Zusammenfassung
Die Erfahrung lehrt, daß Knaben und Mädchen schon lange, bevor das Geschlechtsbewußtsein beginnt, seelisch verschieden sind, und führt unabweisbar zur Annahme angeborener Verschiedenheiten der seelischen Anlagen beider Geschlechter. Vieles ist schon bisher erwähnt worden. Hört man Hebammen und Mütter, so kann man gar schon von Verschiedenheiten der Kinder im Mutterleib berichtet bekommen; der Knabe verrate sich durch größere Lebhastigkeit der Bewegungen, durch energischeres Wesen. Der männliche Säugling gilt als ungebärdiger, er schreit mehr, äußert Behagen und Unlust lebhaster als der weibliche. Dagegen ist das Tempo der ersten geistigen Entwicklung eher bei den Mädchen rascher, eine Tatsache, aus die das weibliche Geschlecht jedoch keinen Grund hat, besonders stolz zu sein; gilt doch gerade von der geistigen Reifung der Satz: gut Ding braucht lang Weil. Das weibliche Kind ist ferner leichter zu lenken, seine Gefühlsäußerungen sind weniger schroff, Troß und Eigensinn weniger stark, der Sinn für Sauberkeit srüher geweckt. Die Erziehung wird leichter „mit ihm fertig“. „Wohlerzogene“ Mädchen sind häusiger als „wohlerzogene“ Knaben. Artigsein ist eine weibliche Tugend.
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Gaupp, R. (1925). Der Unterschied der Geschlechter im Kindesalter. In: Psychologie des Kindes. Aus Natur und Geisteswelt. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15838-7_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15838-7_7
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15272-9
Online ISBN: 978-3-663-15838-7
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