Zusammenfassung
Als grundlegend für den Bereich des maschinellen Sprachverstehens, insbesondere des Verstehens von Texten, kann das Konzept des (system-) internen Modells angesehen werden. Dieses Modell repräsentiert das Ergebnis eines Verstehensprozesses. Welcher Textklasse die sprachliche Äußerung angehört, hat keinen Einfluß auf diese Sichtweise: Ein internes Modell kann das Gesamtwissen nach dem Lesen eines Buches genauso umfassen, wie die Bedeutung einer natürlichsprachlichen Anfrage an eine Datenbank oder Pläne, die mit indirekten Sprechakten wie Hier zieht’s! verfolgt werden. Insbesondere existieren interne Modelle auf unterschiedlichen Ebenen wie der von einzelnen Phrasen, aber auch der Ebene vollständiger Texte.
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Literatur
Einige grundlegende Ideen dieses Kapitels, z.B. Lokalisierungsgebiete als wichtigen Teil der Bedeutung von Lokalisierungsausdrücken zu betrachten oder die Segmentierung des betrachteten Raumes als Basis zur Gebietserstellung zu verwenden, finden sich bereits in HABEL/PRIBBENOW (1988). Andere Ausführungen wie die Auffassung von Gebieten als Suchräume und die Unterscheidung zwischen Primärgebiet und Suchdomäne sind hinzugekommen.
Die erste Variante entspricht eher der relativistischen Auffassung von Raum, die zweite der absoluten (zu den unterschiedlichen Raumauffassungen siehe z.B. MILLER/JOHNSON-LAIRD (1976) und WUNDERLICH (1982)).
Die Bildung von Hohlräumen wird in den Ausführungen zum Objektkonzept “Objektform” in 2.2.2 beschrieben.
Die Ausführungen dieses Unterkapitels basieren auf dem Aufsatz PRIBBENOW (1989), aus dem auch die Beispiele und die beiden Abbildungen 3 und 4 übernommen sind.
Für die Lokalisierung des Federkerns kommt natürlich genauso der für Beispiel (8a) beschriebene Sitzbereich in Frage. Um das Beispiel genügend plakativ zu halten, möchte ich an dieser Stelle nicht auf die mit mehreren Lokalisierungsmöglichkeiten verbundene Problematik eingehen. Ich werde auf diesen Sachverhalt in den Ausführungen über Auswahlprozesse in 3.2.2.2 eingehen.
Da es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, kann ich an dieser Stelle auf die vielfältigen Möglichkeiten und Mechanismen zur Bildung von Innenräumen nicht eingehen; eine Analyse für eine ausgewählte Domäne findet sich in den Ausführungen zur Realisierung in 4.
Die Forderung nach Pfadförmigkeit wird auch an unbewegte Objekte gestellt, die als LE in dynamischen Lokalisierungen verwendet werden. Diese Anforderung kommt bereits in der konzeptuellen Vorverarbeitung bei der in 2.4.2.1 beschriebenen Überführung von dynamischer Lokalisierung in wegbezogene statische Lokalisierungen zum Tragen. Für den Prozeß der Gebietserstellung ist diese Konzeptualisierung der LE nicht mehr relevant.
Die Tatsache, daß nur sehr wenige der möglichen Kombinationen räumlicher Basiskonzepte auch im Vokabular einer Sprache realisiert sind, wird auch von TALMY (1983) hervorgehoben.
Eine Ausnahme ist das Vorliegen einer Teil-Ganzes-Beziehung zwischen LE und RO wie in der Anhänger hinter dem Lastwagen die zur Präferierung, nicht aber zur zwingenden Verwendung der intrinsischen Lesart führt.
Die Unterscheidung unterbestimmter Konzepte von einer einfachen Disjunktion findet sich auch in den Ausführungen von FREKSA (1990) zur Repräsentation und Verarbeitung zeitlichen Wissens. Als Gegenvorschlag zur Theorie von ALLEN (1983), die ausschließlich mit Disjunktionen arbeitet, favorisiert Freksa die Verwendung abstrakter Konzepte für inhaltlich bedeutungsvolle Disjunktionen. Wie auch HERNANDEZ (1990) erwähnt Freksa die kognitiv motivierbare Unterscheidung zwischen einem unterbestimmten Konzept und einer “echten” Disjunktion, d.h. einer Mehrdeutigkeit bei der konzeptuellen Interpretation.
Dabei sollte beachtet werden, daß zwar aufgrund des Weltwissens in einer realen Situation genau eine Suchdomäne in Frage kommt, daß aber unterschiedliche Erfahrungen und Bewertungen bei verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Ausprägungen führen.
Ein Vergleich dieser Ansätze im Hinblick auf die Normen für Objektgrößen findet sich in SIMMONS (1992).
Beachtet werden sollte dabei, daß neue Forschungsergebnisse aus Psychologie, KI, Linguistik oder Philosophie, die bessere Theorien über Wesen und Verwendung von Standardannahmen liefern, in Zukunft andere Vorgehensweisen nahelegen könnten.
Ist für das Denkmal-Fahrrad die geänderte Sortierung (Denkmal statt Fahrrad) bekannt, so wird von vornherein eine andere Verarbeitung erzwungen.
Cao unterscheidet nicht zwischen Richtung und Ausdehnung eines Gebietes. Seine Ausführungen über die Rolle der Distanz bei der Erstellung von Himmelsrichtungsgebieten gelten für alle Himmelsrichtungen und sind daher durchaus mit meinem Distanzkonzept der geographischen Nähe vergleichbar.
Der Blindabstand ist höchst problematisch, da wie bereits beschrieben, sich auf geographische Entitäten wie Länder usw. keine anderen Relationen außer den geographischen sinnvoll anwenden lassen.
In der Arbeit über Gebietskonstituierende Prozesse (HABEL/PRIBBENOW 1988) werden Barrieren in die Klasse der “Konkurrierenden Objekte” eingeordnet. Ich werde diese beiden Klassen im weiteren trennen, da konkurrierende Objekte der Priorisierung dienen, während Barrieren ggf. eine sichere Beschränkung des Gebietes bewirken.
Da dieses Wissen auf der Sortierung der LE und damit auf nicht räumlichen Aspekten beruht, kann es nur propositional definiert werden. Auf der depiktionalen Ebene erfolgt die konkrete Umsetzung.
Gute Zusammenfassungen der verschiedenen Standpunkte bieten die Arbeiten von LEVELT (1986) und RETZ-SCHMIDT(1988).
WUNDERLICH/HERWEG (1991) beschreiben Seiten und Richtungen als austauschbare Alternativen bei der Definition der Semantik von direktionalen Präpositionen. Auf der konzeptuellen Ebene stehen Seiten und Richtungen zwar immer noch in einer eineindeutigen Beziehung zueinander, innerhalb von Abgrenzungsprozessen sind sie aufgrund ihres unterschiedlichen Charakters aber nicht mehr gegeneinander austauschbar.
Zur Klassifikation der lokalen Situationen vgl. Abbildung 20 in 2.3.2.
Um die Beschreibung der Wegteile vollständig zu machen, fehlt eigentlich noch die Richtung eines Weges. Diese kann z.B. für jeden Punkt des Weges als die Verbindung von diesem Punkt zu einem zusätzlichen, innerhalb oder außerhalb des Weges gelegenen Punktes definiert werden. Wie die Richtung des Gesamtweges oder eines Teilweges daraus entstehen kann, ist nicht klar. Deshalb werde ich im weiteren die Richtung eines Weges unberücksichtigt lassen.
Die Ausrichtung eines Weges ist nicht mehr bestimmbar, wenn Anfangs- und Endpunkt des Weges gleich sind und nur ein mittlerer Wegabschnitt existiert. Im Rahmen von Lokalisierungsausdrücken tritt dieser Fall allerdings nicht ein, da bei jeder Überführung in einen konzeptuellen Weg mindestens zwei mittlere Wegabschnitte erzeugt werden (vgl. 2.4.2.3) oder — wie bei der Analyse der Routenlesart von ‘durch’ und ‘über’ — von der Ausrichtung abstrahiert wird.
Dieser Annahme entspricht die linguistische Beobachtung, daß für Quelle und Ziel einer Bewegung bzw. des Verlaufes eines Objektes nur Spezifizierungen der Lokalisierungsangaben vorliegen können.
Weiterhin kann dafür argumentiert werden, daß, induziert durch den Ausdruck an ... vorbei, die Teile vor und nach diesem Teilstück außerhalb des An-Gebietes des Hundes lokalisiert werden. Da die Erörterung dieses Problems uninteressant für die Fragestellung der Einbettung ist, werde ich sie hier nicht weiter verfolgen.
Ist die zu lokalisierende Entität eine Situation, so gehe ich davon aus, daß die in Kapitel 2.4.3.3 beschriebene Reduktion der Situationslokalisierung auf die Lokalisierung gewisser, an der Situation beteiligter Objekte im Rahmen der konzeptuellen Vorverarbeitung erfolgt ist, bevor funktionale Konzepte zum Tragen kommen.
Entsprechend den in 2.2.2.2 beschriebenen und in 3.3.1 ausgeführten Objektkonzept der Ausrichtung durch Referenzsysteme müßte das Konzept Seitenfläche eigentlich durch die Disjunktion von ‘Vorderseite’, ‘Hinterseite’, ‘Rechteseite’ und ‘Linkeseite’ ausgeführt werden. Allerdings ist die gesamte Seitenfläche eines Objektes auch als undifferenziertes Ganzes konzeptualisierbar; sprachlich kann darauf mit Ausdrücken wie lateral und seitlich referiert werden. Da wie in 3.3.1 beschrieben, die vertikale Ausrichtung unabhängig von einem speziellen Referenzsystem festliegt, ist damit auch die Seitenfläche als Ganzes,- wenn auch nicht die einzelnen Seiten — referenzsystemunabhängig festgelegt Damit hat die mögliche Differenzierbarkeit der Seitenfläche in einzelne Seiten einen anderen Status als die Unterscheidung in vollständige und partielle Inklusion bei F1.
Eine ausführliche Vorstellung der Ansätze von Herweg und Garrod/Sanford findet sich in PRIBBENOW (i. Vorb.).
Erleichtert wird der Bezug zu den Funktionalitäten, wenn die für eine Relation möglichen Funktionalitäten vereinheitlicht werden. Vorschläge für eine einheitliche funktionale Beschreibung von ‘in’, ‘an’ und ‘auf finden sich in PRIBBENOW (i. Vorb.).
Im momentan verwendeten depiktionalen Formalismus (vgl. 3.3.5.1) gibt es Schwierigkeiten bei der Repräsentation eines solchen Gebietes. Da die Depiktionen auf Zellmatrizen arbeiten, die den betrachteten Raum rastern, ist nicht mehr unterscheidbar, ob zwei Objekte sich berühren oder nur sehr eng zusammenliegen.
Ein Ferne-Gebiet ergibt sich als Komplement zum entsprechenden Proximalitätsgebiet (Nähe, Kontakt/direkte Nähe und Inklusion), dessen äußere Grenze durch die Auswertung der Nähe festgelegt wird. Die Definition des Ferne-Konzeptes läßt sich somit aus der Definition des Distanzkonzeptes der Nähe ableiten.
In rein propositionalen Systemen muß die Bedeutung von Konzepten durch Axiome vollständig formalisiert werden. Bei der Kombination mit depiktionalen Formalismen gibt der propositionale Teil nur allgemeine Regulärsten, d.h. Anforderungen an die Bedeutung von Konzepten, vor (vgl. 3.4.2.1).
Eine detaillierte Ausführung der Implementierung kann hier nicht erfolgen, sie findet sich in KHENKHAR (1990) und GIMM (1990a).
Ich werde im weiteren die beiden Begriffe “Zellmatrix” und “Depiktion” synonym zueinander verwenden.
In 3.1 wird der Begriff des (system-)internen Modells als Ergebnis eines Textverstehensprozesses eingeführt. Diese an mentale Modelle angelehnte Entitäten sollten nicht mit Modellen im Sinne der Modelltheorie verwechselt werden, wie sie die einzelnen Depiktionen bei Gimm darstellen.
Das Einbeziehen von zusätzlichen Bedingungen ließe sich aber problemlos in die Konzeption von Gimm integrieren.
Die Probleme des gebietsbasierten Ansatzes liegen darin begründet, das er gewisse Eigenschaften des Raumes nicht beachtet. Ich werde darauf in den Ausführungen zu den Eigenschaften von depiktionalen Repräsentationen in 3.4.1 zurückkommen.
Die Vollständigkeit ist trivialerweise gewährleistet, da jeder endliche Verband vollständig ist.
Der hier vorgestellte Priorisierungsverband sollte nicht mit den von HABEL (1986) vorgestellten Präzisierungs-verbände verwechselt werden. Die Präzisierungsverbände von Habel beschreiben den Informationszuwachs vom Supremum bis hin zur voll bestimmten mittleren Ebene, jede weitere Information führt zu wachsender Inkonsistenz und damit wieder zum Informationsverlust Innerhalb des Priorisierungsverbandes liegen nur dann inkonsistente Einträge vor, wenn einzelne Priorisierungen unverträglich zueinander sind und der Schniu der Gebiete leer ist
Der von Schirra für diese Funktion verwendete Begriff der “Proximalität” bezieht sich nur auf die Umgebung eines Objektes. Er entspricht damit dem in meiner Arbeit verwendeten Nähe-Konzept, während mein Proximalität-Konzept zusätzlich Inklusion und Kontakt umfaßt.
Nicht eindeutig ist, ob auch künstliche Objekte wie eindimensionale Linien, zweidimensionale Kreise usw. zugelassen werden sollten.
Ich werde die Ansätze an dieser Stelle nur in Hinblick auf ihre Analogizität zur Domäne Raum analysieren, eine ausführliche Beschreibung der wichtigsten Arbeiten findet sich in Kapitel 1.2.
An dieser Stelle sind die angenommenen räumlichen Regularitäten gemeint und nicht die letztendlich durchgeführten Inferenzen. Die Korrektheit der Inferenzen selbst hängt auch von der Korrektheit des verwendeten Inferenzmechanismus’ ab, welche in den logikbasierten Formalismen durch die Verwendung von Theorembeweisern und in den qualitativen durch überprüfte Constraint Satisfaction Verfahren gewährleistet wird.
Diese Möglichkeit zur Erklärung von Antworten kann für die in LEU/2 implementierten Regeln nicht ausgenutzt werden, da das Gesamtsystem keinen Mechanismus dafür bereitstellt.
In diesem Kontext referiert der Begriff “Inklusion” nicht auf das gleichnamige Distanzkonzept, sondern auf die Bezeihung zwischen zwei Gebieten.
In den speziell auf Raum ausgerichteten Formalismen von Guesgen, Mukerjee/Joe und Hernández kommen diese Probleme nur deswegen nicht zum Tragen, da unterschiedliche Außengebiete nicht verarbeitet werden können, sondern zur Klasse ‘disjunkt’ zusammengefaßt werden (siehe 3.4.1).
Beachtet werden sollte, daß die berücksichtigten Operationen sehr speziell gewählt sind. In GÄRDENFORS (1988) wird eine allgemeinere Auswahl von Operationen auf Wissensbeständen vorgestellt, die aus Summation eines neuen Faktes (einfacher Eintrag ohne Konsistenzüberprüfung), Extraktion (Entfernung eines Faktes) und Revision (Eintrag ggf. mit Extraktion dazu widersprüchlicher Fakten) besteht.
Bezieht sich die Lokalisierung auf ein bereits verwendetes RO, so wird die neue Gebietsdepiktion in eine bereits existierende Depiktion eingetragen. Da alle Gebiete in dieser Depiktion aber als unabhängig befrachtet werden, handelt es sich um eine einfache Erweiterung der Menge aller Depiktionen.
Eine Isomorphic kann nicht konstruiert werden, da — wie oben gezeigt — keine bijektive Abbildung zwischen ‘Lok’-Fakten und Depiktionen konstruiert werden kann.
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Pribbenow, S. (1993). Konzeptuelle Verarbeitung: Gebietserstellung und Interaktion von propositionalem und depiktionalem Formalismus. In: Räumliche Konzepte in Wissens- und Sprachverarbeitung. DUV: Datenverarbeitung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14562-2_4
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