Exkurs: Die Venediger Drucke

Zusammenfassung

Der Druck der joachimschen und pseudo-joachimschen Werke in Venedig ist eine geistesgeschichtlich interessante Episode, die noch in einigem Dunkel liegt. Im Jahre 1516 druckte der Verleger Lazarus de Soardis zunächst ein Sammelwerk, dessen Titelbild den „abbas Joachim magnus propheta“ zeigt, das aber hauptsächlich Traktate des 14. Jh.s enthält: des Telesphorus (Theolosphorus von Cosenza) Traktat De causis statu cognitione ac fine schismatis et tribulationum futurarum etc. vom Jahre 1386¹, in einer kürzenden Bearbeitung durch einen fr. Rusticianus unter dem Titel: Liber de magnis tribulationibus; einen Traktat Johanns von Paris De Antechristo et ejus temporibus von 1300²; endlich einen Auszug aus dem Arbor vitae des Ubertin von Casale unter dem Titel: De septem statibus ecclesiae. Dazwischen mehrere Bruchstücke älterer Prophetien, Merlins, der Sybillen etc. — In einer Vorbemerkung stellt der Verleger die Veröffentlichung der Werke Joachims in Aussicht. Die Drucklizenzen des Patriarchen, des Zehnmänner-Rates und des Inquisitors von Venedig — eben damals durch die Bestimmung des 4. Lateran-Konzils nötig geworden — hat der Verleger schon vor dem Telesphorus-Druck auch für Concordia, Expositio in Apoc. und Jeremias-Kommentar eingeholt; außerdem verspricht er ein Opusculum super prophetas und Caetera omnia alia sua opera quae ego reperiam.