Zusammenfassung
In der vorliegenden Studie werden Veränderungen des politischen Systems und der Gesellschaftsordnung in der DDR, die seit einigen Jahren erkennbar sind, empirisch und systematisch untersucht. Der organisatorische Aufbau und die soziale Struktur der politischen Entscheidungsgremien: das Zentralkomitee der SED, das Politbüro und das Sekretariat des Zentralkomitees, stehen im Vordergrund der Analyse. Erscheinungen des Wandels in der SED wie in zahlreichen anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft der DDR beginnen seit etwa 1956/57 immer deutlicher hervorzutreten. Ihre Spuren sind in der Organisationsstruktur dieser Partei ebenso zu finden wie in der sozialstrukturellen Zusammensetzung ihrer Führungsgremien und der in ihnen wirkenden Eliten; sie sind im ideologischen Kernbereich des Marxismus-Leninismus ebenso nachzuweisen wie auf dem Feld der »operativen« Ideologie, also der Auslegung des Kerndogmas durch die Parteispitze.
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Referenzen
Im folgenden steht also bei der Analyse der DDR-Gesellschaft nicht so sehr der Integrations-, sondern vielmehr der Konfliktaspekt im Vordergrund. Dabei werden Konflikte stets ebenso als soziale wie als politische verstanden. Zur soziologischen Analyse des sozialen Konflikts vgl. vor allem Ralf Dahrendorf, »Die Funktionen sozialer Konflikte«, in: ders., Gesellschaft und Freiheit. Zur soziologischen Analyse der Gegenwart, München 1961, S. 112 ff.; sowie Lewis A. Coser, Theorip sozialer Konflikte (Soziologische Texte, Bd. 30), Neuwied-Berlin 1965. Zur marxistischen Auffassung des Konflikts neuerdings: Jaroslav Klofác und Vojtêch Tlustý, »Die soziologische ›Theorie des Konflikts‹ und die dialektische Theorie der Widersprüche«, in: Soziale Welt, 16. Jg. (1965), Heft 4, S. 309 ff.
Vgl. dazu Martin Drath, »Totalitarismus in der Volksdemokratie«, Einleitung zu: Ernst Ridiert, Macht ohne Mandat. Der Staatsapparat in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (Schriften des Instituts für politische Wissenschaft, Bd. 11), 2. Aufl., Köln-Opladen 1963, S. XXVII und passim.
Näheres dazu im Aufsatz des Verfassers: Peter Christian Ludz, »Entwurf einer soziologischen Theorie totalitär verfaßter Gesellschaft«, in: Studien und Materialien zur Soziologie der DDR, hrsgg. von Peter Christian Ludz (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 8), Köln-Opladen 1964, S. 19 ff.
Dazu Gösta Carlsson, »Betrachtungen zum Funktionalismus«, in: Logik der Sozialwissenschaften, hrsgg. von Ernst Topitsch (Neue wissenschaftliche Bibliothek, Bd. 6), Köln-Berlin 1965, S. 236 ff.
Dazu ausführlich Boris Meissner, »Die große Verwaltungsreform Chruschtschows«, in: Osteuropa, 13. Jg., Heft 2–3 (Februar/März 1963), S. 81 ff.
Dagegen setzte in der CSSR die Diskussion über die Umstrukturierung der Parteiorganisation im Rahmen der-Veränderungen des Wirtschaftssystems später als in der DDR ein. Vgl. dazu den Artikel des Vizepräsidenten der Juristischen Fakultät der Universität Bratislava, Jan Skalond, der unter dem Titel »Die Partei und die Theorie des Managements« am 5. August 1965 in der Wochenzeitschrift Predvoj erschienen ist.
Vgl. das Referat von Walter Ulbricht auf der 11. Tagung des Zentralkomitees der SED, »Probleme des Perspektivplanes bis 1970«, in: Nettes Deutschland vom 18. Dezember 1965, S. 3 ff. Allerdings ist nicht jede Abteilung des Volkswirtschaftsrates in einem selbständigen Industrieministerium aufgegangen. Gemäß dem Stand vom 1. Januar 1963 hatte der Volkswirtschaftsrat rd. 16 Abteilungen: Energie; Kohle; Schwarzmetallurgie; NE-Metallindustrie und Kali; Gießereien und Schmieden; Staatliche geologische Kommission; Chemie; Schwermaschinenbau; Allgemeiner Maschinenbau; Elektrotechnik/Elektronik; Werkzeugmaschinen und Automatisierung; dem Bereich des Maschinenbaus direkt unterstellte Forschungs- und Entwicklungsstellen; Textil, Bekleidung, Leder; Holz, Papier, Polygraphie; Glas und Keramik; Lebensmittel. Vgl. Herbert Kusicka und Wolfgang Leupold, Industrieforschung und Ökonomie. Zu einigen Problemen der Ökonomie geistig-schöpferischer Arbeit und der materiellen Interessiertheit in Forschung und Entwicklung in der Industrie der DDR, Berlin 1966, S. 39. Im Anschluß an das 11. Plenum des Zentralkomitees der SED (Dezember 1965) wurden die neun folgenden Industrieministerien gebildet: Grundstoffindustrie; Erzbergbau und Metallurgie; Chemische Industrie; Elektrotechnik und Elektronik; Schwermaschinen- und Anlagenbau; Verarbeitungsmaschinen- und Fahrzeugbau; Leichtindustrie; Bezirksgeleitete und Lebensmittelindustrie; Materialwirtschaft. — Siehe im einzelnen Kapitel II der vorliegenden Studie.
Auf dem 7. Plenum des Zentralkomitees (2. bis 5. Dezember 1964) verkündete Kurt Hager, Mitglied des Politbüros und Leiter der Ideologischen Kommission beim Politbüro, daß auch die Ideologische Kommission einen Perspektivplan bis 1970 ausarbeiten würde. Außerdem ist der Machtzuwachs Hagers daran abzulesen, daß ihm seit diesem Zeitpunkt auch die Aktionen der SED in den Wohngebieten unterstellt sind. — Zur Aussage über das »neue ökonomische System «vgl. Karl C. Thalheim, »Liberalisierungstendenzen im Ostblock?«, in: Der Osten auf dem Wege zur Marktwirtschaft (Wirtschaft und Gesellschaft in Mitteldeutschland, Bd. 6), Berlin 1967, S. 40.
Vgl. Walter Ulbrichts Rede auf dem VI. Parteitag der SED, »Das Programm des Sozialismus und die geschichtliche Aufgabe der SED«, in: Protokoll der Verhandlungen des VI. Parteitages der SED. 15. bis 21. Januar 1963 in der Werner-Seelenbinder-Halle zu Berlin, 4 Bände, Berlin 1963 (im folgenden zitiert: Protokoll VI. Parteitag), I, S. 207.
Vgl. dazu für die Sowjetunion Boris Meissner, Rußland unter Chruschtschow (Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Dokumente und Berichte, Bd. 15), München 1960, S. 198 ff.
Im einzelnen dazu bis zu den Jahren 1956/57 Carola Stern, Porträt einer bolschewistischen Partei. Entwicklung, Funktion und Situation der SED, Köln 1957, S. 284 f.; bis zum Jahre 1963: Richert (Anm. 1/2), Kapitel II, S. 24 ff.
Stern, a.a.O.Vgl. auch u. Anm. II/1.
Richert (Anm. 1/2); Ernst Riehen, Das zweite Deutschland. Ein Staat, der nicht sein darf, Gütersloh 1964
Dietrich Storbeck, Soziale Strukturen in Mitteldeutschland. Eine sozial-statistische Bevölkerungsanalyse im gesamtdeutschen Vergleich (Wirtschaft und Gesellschaft in Mitteldeutschland, Bd. 4), Berlin 1964.
Vgl. für die politische Wissenschaft etwa Robert A. Dahl, Who Governs? Democracy and Power in an American City (Yale Studies in Political Science, Bd. 4), New Haven-London 1962
für die politische Soziologie: Seymour M. Lipset, Martin A. Trow, James S. Coleman, Union Democracy. The Internal Politics of the International Typographical Union, Glencoe 1956
für die Nationalökonomie: Gerard Gäfgen, Theorie der wirtschaftlichen Entscheidung. Untersuchungen zur Logik und ökonomischen Bedeutung des rationalen Handelns, Tübingen 1963
für die Entscheidungstheorie: David Braybrooke und Charles E. Lindblom, A Strategy of Decision. Policy Evaluation As a Social Process, Glencoe-London 1963
für die Sowjetologie: Arthur K. Adams, »The Hybrid Art of Sovietology«, in: Survey, Jg. 1964, Heft 50, S. 154 ff.
Eine solche Analyse der einzelnen dem politischen Entscheidungsprozeß zugrunde liegenden Positionen und Funktionen im Herrschaftssystem der SED ist jedoch nicht Gegenstand dieser Studie. In erster Linie sei der Leser auf Richert, Macht ohne Mandat(Anm. 1/2), passim, sowie auf Siegfried Mampel, Die Verfassung der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, Text und Kommentar, 2., erw. Aufl., Frankfurt/Main-Berlin 1966, passim, verwiesen.
Obwohl somit versucht wird, Prozesse des gesellschaftlichen Wandels gleichsam auf verschiedenen Ebenen zu beschreiben, scheinen weitergehende theoretische Aussagen über den Wandel von Teilstrukturen der DDR-Gesellschaft gegenwärtig noch nicht möglich zu sein. Eine Definition des sozialen Wandels liegt damit außerhalb des Horizonts der vorliegenden Studie. Zur Aufarbeitung verschiedener Fragestellungen und Probleme, die sich bei der Erarbeitung einer Theorie des sozialen Wandels heute stellen, sei an dieser Stelle auf Wilbert E. Moore, Social Change, Englewood Cliffs (N. J.) 1963, hingewiesen.
Der »Abwehr-Effekt« hat in der Totalitarismusdiskussion jahrzehntelang, wahrscheinlich bis zu jener Entwicklung in der Sowjetunion, die durch die Chruschtschowschen Reformen vom November 1962 gekennzeichnet ist, eine wesentliche Rolle gespielt. Dazu Otto Stammer, »Aspekte der Totalitarismusforschung«, in: ders., Politische Soziologie und Demokratieforschung. Ausgewählte Reden und Aufsätze zur Soziologie und Politik, aus Anlaß seines 65. Geburtstages hrsgg. von Mitarbeitern und Schülern, Berlin 1965, S. 259 iL
Dies gilt etwa für die schon zitierte Arbeit von Siegfried Mampel (Anm. 1/15), sowie für Karl Valentin Müller, Die Manager in der Sowjetzone. Eine empirische Untersuchung zur Soziologie der wirtschaftlichen und militärischen Führungsschicht in Mitteldeutschland (Schriftenreihe des Instituts für empirische Soziologie, Bd. 2), Köln-Opladen 1962. Mampel arbeitet mit einem unkritisch verabsolutierten Freiheitsbegriff, während Müllers schichtenspezifische Begabungstheorie seine Analyse verzerrt.
Hans-Joachim Lieber, Aspekte totalitären Denkens (Festvortrag zur feierlichen Eröffnung des 13. Konvents der Freien Universität Berlin am 13. Februar 1962), hrsgg. vom Allgemeinen Studentenausschuß der Freien Universität Berlin, Berlin 1962, S. 6 ff.
Vgl. dazu jetzt Judith Janoska-Bendl, Methodologische Aspekte des Idealtypus. Max Weber und die Soziologie der Geschichte (Soziologische Schriften, Bd. 3), Berlin 1965, S. 76 ff.
Zum Verzicht auf das Totalitarismuskonzept tendiert auch Alfred G. Meyer, The Soviet Political System. An Interpretation, New York 1965, S. 470; vgl. auch S. 298.
Ludz (Anm. 1/3).
Vgl. etwa Drath (Anm. 1/2).
Hans Kelsen, The Political Theory of Bolshevism. A Critical Analysis, 3. Aufl., Berkeley-Los Angeles 1955, S. 6.
Carl Joachim Friedrich, Totalitäre Diktatur, Stuttgart 1957, S. 19 f. 26 Meyer (Anm. 1/21), S. 470 f.
William Kornhauser, The Politics of Mass Society, Glencoe (Ill.) 1959, S. 67; S. 180. Kornhauser hebt als zweites Merkmal totalitärer Gesellschaft deren »totale Mobilisierung« hervor. Vgl. ferner S. 62.
Richard Loewenthal, »Stalins Vermächtnis. Zur Interpretation seiner letzten Schrift«, in: Der Monat, 5. Jg., Heft 55 (April 1953), S. 16 ff.; ders., »Totalitäre und demokratische Revolution«, in: Der Monat, 13. Jg., Heft 146 (November 1960), S. 29 ff.
Boris Meissner, »Wandlungen im Herrschaftssystem und Verfassungsrecht der Sowjetunion«, in: Bilanz der Ära Chruschtschow, hrsgg. von Erik Boettcher, Hans-Joachim Lieber, Boris Meissner, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1966, S. 142.
peter Christian Ludz, »Totalitarismus oder Totalität? Zur Erforschung bolschewistischer Gesellschafts- und Herrschaftssysteme«, in: Soziale Welt, 12. Jg. (1961), Heft 2, S. 129 ff.; ders., »Offene Tragen in der Totalitarismus-Forschung«, in: Politische Vierteljahresschrift, 2.Jg. (1961), Heft 4, S. 319 ff.; ferner die schon erwähnte Einleitung »Entwurf einer soziologischen Theorie totalitär verfaßter Gesellschaft« (Anm. 1/3).
Vgl. etwa Renate Mayntz, Besprechung von Max Gustav Lange, Wissenschaft im totalitären Staat(Stuttgart-Düsseldorf 1956), in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 8. Jg. (1956), Heft 3, S. 519. 82Ludz, »Entwurf « (Anm. I/3), S. 22 ff.
Im einzelnen dazu ebda.
Vgl. dazu etwa die Abhandlung »Zum Verhältnis von Geschichte und Natur im dialektischen Materialismus« von Alfred Schmidt, in: Existentialismus und Marxismus. Eine Kontroverse zwischen Sartre, Garaudy, Hyppolite, Vigier und Orcel, Frankfurt/Main 1965, S. 103 ff.
So etwa Theodor W. Adorno, »Soziologie und empirische Forschung«, in: Wesen und Wirklichkeit des Menschen. Festschrift für Helmuth Plessner, hrsgg. von Klaus Ziegler, Göttingen 1957, S. 245 ff., bes. S. 249 ff.
Werner Hofmann, Die Arbeitsverfassung der Sowjetunion (Volkswirtschaftliche Schriften, Heft 22), Berlin 1956, S. 501.
Vgl. u. S. 25 ff.; u. S. 37 ff.
Vgl. u. S. 45 ff. sowie schon an dieser Stelle T. D. Weldon, Kritik der politischen Sprache. Vom Sinn politischer Begriffe, mit einer Einleitung und Anmerkungen von Ernst Topitsch (Politica, Bd. 5), Neuwied 1962, vor allem Kapitel III, S. 64 ff.
Carl Joachim Friedrich etwa sieht das anthropologische Leitbild der Demokratie im »common man«, in dem der Begriff des »gentleman« gleichsam aufbewahrt ist. Vgl. Carl Joachim Friedrich, Demokratie als Herrschaftsund Lebensform (Studien zur Politik, Bd. 1), Heidelberg 1959, S. 16 f.
So zum Beispiel Otto Heinrich von der Gablentz, Der Kampf um die rechte Ordnung. Beiträge zur politischen Wissenschaft, Köln-Opladen 1964.
Für die Ostrechtsforschung ganz ähnlich jetzt auch Klaus Westen, »Methodische Vorfragen der Ostrechtsforschung«, in: Macht und Recht im kommunistischen Herrschaftssystem. Boris Meissner zum 50. Geburtstag von seinen Schülern und Mitarbeitern, Köln 1965, S. 323.
A.a.O., S. 311 ff.; Adams (Anm. I/14), S. 156 ff.
Werner Conze, Die Strukturgeschichte des technisch-industriellen Zeitalters als Aufgabe für Forschung und Unterricht (Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Geisteswissenschaften, Heft 66), Köln-Opladen 1957, S. 19.
Ferner Otto Hintze, »Soziologische und geschichtliche Staatsauffassung. Zu Franz Oppenheimers System der Soziologie«, in: ders., Soziologie und Geschichte. Gesammelte Abhandlungen zur Soziologie, Politik und Theorie der Geschichte, hrsgg. und eingel. von Gerhard Oestreich, 2., erw. Aufl., Göttingen 1964, S. 251.
Vgl. z. B. Frolinde Baiser, Sozial-Demokratie 1848/49–1863. Die erste deutsche Arbeiterorganisation »Allgemeine Arbeiterverbrüderung« nach der Revolution (Industrielle Welt, Bd. 2), 2 Bände, Stuttgart 1962
Wolfgang Schieder, Anfänge der deutschen Arbeiterbewegung. Die Auslandsvereine im Jahrzehnt nach der Julirevolution von 1830 (Industrielle Welt, Bd. 4), Stuttgart 1963
sowie Staat und Gesellschaft im deutschen Vormärz, 1815–1848, hrsgg. von Werner Conze (Industrielle Welt, Bd. 1), Stuttgart 1962; Reinhart Koselleck, Preußen zwischen Reform und Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung von 1791 bis 1848 (Industrielle Welt, Bd. 7), Stuttgart 1967.
Conze (Anm. I/43), S. 18.
Karl R. Popper, »Die Logik der Sozialwissenschaften«, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 14. Jg. (1962), Heft 2, S. 235.
Karl Dietrich Bracher, »Wissenschafts- und zeitgeschichtliche Probleme der politischen Wissenschaft in Deutschland«, in: Politologie und Soziologie. Otto Stammer zum 65. Geburtstag, hrsgg. von Jürgen Fijalkowski, Köln-Opladen 1965, S. 56 f.
Westen (Anm. I/41), S. 310; sowie Adams (Anm. I/14), S. 155; ferner Meyer (Anm. I/21), S. 136.
In der Soziologie setzt sich neuerdings, zum Teil in Abhebung von der strukturell-funktionalen Theorie Parsons-scher Prägung, immer stärker der aus der Physik (Einstein) entlehnte und dann in die Psychologie (Lewin) übertragene Feldbegriff durch. Wenn auch das Problem mit der zugespitzten Bezeichnung Feld contra Struktur noch nicht hinreichend gekennzeichnet ist, wird es doch durch diese Gegenüberstellung verdeutlicht. Vgl. dazu Harald Mey, Studien zur Anwendung des Feldbegriffs in den Sozialwissenschaften (Studien zur Soziologie, Bd. 5), München 1965, passim.
Weder von der DDR-Forschung noch von der sozialwissenschaftlich orientierten Sowjetforschung sind diese Materialien bisher voll ausgeschöpft worden.
Harold D. Lasswell, »Das Quantitative und das Qualitative in politik- und rechtswisscnschaftlichen Untersuchungen«, in: Logik der Sozialwissenschaften(Anm. I/4), S. 468.
Vgl. René König, »Grundlagenprobleme der soziologischen Forschungsmethoden«, in: Sozialwissenschaft und Gesellschaftsgestaltung. Festschrift für Gerhard Weisser, hrsgg. von Friedrich Karrenberg und Hans Albert, unter Mitarbeit von Hubert Raupach, Berlin 1963, S. 32 und passim.
Die Konvergenzthese ist neuerdings ausführlich von Zbigniew K. Brzezinski und Samuel P. Huntington, Politische Macht. USA/UdSSR — Ein Vergleich, Köln-Berlin 1966, S. 449 ff., behandelt worden. Erstmals hat sie Raymond Aron in den Jahren 1955/56 in seinen Vorlesungen »Typen industrieller Gesellschaft und Wachstumsmodelle«, in: ders., Die industrielle Gesellschaft. 18 Vorlesungen, Frankfurt/Main-Hamburg 1964, S. 153 ff., umfassend entwickelt. In den letzten Jahren haben sich einige internationale Konferenzen mit dem Problem der Konvergenz beschäftigt; vgl. Wirtschaftsplanung im Ostblock. Beginn einer Liberalisierung?, hrsgg. von Erik Boettcher, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1966
Peter Pattis und Hans-Ulrich Sonderegger, Wirtschaftsfragen in und zwischen Ost und West. Referate und Beiträge zu einem Seminar der Studentenschaft der Hochschule St. Gallen für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vom 2. bis 3. Mai 1966 in St. Gallen, Düsseldorf-Wien 1966; Koexistenz zwischen Ost und West. Konflikt, Kooperation, Konvergenz, mit Beiträgen von Adolf Adam et ai, hrsgg. von Hans Mayrzedt und Helmut Rome, Wien-Frankfurt-Zürich 1967.
Vgl. weiter unten Kapitel II dieser Arbeit, S. 55 ff.
Dies ist vor allem von Organisationssoziologen immer wieder betont worden, so von Renate Mayntz, Soziologie der Organisation, Hamburg 1963, S. 53.
Vgl. ferner die von historischen Organisationen abstrahierenden Konflikttypen bei James G. March und Herbert A. Simon, Organizations, 2. Aufl., New York-London 1959, S. 113 f.
Dazu neuerlich Niklas Luhmann, Funktionen und Folgen formaler Organisation (Schriftenreihe der Hochschule Speyer, Bd. 20), Berlin 1964, S. 145 ff.
Das Phänomen der Interdependenz von Über- und Unterordnung wird mit dem Begriff »compliance« erfaßt. Er ist von Amitai Etzioni, A Comparative Analysis of Complex Organizations. On Power, Involvement, and Their Correlates, Glencoe 1961, S. XV, entwickelt worden. Etzioni versteht unter »compliance« »a relationship consisting of the power employed by the superiors to control subordinates and the orientation of the subordinates to this power«.
Mayntz, Soziologie der Organisation(Anm. I/55), S. 54.
Walt W. Rostow, Stadien wirtschaftlichen Wachstums. Eine Alternative zur marxistischen Entwicklungstheorie, Göttingen 1960.
Brzezinski/Huntington (Anm. I/53), S. 450.
A.a.O., S. 449 ff.; Aron, Die industrielle Gesellschaft(Anm. I/53), S. 179 f.
Zu Invariante und Voraussage vgl. Ernst Topitsch, Sozialphilosophie zwischen Ideologie und Wissenschaft (Soziologische Texte, Bd. 10). Neuwied 1961, S. 104.
Eine der ganz wenigen Ausnahmen stellt die bereits genannte Studie von Karl Valentin Müller, Die Manager in der Sowjetzone(Anm. I/18), dar.
Zum Vergleich kommunistischer und westeuropäischer Bürokratien jetzt John Armstrong, »Sources of Administrative Behavior. Some Soviet and Western Europe Comparisons«, in: The American Political Science Review, 59. Jg., Heft 3 (September 1965), S. 643 ff. Armstrong vergleicht vor allem die Stabsysteme (»staff agencies«) in westlichen und östlichen Wirtschaftsbetrieben (S. 645).
Otto Stammer, Artikel »Gesellschaft und Politik«, in,: Handbuch der Soziologie, hrsgg. von Werner Ziegenfuß, Stuttgart 1955, S. 538.
David Easton, A Framework for Political Analysis, Englewood Cliffs (N. J.) 1965, S. 13.
Bei dem hier» entworfenen Bezugsrahmen handelt es sich um ein theoretisches Konzept, das in den folgenden Kapiteln empirisch nicht voll eingelöst werden kann.
Zum »Produktionsprinzip« ygl. im einzelnen weiter unten S. 74 ff.
W. I. Lenin, »Was tun?«, in: ders., Werke, nach der vierten russischen Ausgabe hrsgg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1956 ff., Bd. V, 1959, S. 467 ff.
Vgl. Peter Christian Ludz, »Ideologie, Intelligenz und Organisation. Bemerkungen über ihren Zusammenhang in der frühbürgerlichen Gesellschaft«, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft, 15. Jg. (1964), Heft 1, S. 85.
Renate Mayntz, »Die Organisationssoziologie und ihre Beziehungen zur Organisationslehre«, in: Organisation, hrsgg. von Erich Schnaufer und Klaus Agthe, Berlin und Baden-Baden 1961, S. 30.
Chester I. Barnard, The Functions of the Executive, Cambridge (Mass.) 1951, S.
A.a.O., S. 82.
Rainer M. Lepsius, Artikel »Industrie und Betrieb«, in: Soziologie, hrsgg. von René König, Frankfurt/Main 1958, S. 127.
Clark Kerr et al., Industrialism and Industrial Man. The Problems of Labor and Management in Economic Growth, Cambridge (Mass.) — London 1960, S. 292 ff.
Arthur F. Bentley, The Process of Government. A Study of Social Pressures, Evanston (111.) 1949, S. 200 ff.
David B. Truman, The Governmental Process. Political Interests and Public Opinion, New York 1951, S. 23 ff. Das Gruppenkonzept wird in der Soziologie zunehmend auch unter dem Gesichtspunkt der »ideologischen Gruppe« verwandt.
Vgl. dazu Vladimir C. Nahirny, »Some Observations on Ideological Groups«, in: The American Journal of Sociology, 67. Jg., Heft 4 (Januar 1962), S. 400
David W. Minar, »Ideology and Political Behavior«, in: Midwest Journal of Political Science, 5. Jg., Heft 4 (November 1961), S. 317 ff. Der Begriff der »ideologischen Gruppe« findet u. a. einen Vorläufer in Sombarts Begriff des »intentionalen Verbandes«. Vgl. Werner Sombart, Artikel »Grundformen des menschlichen Zusammenlebens«, in: Handwörterbuch der Soziologie, hrsgg. von Alfred Vierkandt, Stuttgart 1931, S. 233 ff.
Easton (Anm. I/66), S. 50; S. 56 f. »Politisches System« wird von Easton stets als gesellschaftlich- polhisdies System (»societal political system«) definiert. Das »innere politische Leben« von Parteien und politischen Institutionen wird von Easton unter dem Begriff »parapolitical system« subsumiert.
In diesem Sinne spricht Easton von Gesellschaft als »an all-embracing suprasystem« (a.a.O., S. 38).
Dwight Waldo, »Zur Theorie der Organisation. Ihr Stand und ihre Probleme«, in: Der Staat, 5. Jg. (1966), Heft 3, S. 294.
Peter Nettl, »The Concept of System in Political Science«, in: Political Studies, 14. Jg., Heft 3 (Oktober 1966), S. 307.
O. R. Young, »A Survey of General Systems Theory«, in: General Systems, 9. Jg. (1964), S. 61 ff.; Charles B. Robson, »Der Begriff des ›politischen Systems‹«, in: Politologie und Soziologie(Anm. I/47), S. 119 ff.
So etwa Easton (Anm. I/66), S. 16.
Robert Presthus, The Organizational Society. An Analysis and a Theory, New York 1962, S. 52 ff., nennt fünf Merkmale der großbetrieblichen Rationalität.
Vgl. dazu Wilbert E. Moore, The Conduct of Corporation, New York 1962, S. 128.
Etzioni (Anm. I/57), S. 113 ff.
Heinz Hartmann, Funktionale Autorität. Systematische Abhandlungen zu einem soziologischen Begriff (Soziologische Gegenwartsfragen, N. F., Heft 22), Stuttgart 1964, passim.
A.a.O., S. 103. Im Gegensatz zum »normalen Muster von Organisation« ist für Hartmann die »funktionale Struktur zeitlich diskontinuierlich, labil in ihrer Stellung und stetig von Spaltung bedroht«.
So z. B. die »Allgemeinen Statuten des deutschen Bundes der Geächteten«, in: Wermuth und Stieber, Die Kommunisten-Verschwörungen des neunzehnten Jahrhunderts. Im amtlichen Auftrage zur Benutzung der Polizei-Behörden der sämtlichen deutschen Bundesstaaten auf Grund der betreffenden gerichtlichen und polizeilichen Akten dargestellt, Teil I, Berlin 1853, S. 177 ff.; sowie die »Statuten des deutschen Bundes der Gerechtigkeit«, in: Dokumente zur Geschichte des Bundes der Kommunisten, eingeh von Gerhard Winkler (Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Beiträge zur Geschichte und Theorie der Arbeiterbewegung, Heft 15), Berlin 1957, S. 57 ff.
Der Begriff »Marginalität« wird von Everett V. Stonequist, The Marginal Man. A Study in Personality and Culture Conflict, New York 1961, übernommen. Auch Richard F. Behrendt verwendet den Begriff der Marginalität, indem er von »Marginaleliten« spricht. Für ihn stellen diese Marginaleliten jedoch, im Unterschied zu dem hier erarbeiteten Konzept, gerade die neuenEliten vor allem in den afrikanischen Ländern dar. Vgl. Richard F. Behrendt, Soziale Strategie für Entwicklungsländer. Entwurf einer Entwicklungssoziologie, Frankfurt/Main 1965, S. 417 ff.
Georg Lukács, Geschichte und Klassenbewußtsein. Studien über marxistische Dialektik (Kleine revolutionäre Bibliothek, Bd. 9), Berlin 1923, S. 268.
Seymour Martin Lipset und Reinhard Bendix, Social Mobility in Industrial Society, Berkeley-Los Angeles 1959, S. 280.
Für die organisationssoziologische Deutung der Illegalität s. Luhmann (Anm. I/56), S. 304 ff.; S. 313.
Für die USA: Lipset/Bendix (Anm. I/91), S. 279. Für die Entwicklungsländer: Behrendt (Anm. I/89), S. 143.
Vgl. Brzezinski/Huntington (Anm. I/53), S. 68.
Herman Schmalenbach, »Die soziologische Kategorie des Bundes«, in: Die Dioskuren. Jahrbuch für Geistes-wissenschaften, Bd. I, München 1922, S. 71.
Vgl. etwa Samuel A. Stouffer et al., The American Soldier, Bd. II: Combat and Its Aftermath (Studies in Social Psychology in World War II, Bd. 2), New York 1949
sowie Rolf R. Bigler, Der einsame Soldat. Eine soziologische Deutung der militärischen Organisation, Frauenfeld 1963, bes. S. 134 ff.
Martin Irle, Soziale Systeme. Eine kritische Analyse der Theorie von formalen und informalen Organisationen, Göttingen 1963, S. 29.
Vgl. dazu Luhmann (Anm. I/56), S. 331.
A.a.O., S. 327 iLIm folgenden werden die Begriffe »strategische Clique«, »strategische Führungsgruppe«, »strategische Entscheidungselite« synonym verwandt. Obwohl der Begriff »strategische Clique« der Betriebssoziologie entstammt und in erster Linie spezifische Ausprägungen informaler Gruppen im Betrieb bezeichnet, sei er hier auf politische Führungsgruppen, die durchaus auch den Charakter formaler Gruppen haben, übertragen. Denn mit dem Begriff der strategischen Clique scheint es möglich, die Restmarginalität der Altfunktionäre in der SED, wie sie besonders im Politbüro, in den Sekretariaten der Bezirks- und Kreisleitungen konzentriert sind, zum Ausdruck zu bringen. Im Bezugsrahmen der politischen Soziologie impliziert Restmarginalität informale Elemente. — Lucian W. Pye, »Der politische Prozeß in nicht-westlichen Gesellschaften«, in: Political Science. Amerikanische Beiträge zur Politikwissenschaft, ausgew. und eingeh von Ekkehart Krippendorff, Tübingen 1966, S. 197 ff., geht so weit, den politischen Prozeß in »nicht-westlichen Gesellschaften« als durch das Vorherrschen von Cliquen charakterisiert zu sehen. — In der Eliten- und Parteienforschung beginnen sich ähnliche Begriffe mehr und mehr durchzusetzen: Suzanne Keller, Beyond the Ruling Class. Strategic Elites in Modern Society, New York 1963, arbeitet mit dem Begriff »strategic elites«.C. Wright Mills, Die amerikanische Elite. Gesellschaft und Macht in den Vereinigten Staaten, Hamburg 1962, S. 309, spricht von der »Militärclique«, und Maurice Duverger, Die politischen Parteien, hrsgg. und übersetzt von Siegfried Landshut, Tübingen 1959, S. 167, verwendet in vergleichbaren Zusammenhängen den Begriff »cammarilla«.
Schon Mosca hat auf die »Distanz« der »herrschenden Klasse« gegenüber den Massen hingewiesen. Vgl. Gaetano Mosca, Die herrschende Klasse. Grundlagen der politischen Wissenschaft, München 1950, S. 341.
Vgl. dazu u. S. 232.
Hierzu im Anschluß an Max Weber die Ausführungen von Lipset/Bendix (Anm. I/91), S. 50.
Für die betriebssoziologische Problematik vgl. Joseph A. Litterer, The Analysis of Organizations, New York-London-Sydney 1965, Kapitel XVI bis XVIII, S. 297 ff.
Heinz Hartmann, »Bürokratische und voluntaristische Dimensionen im organisierten Sozialgebilde«, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft, 15. Jg. (1964), Heft 1, S. 126.
Ähnliche Prozesse und Verhaltensmuster konnten für amerikanische Großkonzerne aufgewiesen werden. Vgl. Victor A. Thompson, Modern Organization, New York 1963, S. 143. Die Frage der Erhaltung der innerorganisatorischen Hierarchie im Zusammenhang mit der Kontrolle des beruflichen Aufstiegs ist zudem ein in der organisationssoziologischen Literatur seit langem diskutiertes Problem. Vgl. schon Alvin W. Gouldner, Patterns of Industrial Bureaucracy, Glencoe (111.) 1954, S. 166 ff.
Meissner, »Wandlungen im Herrschaftssystem. « (Anm. I/29), S. 141 ff.
Rensis Likert, New Patterns of Management, New York-Toronto-London 1961, S. 224 ff.
Meyer (Anm. I/21), S. 243.
Likert (Anm. I/107), S. 230 ff.
Dazu Kerr et al.(Anm. I/75), S. 287 f. und passim, wo die hier skizzierten Prozesse als Erscheinungen des »industrialism« beschrieben werden.
Zum Büro für Industrie und Bauwesen und zur Arbeiter-und-Bauern-Inspektion vgl. im einzelnen weiter unten S. 77 ff.; S. 128 ff.
Vgl. Erwin K. Scheuch, »Führungsgruppen- und Demokratie in Deutschland«, in: Die neue Gesellschaft, 13. Jg., Heft 5 (September/Oktober 1966), S. 362 ff. Wertvolle Anregungen zum elitentheoretischen Aspekt dieser Studie verdankt der Verfasser Wolfgang Schluchter.
Diese Ansicht hat sich heute allgemein in der Literatur durchgesetzt. Vgl. etwa Dankwart A. Rustow, »The Study of Elites. Who’s Who, When, and How«, in: World Politics, 18. Jg., Heft 4 (Juli 1966), S. 695.
Zur neueren behavioristischen Parteienforschung siehe im einzelnen Samuel J. Eldersveld, Political Parties. A Behavioral Analysis, Chicago 1964, Teil III: The Party As an Organizational System, S. 331 ff.
sowie fernerhin Angus Campbell, »Recent Developments in Survey Studies of Political Behavior«, in: Essays on the Behavioral Study of Politics, hrsgg. von Austin Ranney, Urbana 1962, S. 31 ff.
Ähnlich Robert A. Dahl, »A Critique of the Ruling Elite Model«, in: The American Political Science Review, 52. Jg., Heft 2 (Juni 1958), S. 464.
Vgl. dazu Herbert Goldhamer und Edward A. Shils, »Power and Status«, in: Sociological Theory. A Book of Readings, hrsgg. von Lewis A. Coser und Bernard Rosenberg, 2. Aufl., New York-London 1964, S. 134 ff.
Karl W. Deutsch und Lewis J. Edinger, Germany Rejoins the Powers. Mass Opinion, Interest Groups, and Elites in Contemporary German Foreign Policy, Stanford (Calif.) 1959, passim.
Dazu im einzelnen u. III. Kapitel.
Lewis J. Edinger, »Post-Totalitarian Leadership. Elites in the German Federal Republic«, in: The American Political Science Review, 54. Jg., Heft 1 (März 1960), S. 58 ff.; Deutsch/Edinger (Anm. I/116). Edinger ist sich der Problematik seiner empirischen Eliteuntersuchungen und vor allem seiner Identifizierung von Eliten und Positionsinhabern offensichtlich selbst bewußt. Vgl. seinen Aufsatz »Political Science and Political Biography. Reflections on the Study of Leadership«, in: The Journal of Politics, 26. Jg., Hefte 2 und 3 (Mai und August 1964), S. 423 ff.; S. 648 ff. Er unterscheidet dort drei Definitionsmöglichkeiten in bezug auf »leadership«: »the positional-ascriptive definition«, »the behavioral-descriptive definition«, »the cognitive-attitudinal definition« (S. 649 f.). Den politischen Führer definiert er (S. 653) als »a central actor occupying a focal position which relates to various counter-positions in a particular role-set«.
Diese Frage ist bereits relativ früh von Bethusy-Huc behandelt worden. Vgl. Viola Gräfin von Bethusy-Huc, Die soziologische Struktur deutscher Parlamente. Ein Beitrag zur Theorie der politischen Elitenbildung, Diss. rer. pol., Bonn 1958, S. 80 ff. und passim.
Vgl. dazu etwa die Kritik an V. O. Keys Arbeit Public Opinion and American Democracy(New York 1961)
durch Jack L. Walker, »A Critique of the Elitist Theory of Democracy«, in: The American Political Science Review, 60. Jg., Heft 2 (Juni 1966), S. 285 ff., bes. S. 287.
Otto Stammer, »Elite und Elitenbildung«, in: Wörterbuch der Soziologie, hrsgg. von Wilhelm Bernsdorf und Friedrich Bülow, Stuttgart 1955, S. 110; ders., »Das Elitenproblem in der Demokratie«, in: ders., Politische Soziologie.(Anm. I/17), S. 63 ff.; Dahrendorf, Gesellschaft und Freiheit(Anm. I/1), S. 174.
Im einzelnen dazu Wolfgang Zapf, Wandlungen der deutschen Elite. Ein Zirkulationsmodell deutscher Führungsgruppen, 1919–1961 (Studien zur Soziologie, Bd. 2), München 1965, S. 18 ff.
Darauf hat Wolfgang Schluchter in seiner Kritik an Hans P. Dreitzels Elitebegriff und Sozialstruktur(Stuttgart 1962) hingewiesen. Die von Schluchter für den Eliteaufstieg in der industriellen Gesellschaft als konstitutiv angenommenen Prozesse der Auslese werden hier ebenfalls als gegeben angesehen.
Vgl. Wolfgang Schluchter, »Der Elitebegriff als soziologische Kategorie«, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 15. Jg. (1963), Heft 2, S. 250 ff.
Dazu die Definition der Macht als Entscheidung bei Harold D. Lasswell und Abraham Kaplan, Power and Society. A Framework for Political Inquiry, London 1952, S. 174 ii. »Power« wird als »participation in the making of decisions«, »decision« als »a policy involving severe sanctions« verstanden.
Lipset/Bendix (Anm. I/91), S. 276.
So Zapf (Anm. I/122), S. 35, im Anschluß an Dahrendorf.
Donald R. Matthews, The Social Background of Political Decision-Makers, New York 1954.
C. Wrjght Mills’ These, die sich vielfach in der Literatur, u. a. in der Bestimmung von politischen Führungsgruppen durch Dahrendorf, niedergeschlagen hat, ist deshalb mit Recht bereits relativ früh nach dem Erscheinen der Power Elite(1956) kritisiert worden. So hebt Daniel Bell, »The Power Elite. Reconsidered«, in: The American Journal of Sociology, 63. Jg., Heft 2 (September 1957), S. 248, hervor, daß empirisch nachgewiesen werden muß, »wer« in der vereinigten Machtelite »mit wem« »über was« verhandelt, bevor generelle Aussagen über Entscheidungen getroffen werden.
Bethusy-Huc (Anm. I/119), S. 75. 130 Kerr et al.(Anm. I/75), S. 47 ff.
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (Grundriß der Sozialökonomik, Abt. III), 3. Aufl., Tübingen 1947, S. 128.
Lasswell/Kaplan (Anm. I/124), S. 266.
Vgl. Edinger, »Post-Totalitarian Leadership« (Anm. I/118), S. 76.
Max Gustav Lange, Ernst Richert, Otto Stammer, »Das Problem der ›neuen Intelligenz‹ in der Sowjetischen Besatzungszone. Ein Beitrag zur politischen Soziologie der kommunistischen Herrschaftsordnung«, in: Veritas, Justitia, Libertas. Festschrift zur 200-Jahrfeier der Columbia University New York, überreicht von der Freien Universität Berlin und der Deutschen Hochschule für Politik Berlin, Berlin 1953, S. 235.
Im einzelnen vgl. zu diesem Typ der institutionalisierten Gegenelite die Ausführungen des nächsten Abschnittes dieses Kapitels, u. S. 52 ff., sowie das IV. Kapitel.
Richard F. Behrendt, Dynamische Gesellschaft. Über die Gestaltbarkeit der Zukunft, Bern-Sruttgart 1963, S. 70.
Diese Frage beschäftigt für die KPdSU auch Borys Lewytzkyj in seiner Studie »Die Führungskräfte des sowjetischen Parteiapparates«, in: Osteuropa, 15. Jg., Heft 11–12 (November-Dezcmbcr 1965), S. 749 ff.
Stammer, »Das Elitenproblem in der Demokratie« (Anm. I/121), S. 87.
Samuel H. Barnes, »Ideology and the Organization of Conflict. On the Relationship Between Political Thought and Behavior«, in: The Journal of Politics, 28. Jg., Heft 3 (August 1966), S. 524.
Die bisher beste historische Darstellung des Ideologiebegriffs von Bacon bis auf Marx und Nietzsche ist immer noch die Arbeit Wahrheit und Ideologie von Mans Barth (2., erw. Aufl., Erlenbach-Zürich-Stuttgart 1961).
Hans-Joachim Lieber, Philosophie — Soziologie — Gesellschaft. Gesammelte Studien zum Ideologieproblem, Berlin 1965, S. 61.
Dazu im einzelnen Otto Brunner, »Das Zeitalter der Ideologien: Anfang und Ende«, in: Die Neue Rundschau, 65. Jg. (1954), Heft 1, S. 145.
»Utopisch« hier im Sinne Mannheims: »Nur jene ›wirklichkeitstranszendente‹ Orientierung soll von uns als eine utopische angesprochen werden, die, in das Handeln übergehend, die jeweils bestehende Seinsordnung zugleich teilweise oder ganz sprengt.« Karl Mannheim, Ideologie und Utopie, 3., verm. Aufl., Frankfurt/Main 1952, S. 169 f.
Vgl. etwa Karl Marx und Friedrich Engels, »Die deutsche Ideologie. Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten«, in: dies., Werke, hrsgg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Bd. III, Berlin 1958, S. 45 ff.
Lieber, Philosophie.(Anm. I/141), S. 83.
Seit Karl Mannheims Ideologie und Utopie(1. Aufl. 1929) wird »Ideologiekritik« von der »Wissenssoziologie« unterschieden.
Dazu vor allem die Arbeiten von Reinhard Bendix, Herrschaft und Industriearbeit. Untersuchungen über Liberalismus und Autokratie in der Geschichte der Industrialisierung, Frankfurt/Main 1956; ders., »Industrialization, Ideologies, and Social Structure«, in: American Sociological Review, 24. Jg., Heft 5 (Oktober 1959), S. 613 ff.; ferner Lipset/Trow/Coleman (Anm. I/14); Mills (Anm. I/99); sowie Ideology and Discontent, hrsgg. von David E. Apter, London 1964; und schließlich Hans Gerth, Die sozialgeschichtliche Lage der bürgerlichen Intelligenz um die Wende des 18. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Soziologie des deutschen Frühliberalismus, Diss, phil., Frankfurt/Main 1935.
Dabei konnte zurückgegriffen werden auf Karl Mannheim, »Beiträge zur Theorie der Weltanschauungs-Interpretation«, in: ders., Wissenssoziologie. Auswahl aus dem Werk, eingeh un4 hrsgg. von Kurt H. Wolff (Soziologische Texte, Bd. 28), Berlin-Neuwied 1964, S. 137.
Über die bereits genannten Arbeiten hinaus vgl. aus der Fülle der Literatur: Theodor Geiger, Ideologie und Wahrheit. Eine soziologische Kritik des Denkens, Stuttgart-Wien 1953
Donald G. MacRae, »Class Relationships and Ideology«, in: The Sociological Review, N. F., 6. Jg. (1958), Heft 1, S. 261 ff.
Ernst Topitsch, »Das Verhältnis zwischen Sozial- und Naturwissenschaften. Eine methodologisch-ideologiekritische Untersuchung«, in: Logik der Sozialwissenschaften(Anm. I/4), S. 57 ff.; Arne Naess, Democracy, Ideology, and Objectivity. Studies in the Semantics and Cognitive Analysis of Ideological Controversy, Oslo-Oxford 1956; ferner Gustav Bergmann, »Ideology«, in: Ethics, 61. Jg. (1951), Heft 3, S. 205 ff.
David D. Comey, »Marxist-Leninist Ideology and Soviet Policy«, in: Studies in Soviet Thought, 2.Jg. (1962), Heft 4, S. 301 ff.
Joseph M. Bochenski, »The Three Components of Communist Ideology«, in: Studies in Soviet Thought, 2.Jg. (1962), Heft 1, S. 7 ff.
Ervin Laszlo, »Dynamics of Ideological Change in Eastern Europe«, in: Inquiry, 9. Jg. (1966), Heft 1, S. 47 ff.
sowie Robert E. Lane, Political Ideology. Why the American Common Man Believes What He Docs, New York-London 1962
Barrington Moore jr., Soviet Politics. The Dilemma of Power. The Role of Ideas in Social Change, Cambridge 1959
Zbigniew K. Brzezinski, Der Sowjetblock. Einheit und Konflikt, Köln-Berlin 1962.
Naess, a.a.O., S. 147 ff.
Topitsch, Sozialphilosophie.(Anm. I/62), S. 28.
Gegen diese Position der Wissenschaftslogik wendet sich etwa Lieber, Philosophie.(Anm. I/141), S. 96. 153 A.a.O., S.73.
Vgl. Hans-Joachim Lieber, Individuum und Gesellschaft in der Sowjetideologie (Schriftenreihe der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Heft 5), Wolfenbüttel 1964, S. 18; S. 34.
Ervin Laszlo (Anm. I/49), S. 56 ff.; vgl. dazu auch ders., Individualism, Collectivism, and Political Power. A Relational Analysis of Ideological Conflict, The Hague 1963, S. 30 ff.
Joseph M. Bochenski, »Research in Soviet Philosophy At the Fribourg Institute of East-European Studies, 1958–1963«, in: Studies in Soviet Thought, 3. Jg. (1963), Heft 4, S. 301; ders., »Toward a Systematic Logic of Communist Ideology«, in: Studies in Soviet Thought, 4. Jg. (1964), Heft 3, S. 188; s. auch Comey (Anm. I/149), S. 318.
Moore jr. (Anm. I/149), S. 420; Brzezinski (Anm. I/149), S. 408 ff.
In der Diskussion der politischen Relevanz desIdeologiebegriffs wird das Aktionsprogramm häufig unter der irreführenden Bezeichnung »Propaganda« subsumiert. Dazu Karl Loewenstein, »Über das Verhältnis von politischen Ideologien und politischen Institutionen«, in: Zeitschrift für Politik, 2. Jg., Heft 3 (Oktober 1955), S. 197.
Die Zuordnung der Parteistatuten und programme ist problematisch. Sie gehören sowohl zum eigentlichen Lehrgut als auch zu den Aktionsprogrammen.
Vgl. die für die ideologische Diskussion in der DDR wichtigsten Lehrbücher des Marxismus-Leninismus: Grundlagen der marxistischen Philosophie, Berlin 1959; Grundlagen des Marxismus-Leninismus. Lehrbuch, nach der 2., überarb. und erg. russischen Ausg., Berlin 1963; Politische Ökonomie. Lehrbuch, nach der 4., überarb. und erg. russischen Ausg., Berlin 1964; Marxistische Philosophie. Lehrbuch, hrsgg. von Alfred Kosing, Berlin 1967.
Im einzelnen dazu u. S. 64 ff.
»Richtlinie für das neue Ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft. Beschluß des Präsidiums des Ministerrates vom 11. Juli 1963«, in: Neues Deutschland vom 16. Juli 1963 (Beilage).
Richard V. Burks hat unter historischen Gesichtspunkten darauf hingewiesen, daß die Selbstdeutungen der Parteiführung stets eine »Theorie der Gesellschaft« mit einschließen. Vgl. Richard V. Burks, »A Conception of Ideology for Historians«, in: Journal of the History of Ideas, 10. Jg. (1959), S. 187. — Comey (Anm. I/149), S. 315, unterscheidet drei Funktionen der Ideologie: die Verhüllungsfunktion (»masking function«), die Rechtfertigungsfunktion (»authenticating function«) und die Anleitungsfunktion (»directive function«).
Leonard Schapiro unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen »opposition« und »dissent«: ». dissent, as distinct from opposition, is not organized, or at all events not organized for political action; and it does not seek to replace the existing regime, or to challenge the right of existing rulers to exercise political authority: it merely seeks to criticize, to exhort, to persuade, and to he listened to. For dissent tolerance is enough: opposition, in the sense of a legal opposition, requires organization and other facilities in order to enable it to achieve political power by displacing the present incumbents from their offices.« Leonard Sdiapiro, » ›Putting the Lid on Leninisms Opposition and Dissent in the Communist One-Party States«, in: Government and Opposition, 2. Jg., Heft 2 (Januar/April 1967), S. 183.
Adam Schaff, Marx oder Sartre? Versuch einer Philosophie, Wien-Köln-Stuttgart-Zürich 1964
Leszek Kolakowski, Der Mensch ohne Alternative. Von der Möglichkeit und Unmöglichkeit, Marxist zu sein, München 1960
Georg Klaus, Kybernetik und Gesellschaft, Berlin 1964
Karel Kosik, Die Dialektik des Konkreten. Eine Studie zur Problematik des Menschen und der Welt, Frankfurt/Main 1967
Robert Havemann, Dialektik ohne Dogma? Naturwissenschaft und Weltanschauung, Hat Philosophie den modernen Naturwissenschaften bei der Lösung ihrer Probleme geholfen?, Reinbek 1964.
Dieser Ausdruck ist, soweit bekannt, von Richard V. Burks geprägt worden.
In der Beurteilung ähnlich Brzezinski/Huntington (Anm. I/53), S. 137.
Ygl. seinen Aufsatz »Ist der verstehende Materialismus möglich?«, in: Festschrift zum achtzigsten Geburtstag von Georg Lukács, hrsgg. von Frank Benseier, Neuwied-Berlin 1965, S. 270 ff.
Zum Begriff der »Leerformel« vgl. besonders Ernst Topitsch, »Über Leerformeln. Zur Pragmatik des Sprachgebrauchs in Philosophie und politischer Theorie«, in: Probleme der Wissenschaftstheorie. Festschrift für Victor Kraft, hrsgg. von Ernst Topitsch, Wien 1960, S. 236 ff. — Die Leerformeln der ideologischen Indoktrination in der Sowjetunion schildert Alfred G. Meyer (Anm. I/21), S. 354 f.
Bentley (Anm. I/76), S. 441 ff.; Truman (Anm. I/76), S. 34 ff.
Vgl. Leopold Labedz’ Einleitung zu Der Revisionismus, Von Bernstein bis Havemann, hrsgg. von Leopold Labedz, Köln-Berlin 1965.
Kolakowski (Anm. I/165), S. 17 und passim.
Havemann (Anm. I/165), S. III.
Schaff (Anm. I/165), S. 16.
Klaus (Anm. I/165), S. IX.
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