrand Russell in seinen Problems of Philosophy (1913) vorgenommenen Unterscheidung zwischen „knowledge of things“ und „knowledge of truths“ sowie an der bei Riehl (1925, 257) zu findenden (und der Sache nach verwandten) Differenzierung zwischen „Wissen“ und „Begreifen“. Vgl. Schlick 1918, 69, Fn.1. Doch im Gegensatz sowohl zu Russell als auch zu Riehl spricht Schlick dem ‚Kennen ‘(bzw. dem, was Russell als ‚knowledge of things ‘und Riehl als ‚Wissen ‘bezeichnet) nahezu jeglichen kognitiven Wert ab.

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  77. Schlick 1918, 229.

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  78. Ebd.

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  79. Schlick 1918, 72.

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  80. Schlick 1913, 486.

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  81. Vgl. etwa Schlick 1918, 199.

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  82. Vgl. Schlick 1918, 16f.

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  83. Schlick 1918, 17.

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  84. Schlick 1918, 17f.

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  85. Schlick 1918, 74.

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  86. Siehe dazu die ausführlichen, den Schlickschen Ansatz mit der Zeichentheorie von Helmholtz in Verbindung bringenden Darlegungen in Friedman 1997. Gemäß der von Charles Sanders Peirce etablierten zeichentheoretischen Trias von ‚index‘, ‚icon ‘und ‚symbol‘, wären Zeichen im Schlickschen Sinne das, was Peirce unter ‚symbol ‘versteht. Zur Peirceschen Zeichentheorie vgl. etwa Hookway 1985, 125ff. sowie Oehler 1979 und 1993, 126ff.

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  87. Vgl. Schlick 1918, 36f.

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  88. Vgl. Schlick 1918, 20, 74 sowie ansatzweise auch schon Schlick 1910a und Schlick 1915; ferner die ausführliche Rekonstruktion in Ryckman 1991.

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  89. Anmerkungsweise das Folgende zum wissenschafts-und philosophiehistorischen Hintergrund: Es deutet Einiges darauf hin, dass das Konzept der eindeutigen Zuordnung der Mathematik des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt den mit den Namen Dirichlet, Cantor und Dedekind verbundenen Arbeiten auf den Gebieten der Analysis, Mengenlehre und Zahlentheorie entstammt (vgl. Ryckman 1991, 58–61). Orientiert man sich an den von Schlick zitierten Referenzen, dann lässt sich diese Vermutung gut bestätigen. So erwähnt er an einer Stelle der AEL ausdrücklich Richard Dedekinds Was sind und was sollen die Zahlen (1888) als maßgeblichen Beitrag zur Etablierung des Zuordnungsdenkens in der Mathematik (vgl. Schlick 1918, 326). Daneben gibt es für ihn aber noch eine weitere Quelle, die — aufgrund ihrer größeren Nähe zur Erkenntnistheorie — vielleicht sogar als die wichtigere zu betrachten ist. Gemeint ist die von den Mitgliedern der Würzburger Schule der Denkpsychologie vertretene Lehre vom ‚anschauungslosen Denken‘, nach welcher sich der kognitive Bezug auf die jenseits unserer jeweiligen Empfindungsrealit ät zu lokalisierende ‚physikalische Außenwelt ‘rein begrifflich und somit ohne Zwischenschaltung anschaulicher Vorstellungen vollzieht (vgl. etwa Külpe 1904, Ach 1905, Messer 1906, Bühler 1907). Insbesondere die von Oswald Külpe im ersten Band seines philosophischen Hauptwerks Die Realisierung entwickelte Theorie der Begriffe als „fixierte Zuordnungen zwischen Zeichen und bezeichneten Gegenständen“ (1912, 226) stieß bei Schlick auf explizite Zustimmung (vgl. Schlick 1918, 20, Fn. 2). Überdies sah Schlick sehr deutlich, dass Külpe mit seinem auf den Bereich der wissenschaftlichen Begriffsbildung angewandten Zuordnungskonzept den Grundstein zu einer Spielart des kritischen Realismus legte, die sich für den Begründungszusammenhang der AEL als durchaus instruktiv erweisen sollte (vgl. Schlick 1918, 153f.).

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  90. Schlick 1918, 36.

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  91. Ebd.

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  92. Schlick 1918, 35.

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  93. Schlick 1918, 306.

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  94. Vgl. Kant 1787, B 197ff.

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  95. Vor diesem Hintergrund ist denn auch die für die ‚kopernikanische Wende ‘Kants charakteristische Gleichsetzung von „Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung“ mit den „Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung“ zu sehen. Vgl. B 197. Zu den weiteren Einzelheiten siehe Strawson 1966, 93ff., Henrich 1976 sowie jüngst Höffe 2004, Kap. 3.

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  96. Vgl. Natorp 1910, 95. Ganz ähnlich schon Cohen 1914, 14ff. Zu den wesentlichen Unterschieden zwischen dem Erkenntnisbegriff Kants und dem der Marburger Neukantianer vgl. die Ausführungen unten, Kap. 3, Abschn. a).

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  97. Schlick 1918, 326f. Ganz ähnlich schon Schlick 1910a, 397, wo es im Rahmen einer fundamentalen Kritik am (südwestdeutsch-) neukantianischen Erkenntnismodell Heinrich Rickerts (und unter ausdrücklicher Berufung auf den „Realismus“ Wilhelm Wundts) heißt: „[N]ach unserer Meinung muss jedes Urteil sich auf etwas Gegebenes gründen, worüber es gefällt wird, und dies Gegebene muss dem Urteil logisch vorhergehen.“

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  98. Vgl. Reichenbach 1920, 32ff.

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  99. Dass man diesem ‚Reiz des Transzendentalen ‘auch heute noch komplett erliegen kann, dokumentieren die Ausführungen in Höffe 2004.

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  100. So auch schon Ernst Mach in seinem — ursprünglich 1903 im Monist erschienenen — Aufsatz „ Raum und Geometrie vom Standpunkt der Naturforschung“: „Erkenntnistheoretische Fragen über Raum und Geometrie gehen [...] den Physiologen und Psychologen, den Physiker, Mathematiker, den Philosophen und Logiker an, und können nur durch Beachtung der sehr verschiedenen sich hier darbietenden Gesichtspunkte allmählich ihrer Lösung zugeführt werden“ (Mach 1906, 389). Ganz ähnlich Hausdorff 1903, 1. Einen guten Überblick über die vielfach verschränkten Dimensionen in der damaligen Diskussion des Raumproblems bietet Friedman 2002; ferner Torretti 1978, Hatfield 1990 und DiSalle 2006a.

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  101. Zu den Einzelheiten der Entstehungs-und Publikationsgeschichte von Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik vgl. den Editorischen Bericht in Engler/ Neuber 2006, 121–157.

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  102. Schlick 2006, 267.

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  103. Vgl. Engler/ Neuber 2006, 21f.

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  104. Vgl. dazu ausführlich Engler/ Neuber 2006, 24–36.

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  105. Vgl. dazu ausführlich Scholz 1982 und Banks 2005; siehe ferner Hatfield 1990, 119–128.

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  106. Vgl. Herbart 1829, 118; ferner Herbart 1993, 303f.

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  107. Herbart 1993, 304.

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  108. Im Hintergrund steht dabei eine ganz bestimmte Interpretation der Monadologie von Leibniz. Die Leibnizischen Monaden, so Herbart, existieren nicht im sinnlichen, sondern im intelligiblen Raum. Darum, so Herbart weiter, „ist die Theorie des intelligiblen Raumes ein unentbehrliches Hauptstück der Metaphysik“ (Herbart 1993, 304f.). Näheres zur Leibniz-Deutung Herbarts bei Rescher 1979, 87 und 92f.

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  109. Vgl. Schlick 1918, 225.

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  110. Schlick 2006, 273.

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  111. Schlick 2006, 272.

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  112. Vgl. Schlick 2006, 272f.; ferner Schlick 1918, 237–239 u. 263f. 121 Ganz in diesem Sinne heißt es auch bei Herbart: „ [D]ie Verwechslung der Begriffe und Erklärungen, die für den intelligiblen Raum gelten, mit denen, welche den sinnlichen oder psychologischen Raum betreffen, ist einer der tiefsten Gründe der Verkehrtheit dessen, was bisher Metaphysik geheißen hat.“ (1993, 305)

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  113. Vgl. etwa Schlick 1918, 220, 222; ferner Schlick 2006, 270.

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  114. Vgl. Goodman 1978.

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  115. Vgl. dazu Hacking 1999.

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  116. Höffe (2004, 42) umschreibt dieses Kantsche Objektivitätskonzept recht treffend mit dem Schlagwort „Objektivität durch Subjektivität“. Ähnlich Putnam, der im gegebenen Kontext die Wendung „objectivity for us“ vorschlägt (vgl. Putnam 1981, 55) und diese mit seiner — in starkem Maße durch Kant inspirierten — Position des ‚internen Realismus ‘in Verbindung bringt.

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  117. Die Wendung ‚Mythos des Gegebenen ‘geht, wie allgemein bekannt ist, zurück auf Sellars 1956.

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  118. Dass Mach bei weitem weniger ‚positivistisch ‘war, als von Planck (und vielen anderen) behauptet, ist ein — von Paul Feyerabend in Umlauf gebrachter (vgl. Feyerabend 1978) — exegetischer Detailaspekt, auf den hier nicht näher eingegangen werden kann. (Siehe aber Neuber 2002)

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  119. Planck 1934, 5f.

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  120. Schlick 1910b, 121f.

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  121. Ebd. Schlick beruft sich dabei u. a. auf die Zurückführung der Akustik auf Mechanik und auf die Zurückführung von Optik auf Elektrodynamik, wodurch Akustik und Optik „ jede wesentliche Beziehung zu Ohr und Auge verloren“ hätten (Schlick 1910b, 122). So auch Planck 1934, 3.

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  122. Vgl. Daston 1992.

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  123. Nagel 1991, 13.

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  124. Nagel 1991, 14.

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  125. Nagel 1991, 37.

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  126. Schlick 1918, 233.

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  127. Schlick 1918, 234.

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  128. Vgl. etwa Friedman 1983, 21–24; Friedman 1997, 22–28, 37–50; Friedman 1999, 37–42; Friedman 2002, 203–206, 214–216; Ryckman 1992; Howard 1999; Pulte 2006; Engler/Neuber 2006, 37–40; Heidelberger 2007, 40–44.

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  129. Dies gilt im Grunde für die gesamte angeführte englischsprachige Literatur mit Ausnahme von Heidelberger 2007.

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  130. Vgl. Schlick 1918, §26.

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  131. Schlick 1919, 196; Hervorh. M.N.

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  132. Vgl. etwa Schlick 2006, 271f.

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  133. Kant 1787, B 39.

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  134. Ebd.

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  135. Schlick 2006, 272; Hervorh. M.N.

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  136. Schlick 1918, 219.

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  137. Vgl. Fodor 1983.

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  138. Die folgenden Ausführungen entsprechen — z. T. wörtlich — den Ausführungen in Engler/ Neuber 2006, 30–32 und werden hier daher in typographisch veränderter Form abgedruckt und in Anführungszeichen gesetzt.

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  139. Vgl. Heymans 1905, §56.

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  140. Vgl. Schlick 1918, 221.

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  141. Entscheidend ist hierbei die Annahme dreier, den Bewegungsempfindungen zukommender ‚Richtungsgefühle‘: bei Bewegung von oben nach unten (und umgekehrt), bei Bewegung nach links und nach rechts und bei Bewegungen nach vorne und nach hinten. Siehe dazu im Detail v. a. Heymans 1905, 205f.

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  142. Vgl. zum Folgenden v. a. auch Schlick 1918, 221f.

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  143. Schlick-Nachlass, A. 1, Bl. 9.

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  144. Vgl. Schlick-Nachlass, A. 1, Bl. 9.

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  145. Siehe dazu erstmals ausführlich Schlick 1910b, insbes. Abschn. 5.

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  146. Vgl. James 1890, Kap. XX.

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  147. Vgl. Schlick-Nachlass, A. 1, Bl. 10. Wie aus Schlicks Rezension der Principles of Psychology (vgl. Schlick 1912) hervorgeht, hielt er James für einen bedeutenden Psychologen, dessen im engen Sinne philosophische Ansichten (wie insbesondere seine Wahrheitstheorie) man getrost vernachlässigen könne.

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  148. Vgl. Schlick 2006, 275.

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  149. Schlick 2006, 273.

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  150. Schlick 1918, 222.

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  151. Die folgenden Ausführungen verdanken sich einer Reihe äußerst aufschlussreicher (in Rostock und Wien geführter) Diskussionen mit Michael Friedman. In der Sache orientieren sie sich stark an den Darlegungen in Friedman 2002.

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  152. Einstein 1921, 4f.

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  153. Vgl. etwa Friedman 1999, 26f., 35–37, 64f. und Friedman 2002, 203f. sowie neuerdings Seck 2008, 70ff.

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  154. Hilbert 1899, 2.

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  155. Schlick 1918, 34.

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  156. Ebd.

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  157. Schlick 1918, 35.

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  158. Schlick 1918, 34f.

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  159. So auch Friedman: „ Such a conception of pure geometry would make no sense at all to Kant, for whom even geometrical reasoning requires the a priori manifolds supplied by pure intuition. Geometrical thinking is necessarily spatial in the intuitive sense, and ‚uninterpreted geometry ‘is a contradiction in terms.“ (Friedman 1999, 26, Fn. 12)

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  160. Einstein 1921, 5.

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  161. Planck 1934, 44.

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  162. Schlick 2006, 196.

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  163. Einstein 1921, 6.

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  164. Einstein 1921, 9.

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  165. Schlick 2006, 201.

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  166. Vgl. Schlick 1918, 234f.

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  167. Wie Michael Heidelberger (2007, 38ff.) überzeugend nachgewiesen hat, orientiert sich Schlick in diesem Zusammenhang sehr stark an der Konzeption des „ Denkraums“ bei Riehl.

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  168. Schlick 1916, 246f.

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  169. Schlick 1918, 235.

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  170. Wissenschaftshistorisch gesehen bezieht sich Schlick hierbei hauptsächlich auf die Methoden der zeitgenössischen Introspektionspsychologie (vgl. Schlick 1918, 245f.). Eine durchgehend physiologisch verfahrende Psychologie wäre nach seiner Ansicht nicht mehr nur rein qualitativ; aber sie wäre auch letztlich nicht mehr Psychologie, sondern vielmehr das, was er recht treffend als „ Physik der Gehirnvorg änge“ (1918, 247) bezeichnet. Ein interessantes Gegenmodell zu diesem, auf einer grundlegenden Skepsis gegenüber der Möglichkeit von ‚Empfindungsmessungen ‘beruhenden Ansatz findet sich — unter den Vorzeichen der ‚Psychophysik ‘bei Gustav Theodor Fechner. Siehe dazu ausführlich Heidelberger 1993, Kap.

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  171. Anmerkungsweise als Beleg das folgende, etwas längere Zitat: „ Das Wesen der quantitativen Erkenntnis besteht [...] darin, dass sie den erkannten Gegenstand in eine Summe von Einheiten auflöst, welche unverändert und unter sich völlig gleich in ihm wiedergefunden und gezählt werden können. Auf diese Weise werden zunächst alle räumlichen Größen (Strecken, Winkel, Volumina usw.) und sodann (durch Vermittlung des Geschwindigkeitsbegriffs) die Zeitstrecken der Herrschaft der Zahl unterworfen. Alle Relationen der objektiven raumzeitlichen Ordnung werden auf eine bloße Zählung von Einheiten und damit aufeinander zurückgeführt. Von den anschaulichen Raum-Zeit-Verhältnissen gilt dies natürlich nicht; für die Anschauung sind die verschiedenen Lage-und Zeitrelationen im allgemeinen durchaus qualitativ verschieden; eine horizontale und eine vertikale Strecke, eine rechts gelegene und eine links gelegene z. B. sind anschaulich meist keineswegs von gleicher Qualität. Die Zahlbegriffe und damit die quantitative Erkenntnis beziehen sich vielmehr durchaus auf die transzendente Ordnung. Es ist von höchster Wichtigkeit, dies zu bemerken: die objektive Welt ist der Gegenstand der quantitativen Erkenntnis. Alle Zahlen der Naturwissenschaften bezeichnen direkt nicht etwa Beziehungen zwischen unmittelbar gegebenen Elementen, sondern zwischen transzendenten Größen, deren objektiver ‚Ort ‘durch Zuordnung zu Koinzidenzerlebnissen definiert ist. Mit Hilfe dieser Methode kann jeder dieser ‚Orte ‘oder ‚Punkte ‘des objektiven Ordnungssystems (jeder ‚Weltpunkt ‘in der Sprache der modernen Physik) durch vier Zahlenangaben bezeichnet werden, und jedes System in seiner Gesamtheit lässt sich auffassen als der Inbegriff aller Zahlenquadrupel.“ (Schlick 1918, 238f.)

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  172. So auch Carnap 1922, 83, Fn.; vgl. ferner Friedman 2002, 214.

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  173. So zunächst auch die — später revidierte — Deutung in Friedman 1983, 22–25.

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  174. Petzoldt 1921, 206.

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  175. Schlick 2006, 231f.

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  176. Die folgenden Ausführungen verdanken sich einer äußerst instruktiven (auf einer Bahnfahrt von Rostock nach Berlin geführten) Diskussion mit Don Howard. In der Sache orientieren sie sich an der von Howard etablierten Differenzierung zwischen „point coincidences“ und „pointer coincidences“ (vgl. Howard 1999).

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  177. Ganz abgesehen davon, dass er der bloßen Wahrnehmung keinen kognitiven Wert zuschreibt: „Die reine, unverarbeitete Wahrnehmung (Empfindung) ist ein bloßes Kennen; es ist ganz falsch von einer ‚Wahrnehmungserkenntnis ‘zu sprechen, wenn man sie im Auge hat; die Empfindung gibt uns keinerlei Erkenntnis, sondern nur eine Kenntnis der Dinge.“ (Schlick 1918, 72)

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  178. Zu einer neueren, der Sache nach aber verwandten Beobachtungstheorie dieser Art vgl. Shapere 1982.

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  179. Schlick 2006, 278f.

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  180. Vgl. Schlick 2006, 280f.

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  181. Schlick 2006, 281.

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  182. Ebd.

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  183. Ähnlich Reichenbach 1924, 27: „Jedoch ist die Loslösung des Koinzidenzbegriffs von der Wahrnehmung für die Konstruktion der Außenwelt unvermeidlich. Erst mit ihrer Durchführung wird der Beobachter ausgeschaltet, und objektive Tatsachen treten an die Stelle subjektiver Erlebnisse.“ Man kann, beiläufig gesagt, davon ausgehen, dass der sowohl von Reichenbach als auch von Schlick immer wieder bemühte Konstruktionsjargon gewichtigen Einfluss hatte auf Carnaps Der logische Aufbau der Welt (1928). Dass die von Carnap präsentierte Umsetzung nicht die einzig mögliche ist bzw. dass der Konstruktionsbegriff auch — pace Carnap — mit einem Realismus, wie ihn der frühe Schlick und der spätere Reichenbach ursprünglich intendierten, durchaus kompatibel ist, belegt der in jüngerer Zeit von Ronald Giere vertretene „konstruktive Realismus“ (vgl. Giere 1988).

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  184. Schlick 1918, 237.

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  185. Ich gehe hier von der herkömmlichen Auffassung aus, dass Strukturen als Gefüge oder ‚Netze ‘von Relationen definiert werden können. Siehe dazu im Einzelnen Lyre 2006 sowie Esfeld/ Sachse 2010, 64f.

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  186. Schlick 1918, 321; vgl. ferner Schlick 2006, 277f. und Schlick 1915, 172–175.

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  187. Vgl. Worrall 1989

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  188. Siehe zu diesem Einwand v.a. Ladyman 1998 und Psillos 2001.

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  189. Vgl. Ladyman 1998 sowie French/Ladyman 2003.

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  190. Siehe zu diesem Einwand insbesondere Cao 2003 und Esfeld 2008, 119f.

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  191. Vgl. Esfeld 2008, Kap. 3 und 4.

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  192. Siehe dazu v.a. auch Esfeld/ Sachse 2010, insbes. Kap. 2.

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  193. Schlick 1918, 245.

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  194. Dieser Gedankenzusammenhang findet sich sehr deutlich ausgedrückt in der folgenden Briefstelle bei Einstein: „ Real ist physikalisch nichts als die Gesamtheit der raumzeitlichen Punktkoinzidenzen. Wäre z.B. das physikalische Geschehen aufzubauen aus Bewegungen materieller Punkte allein, so wären die Bewegungen der Punkte, d.h. die Schnittpunkte ihrer Weltlinien das einzig Reale, d.h. prinzipiell beobachtbare. Diese Schnittpunkte bleiben natürlich bei allen Transformationen erhalten (und es kommen keine neuen hinzu), wenn nur gewisse Eindeutigkeitsbedingungen gewahrt bleiben. Es ist also das natürlichste, von den Gesetzen zu verlangen, dass sie nicht mehr bestimmen als die Gesamtheit der zeiträumlichen Koinzidenzen. Dies wird nach dem Gesagten bereits durch allgemein kovariante Gleichungen erreicht.“ (Albert Einstein an Michele Besso, 3. Januar 1916). Das Konzept der Weltlinie selbst geht auf Hermann Minkowski zurück. Und auch dieser sieht bereits den unmittelbaren Bezug zum physikalischen Realitätsproblem. So heißt es in Minkowskis berühmten (1908 gehaltenen) Vortrag „Raum und Zeit“: „Die ganze Welt erscheint aufgelöst in solche Weltlinien, und ich möchte gleich vorwegnehmen, dass meiner Meinung nach die physikalischen Gesetze ihren vollkommensten Ausdruck als Wechselbeziehungen unter diesen Weltlinien finden dürften.“ (Minkowski 1913, 57)

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  195. Esfeld (auf dessen Position wir, wie gesagt, im Schlusskapitel noch einmal zurückkommen werden) geht in eine ganz ähnliche Richtung wie Schlick, wenn er schreibt: „ Objekte anzuerkennen, die in Relationen stehen, ist eine Weise, in welcher der moderate Strukturenrealismus der alten Substanz-Attribut-Kategorie Tribut zollt. Man mag die betroffenen Objekte als Substanzen ansehen. Sie sind Substanzen jedoch nur in dem Sinne, dass sie in Relationen stehen. Sie sind nicht Substanzen im Sinne von etwas, das eigenständig existiert und damit intrinsische Eigenschaften hat, und sie sind auch nicht Substanzen im Sinne von etwas, das als Ganzes eine Zeit lang verharrt und damit keine zeitlichen Teile hat. Um solche Konnotationen zu vermeiden, ist es besser, nur von Objekten zu sprechen. Prozesse und deren vierdimensionale Teile, Ereignisse, können ohne weiteres solche Objekte sein, die in den Relationen stehen. Ein Raumzeitpunkt beispielsweise kann ein Objekt sein, das in metrischen Relationen steht.“ (Esfeld 2008, 121)

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  196. Joia Lewis Turner spricht in diesem Zusammenhang von „ Schlick’s Dilemma“ (Turner 1996, 292) und bezweifelt, dass es Schlick gelungen ist, die Kluft zwischen den bloß subjektiv-anschaulichen Daten der Psychologie und dem objektivbegrifflichen Theoriegefüge der Physik zu überbrücken (vgl. Turner 1996, 298–300). Selbiges gelte für die vom späteren, Wiener Schlick etablierte Dichotomie vom ‚Form ‘und ‚Inhalt’ sowie für das von Schlick in der Protokollsatz-Debatte vertretene Konzept der „Konstatierungen“ (vgl. Turner 1996, 300–307). Auch Michael Friedman gibt sich in diesem Zusammenhang skeptisch: „[...] Schlick’s starkly dualistic opposition between intuitive acquaintance and conceptual knowledge presents us with a fundamental obscurity, if not an outright incoherence. How can initial data that are not (yet) conceptualized possibly serve as the basis for an epistemological construction of conceptual knowledge?“ (Friedman 1999, 42) Darauf wäre zu antworten, dass die für Friedman einzig in Frage kommende Alternative — die Annahme einer von vornherein begrifflich ‚imprägnierten ‘Anschauungsbasis — in systematischer Hinsicht nicht weniger obskur ist und, programmatisch gesehen, im Unterschied zum Schlickschen ‚Dualismus ‘(zumindest tendenziell) das Tor zum Relativismus öffnet. Dennoch halte ich die Bedenken Turners und Friedmans für durchaus berechtigt: Die Koinzidenzmethode ist sicher nicht der unmstittene ‚Königsweg ‘zur Überbrückung der sich auf der Grundlage der Annahme eines grundlegenden Dualismus von Anschauung und Begriff ergebenden Kluft. Andererseits muss man aber sehen, dass der von Schlick in Anschlag gebrachte Dualismus als solcher in den erkenntnistheoretischen Diskussionen der Gegenwart — Stichwort ‚nonceptual content ‘— nach wie vor eine zentrale (und systematisch ernst genommene) Rolle spielt. Siehe in diesem Zusammenhang die Beiträge in Gunther 2003.

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  197. Siehe dazu die Ausführungen oben, S. 99.

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  198. Schlick 2006, 209f.

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  199. Im Falle der allgemeinen Relativitätstheorie handelt es sich nach Schlick dabei um die „ grundlegende Konvention [...], dass im Kleinen die spezielle Relativit ätstheorie mit ihren Euklidischen Bestimmungen gelten soll“ (Schlick 2006, 284). Siehe dazu auch DiSalle 2006a, 87.

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  200. Vgl. etwa Poincaré 1906, 72f.: „ Man sieht, dass die Erfahrung eine unumg änglich notwendige Rolle in der Genesis der Geometrie spielt; aber es würde ein Irrtum sein, daraus zu schließen, dass die Geometrie — wenn auch nur teilweise — eine Erfahrungswissenschaft sei. [...] Die Erfahrung leitet uns in dieser Wahl, zwingt sie uns aber nicht auf; sie lässt uns nicht erkennen, welche Geometrie die richtigste ist, wohl aber, welche die bequemste ist.“ Siehe in diesem Zusammenhang ferner Poincaré 1908, 95–103 und Poincar?e 1913, Kap. II sowie die vorzügliche Rekonstruktion des Poincaréschen Konventionalismus in Torretti 1978, 320–358.

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  201. Vgl. Ryckman 1992.

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  202. Schlick 2006, 284.

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  203. Vgl. Schlick 2006, 284: „ Die Bezeichnung der Tatsachen durch Urteile setzt, wie jede Zuordnung, irgendwelche willkürlichen Festsetzungen voraus; eine Messung z.B. wird erst durch solche möglich.“

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  204. Uebel 2000, 48. Siehe in diesem Zusammenhang auch Howard 1984.

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  205. Vgl. Kant 1787, B 518f.

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  206. Albert Einstein an Moritz Schlick, 6. Februar 1917 — zitiert nach Engler/ Neuber 2006, 127. Zu den Einzelheiten der (sich bis in die 1930er Jahre erstreckenden und sich im Tonfall gegen Ende hin stark abkühlenden) Einstein-Schlick-Korrespondenz vgl. Howard 1984 und Hentschel 1986.

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  207. Max Born an Moritz Schlick, 11. Juni 1919 — zitiert nach Engler/ Neuber 2006, 141. Weiterhin heißt es in dem Brief: „ Seit ich in Ihrem Buche [gemeint ist die AEL] die scharfen Formulierungen der Sätze gefunden habe, die mir immer vorschwebten, habe ich den Mut gefunden, sie meinen Schülern vorzutragen. Ich lese jetzt eine ‚Einführung in die theoretische Physik‘; darin habe ich, statt der üblichen kurzen Übersicht über die Wissenschaft, ausführlich über die erkenntnistheoretischen Grundlagen gesprochen; vor allem den Leuten klar zu machen gesucht, dass die Wirklichkeit, auf welche sich die Aussagen der Physik beziehen, nicht die Welt des ‚Gegebenen ‘ist — um Ihren treffenden Ausdruck zu gebrauchen — sondern die transzendente Welt, die uns durch die Abbildung auf die logischen Begriffssysteme zugänglich ist. Ich glaube mein Ziel erreicht zu haben, wenn ich den Leuten klar gemacht habe, dass die Realität eines Atoms oder Elektrons nicht größer oder geringer ist als die der Sonne oder der Wandtafel, auf die ich schreibe; dass diese Dinge alle nur ‚existieren ‘aufgrund einer Theorie, d.h. eines Systems logischer Verknüpfungen, deren Begriffe gelegentlich Abbildungen auf die Welt des ‚Gegebenen ‘zulassen. Nur von diesem Standpunkte aus ist ja die heutige Entwicklung der Physik, vor allem der Relativitätstheorie, verständlich.“

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Neuber, M. (2012). Schlick — Das Raumproblem im ‚kritischen Realismus‘. In: Die Grenzen des Revisionismus. Schlick, Cassirer und das ‚Raumproblem‘. Schlick-Studien, vol 2. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0966-3_3

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