Zusammenfassung
Als gegen Ende des Jahres 1501 die ferraresische Gesandtschaft in Rom erschien, die dazu bestimmt war, Lucrezia Borgia zu ihrer Hochzeit mit Alfonso von Este nach Ferrara zu geleiten, da befand sich unter den Festspielen, die im päpstlichen Palast zu Ehren dieser Gesandtschaft gegeben wurden, auch eines, in dem ein Kampf zwischen Fortuna und Herkules dargestellt war. Juno sendet gegen ihren alten Feind Herkules die Fortuna aus, die aber, statt ihn zu besiegen, von ihm überwunden, ergriffen und gefesselt wird. Auf Junos inständige Bitte gibt Herkules die Fortuna zwar frei; aber nur unter der Bedingung, daß weder sie selbst noch jene je wieder etwas Feindliches gegen das Haus der Borgia oder der Este unternehmen, vielmehr beide den zwischen beiden Häusern geschlossenen Ehebund begünstigen sollten.1) Es ist nur ein höfiches und ganz in die Sprache höfischer Konvention gekleidetes Spiel, das wir hier vor uns haben; — und auch die Wahl des Herkules-Symbols scheint auf den ersten Blick nicht viel mehr als eine Anspielung auf den Namen des regierenden Herzogs von Ferrara, Ercole d’Este, des Vaters Alfonsos, zu bedeuten. Um so mehr muß es überraschen, daß uns der gleiche allegorische Gegensatz, den hier das Festspiel darstellt, nicht nur in der Literatur der Zeit immer wieder begegnet, sondern daß er selbst in die Philosophie eindringt. In der Tat kehrt noch gegen Ende des Jahrhunderts in der moralphilosophischen Hauptschrift Giordano Brunos das gleiche Motiv wieder.
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Cassirer, E. (1927). Freiheit und Notwendigkeit in der Philosophie der Renaissance. In: Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance. Studien der Bibliothek Warburg, vol 10. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15920-9_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15920-9_4
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15351-1
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