Zusammenfassung
Abgesehen von etlichem Mosquitosummen, an das man sich aber im Lanfe der Zeit gewöhut, hatte ich die Nacht in meiner Kemenate ziemlich gut verbracht uud satz auf dem breiteu Bürgersteig vor dem Gitter der Praça 15 de Novembro, um meinen Stiefeln von einem diensteifrigen Mntattenjungen den nötigen Glanz verleiheu zu lassen. Unter den schattigen Bäumen des Platzes vor dem Restaurant Huber erwartete mich Herr Alberti schon, und ich folgte seinem Beispiel, lietz mir den Morgenkaffee auf einem der kleinen Tische am ptätschernden Springbrunnen servieren und beobachtete ein wenig die Leute, welche in der Morgenstunde geschäftig die Stratzen bevölkerten. Die Köchinnen, fast ausnahmslos farbige Weiber, kamen von der Markthalle, deren weitze Front mit den vielen kleinen Kramläden zu unserer Linken lag. Cine behäbige braune Küchenfee wandelte an unserem Tische vorbei, den Marktkorb mit Kohl, Möhren, Melonenschnitten, Radieschen uud Traubeu an der Linken, während die Rechte zwei unglückliche Hühner an den Beinen hielt, datz die Kämme fast über den Boden schleiften. Arme Neger schleppten ihren Fisch an den Kiemen heim, wo er mit der schönen brasilianischen Brithe von Zwiebeln und scharfem Pfeffer ein billiges, aber beliebtes Gericht abgab. Trotz der frühen Stuude schwärmten die Lotterielosverkänfer wie lästige Hummeln um unsereu Tisch und versicherten Herrn Alberti, datz er ein Glückskind sei. Aus der Rua 7 de Setembro knarrten die Lastkarren, die Stratzenbahnwagen rollten über die Schieneu, gellend tönte die Pfeife ihrer Kutscher; Beamte und Angestellte der Geschäfte eilten zu den Bureaux und Kontoren, Arbeiter gingen zu Fabiken und Werkstätten, die Milchleute trabten hoch zu Rotz durch die Menge, rechts und links am Sattel schaukelten blecherne Milchkannen zun Trabe der unansehnlichen Klepper; ein höherer Offizier, die schwarze Ordonnanz hinter sich, ritt auf prächtigem Rappen, die Iugeud waudelte mit der Schulmappe den Onellplätzen der Weisheit zu, und der schwarze Polizist im dunklen Rock und Käppi sorgte für die nötige Ordnuug in dem regen Treiben.
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Kirchhoff, A. (1902). In Porto Alegre und S. Leopoldo. In: Aus Deutsch-Brasilien. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16223-0_4
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