Zusammenfassung
Es gibt kein ganz selbständiges und kein nur durch den Einfluß anderer bestimmtes geistiges Verhalten des Menschen1. Wir wollen deshalb bei der Darstellung von Abhängigkeit und Selbständigkeit im religiösen Leben des katholischen Christen nichts Unmögliches unternehmen. Es kann sich nur darum handeln darzustellen, in welchen Graden das religiöse Leben des katholischen Christen in seinen verschiedenen Gestalten und Äußerungen selbständig oder abhängig ist. Dabei bleiben unbewußte, schon in biologischen Gemeinsamkeiten liegende und die in anderen, geistigen Lebensbereichen wie Wirtschaft, Politik, Kunst, Wissenschaft und dergleichen bestehenden zwischenmenschlichen Abhängigkeiten, die durch mehr oder weniger zahlreiche Vermittlungsstufen hindurch auch auf das religiöse Leben einwirken können, außerhalb der Untersuchung. Wir fassen hier nur das bewußte religiöse Leben ins Auge und fragen: Wie weit wird es als abhängiges oder selbständiges vom katholischen Christen oder seiner kirchlichen Gemeinschaft erlebt und gewollt?
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Referenzen
Vgl. den einleitenden Teil dieses Werkes; ferner Th. Litt, Individuum u. Gemeinschaft. 3. 1926,
N. Monzel, Struktursoziologie u. Kirchenbegriff, 1939, 92 ff.
Über die verschiedenen Grade der Sozialität u. Intimität des Erlebens vgl. M. Scheler, Der Formalismut in der Ethik u. die materiale Wertethik. 3. 1927, 584 ff.
Vgl. R. Guardini, Über Sozialwissenschaft und Ordnung unter Personen, in: Unterschei dung des Christlichen. 1935; ferner E. Spranger, Lebensformen. 5. 1925, 259 f u. 269 f.
Vgl. E. Husserl, Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philo sophie. 1913, 161 ff.
Fr. von Hügel, Briefe an seine Nichte. Übers, aus dem Englischen von Schmidthüs. 1947, 10.
Vgl. z. B. Lucie Christine, Geistliches Tagebuch. Übers, aus d. Französischen v. Guardini, 1921.
So z. B. sehr ausführlich u. gründlich Fr. Pilgram, Physiologie der Kirche. 1860, neue Ausgabe 1931, 394 ff; ferner K. Adam, Das Wesen des Katholizismus. 8. 1936, 37 f.
Das kommt besonders gut zur Darstellung bei Fr. Tillmann, Handbuch der katholischen Sittenlehre. III. u. IV. Bd. 1934/35.
Vgl. G. Gundlach S. J., Zur Soziologie der katholischen Ideenwelt und des Jesuitenordens. 1927, 50 f.
K. Heim, Das Wesen des evangelischen Christentums. 5. 1929, 116 f.
Päpstliche Enzyklika: Mystici Corporis Christi, vom 29. 6. 1943, deutsch-latein. Ausgabe Freiburg 1947.
A. v. Harnack (Lehrbuch der Dogmengeschichte. 4. I. Bd. 1909, 82) und E. Troeltsch (Ges. Schriften. 1912 ff. I. Bd., 86 u. IV. Bd., 127) waren zwar der Meinung, daß diese Momente in der Verkündigung Jesu nicht enthalten seien bzw. eine starke „Verengung des ursprünglichen soziologischen Gedankens Jesu” bedeuteten; aber sie gaben doch zu, daß jene Momente schon im Christentum des ersten Jahrhunderts sich finden.
Vgl. Fr. Schnabel, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. IV. Bd. 1936, 270 ff;
K. Neundörfer, Die Kirche als gesellschaftliche Notwendigkeit, in: Zwischen Kirche u. Welt. 1927.
Vgl. K. Rahner, S. J., Der Einzelne und die Kirche, in: Stimmen der Zeit, 72. Jahrg. (1946/47).
Th. Haecker, Tag- und Nachtbücher. 1947, 157.
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Monzel, N. (1951). Abhängigkeit und Selbständigkeit im Katholizismus. In: von Wiese, L. (eds) Abhängigkeit und Selbständigkeit im Sozialen Leben. Schriften der Soziologischen Abteilung des Forschungsinstituts für Sozial- und Verwaltungswissenschaften in Köln. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-20455-8_11
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