Zusammenfassung
Als das lebenslängliche Konsulat, verbunden mit dem Rechte der Er nennung des Nachfolgers, auf Napoleon übertragen wird, ist damit die Erbmonarchie in Wirklichkeit bereits vollendet. Sie wird 1804 durch Volksabstimmung bestätigt und durch die Krönungen Napoleons zum Kaiser der Franzosen und zum König von Italien geweiht. Die Umwandlung der Tochterrepubliken folgt: Napoleons ältester Bruder Joseph wird König von Neapel, ein anderer Bruder Ludwig König von Holland. Wie der gange Gang der Ereignisse an die römische Geschichte erinnert, so ist auch — dem in der Zeit liegenden Geiste des strengen Klassizismus entsprechend — der Stil des Römertums im neuen Kaisertum bewußt festgehalten:
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a)
in der Rechtfertigung: das militärisch-demokratische Kaisertum beruft sich auf Cäsar und den Cäsarismus und ergebt auch für sich Anspruch auf die gleiche historische Notwendigkeit.
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b)
im Aufbau des Imperiums: das Empire ist römisch gedacht; in ihm soll eine einzige Nation über die anderen Nationen herrschen — die französische. Der Imperator erscheint wie Cäsar mit dem Lorbeerkranz, wie Karl der Große mit der Kaiserkrone; die Kaiserkrönung findet am 2. Dezember 1804 statt, bei Anwesenheit des Papstes, aber nicht durch den Papst — m Erinnerung an die Folgerungen, die das Papsttum einst aus den Vorgängen von 800 gezogen hat. Der Adler ist das Feldzeichen, die Ehrenlegion ist die vom Kaiser verliehene Auszeichnung. Der Imperator ist zugleich König für Italien, unter ihm stehen die Vasallenkönige.
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c)
in der Organisation der Verwaltung erinnert die Stellung der Präfekten, die völlig abhängig nach oben und unumschränkt Herren nach unten sind, an die Verwaltungszentralisation der römischen Kaiserzeit. Und wie im Staatsrecht, so ist auch
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d)
im bürgerlichen Recht die Anlehnung an die römische Rechtsentwicklung gegeben: denn der Code civil bedient sich der begrifflichen Werkzeuge des römischen Rechtes, als er die freiheitlichen Errungenschaften der Revolution mit den Grundsätzen des römischen Privatrechts zu einem Ganzen vereint.
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e)
in der Schule: die höhere Schule, auf Latein und Mathematik aufgebaut, will verstandesmäßige, nicht humanistische Bildung; das Schulsystem ist verweltlicht und zentralisiert in der Oberbehörde der Université.
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f)
in der Kunst: der Empirestil ist die Vollendung des klassizistischen, im Gegensatz zum Rokoko sich entwickelnden Stiles: in Plastik (Thorwaldsen, Canova), Architektur (Arc de Triomphe), Kunstgewerbe und Mode.
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Schnabel, F. (1928). Das Zeitalter Napoleons. In: Geschichte der neuesten Zeit. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15976-6_2
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