Zusammenfassung
Unsere Haltung wird bekanntlich wesentlich von Erfahrungen beeinflußt, die wir in der Vergangenheit gemacht haben. Zu den Erfahrungen, die sich sehr tief in unserem Bewußtsein festgesetzt haben, gehört der Begriff der „Schule“. Auch Schulung erinnert an Schule. Ist es vielleicht die Tatsache, daß wir in der Schule zum ersten Male in stärkerem Maße unsere mitmenschliche Abhängigkeit zu spüren bekamen, die der Mehrzahl der Menschen, wenn sie ehrlich sind, trotz der Äußerung in späterem Alter, sie möchten noch einmal in die Schule gehen, der Schule gegenüber eine gewisse Reserve auferlegt? Distanzmäßig also eine Haltung, die zwar die Notwendigkeit der Schule anerkennt, sich bis zu einem gewissen Grade zu ihr hingezogen fühlt und doch in der Ablehnung die Hinneigung so weit übersteigend, daß man nicht mehr ernstlich in sie hineingehen möchte. „Die Schule des Lebens“ bedrückt uns oft schon zur Genüge. Prof. v. Wiese sagte wahrscheinlich auch aus diesem Grunde „Erwachsenenbildung“.
Im Gegensatz zu meinen Ausführungen in der Frage der Abhängigkeiten im Betriebe, in denen ich viele Beispiele erst sammelte, nachdem ich mich zu einer Behandlung des gestellten Themas entschlossen hatte, liegt die Zeit, in der ich mich mit Erwachsenenschulung befaßte, um viele Jahre zurück. Es ist also nicht die Unmittelbarkeit der augenblicklichen Beobachtung, die die Darstellung beeinflußt, sondern die in der Rückerinnerung als wesentlich angenommenen Gesichtspunkte. Außerdem sind meine Erfahrungen begrenzter als die Überschrift andeutet. Sie stützen sich wie auch im andern Thema auf Beziehungen, die mit zumeist in der Industrie Beschäftigten gemacht wurden. Nicht alle Teilnehmer kamen freiwillig, was aber, wie wir später noch sehen werden, für den Vortragenden, Lehrer oder Leiter einer Arbeitsgruppe keineswegs eine Erleichterung in der Durchführung bedeutet, wesentlich abhängig allerdings von der Tatsache, in welcher Weise er sich von seinen Zuhörern oder Mitarbeitern abhängig fühlt. Ich habe in langen Jahren Vorträge gehalten, Arbeitsgruppen geführt, Lerngruppen organisiert und Lehrkräfte zur Erreichung eines bestimmten Lehrzieles bei ihren „Schülern“ unterrichtet. In der eigenen Themenstellung handelte es sich vorwiegend um soziologische Aufgaben, auch wenn dies in jenen Jahren zumeist nicht direkt ausgesprochen wurde.
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Mennecke, K. (1951). Abhängigkeit und Selbständigkeit in der Erwachsenenbildung. In: von Wiese, L. (eds) Abhängigkeit und Selbständigkeit im Sozialen Leben. Schriften der Soziologischen Abteilung des Forschungsinstituts für Sozial- und Verwaltungswissenschaften in Köln. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-20455-8_24
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