Zusammenfassung
Wie oft erlebt man es, daß ein Angestellter oder Arbeiter, der pensioniert worden ist, kurz nach Aufgabe seiner Tätigkeit zusammenfällt, eher Krankheiten zuneigt, ja sogar frühzeitig stirbt. Man sagt dann, ihm habe seine „gewohnte Arbeit“ gefehlt. So ist es wirklich. Die Arbeitsmelodie, die uns täglich umgibt, verleiht uns Spannung. Wir denken dann nicht an unsere kleinen Leiden; wir schaffen mit und empfinden nach getaner Arbeit eine Befriedigung. Wie wunderbar umfängt uns jeden Morgen der Arbeitsrhythmus, wenn wir unsere Arbeitsstätte betreten! Selbst der Arbeitsunlustige wird von diesem Rhythmus gepackt; seine Kollegen arbeiten, er muß einfach mit. Es gehört nur etwas Besinnlichkeit dazu, einen Moment innezuhalten und sich daran zu freuen, daß man noch arbeiten und schaffen kann. Nicht umsonst bemühen sich die Ärzte, Beschädigte wieder in den Arbeitsprozeß einzugliedern, weil sie nämlich so am besten eine Förderung ihres Zustandes zu erreichen glauben. Arbeit ist für viele Medizin, eine Kraftquelle. Dabei ist es gleichgültig, um welche Art der Arbeit es sich handelt. Die Pessimisten jedoch sehen in der Arbeit nur eine Ausbeutung ihrer Kräfte; sie berauben sich damit selbst ihres Arbeitsglücks. Deshalb kann man sie nur bedauern. Hören wir lieber auf den Klang der Arbeitsmelodie, freuen wir uns am Arbeitsrhythmus. Die Ruhe nach der Arbeit empfinden wir dann doppelt wohltuend. Das ist eine Art von Lebensgenuß, die den Menschen wirklich glücklich und zufrieden macht.
Arbeit macht den Lebenslauf Noch einmal so munter; Froher geht die Sonne auf, Froher geht sie unter. G. W. Burmann
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Sellien, R. (1955). Arbeitsmelodie. In: Kaufmanns-Brevier. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14766-4_25
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