Zusammenfassung
Im folgenden wird der Versuch unternommen, zum einen unterschiedliche Orientierungen in der Historiographie des Lehrers zu identifizieren und die Mängel der jüngeren Lehrersozialgeschichte anhand ihrer dominierenden Arbeiten darzustellen (1.). In einem zweiten Schritt wird dann — ausgehend von der Kritik solcher Unzulänglichkeiten — die theoretische Basis unserer Analysen zur Entwicklung der materiellen und sozialen Lage der preußischen Elementarlehrer entwickelt (2.).
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Literature
Als wichtigste Veröffentlichungen sind in diesem Zusammenhang zu nennen: Stolley 1878, Fischer 1892, Strewe 1896, Doormann 1907, Rißmann 1908, Pretzel 1921, Trinks 1933; (neu herausgegeben von Bölling 1980 ).
Bungardt 1965
Walz 1989; 1981
Apel 1985
Bölling 1983
Huerkamp 1976
Breyvogel 1984
Meyer 1976
La Vopa 1980
Skopp 1980. Für die Sozialgeschichte der Lehrerinnen einschlägig: Brehmer 1980; Gahlings/Moering 1961; Moerschner 1977.
KeinerlTenorth 1981, S.199
Dies gilt besonders für die Selbstbeschreibungen, für die soziale Verortung der Lehrer in den Sozialgeschichten und deren Defizit in der funktionalen Sichtweise. Stellvertretend ist hier Huerkamp zu nennen.
Vgl. hierzu Keiner/Tenorth 1981, S.202ff.; Müller/Tenorth 1984
Apel 1985
Apel 1985, S.197
Apel 1985, S.196
Dazu zählen die Wartezeiten bis zur festen Anstellung, der Aufstieg zum Ordinarius höherer Klassen, das Dienstverhältnis zum Direktor, methodisch-didaktische Schwierigkeiten aufgrund mangelnder pädagogischer Vorbildung und Fluktuation bzw. inhomogene Zusammensetzung der Schüler, außerdem außerschulische Aufsichtspflichten.
Apel 1985, S.179
Apel 1985, S.179
Apel 1985, S.187
Apel 1985, S.176
Apel 1985, S.176
Apel 1985, S.194
Apel 1985, S.198f.
Apel 1985, S.197f.
Apel 1985, S.203
Apel 1985, S.198
Apel 1985, S.165
Vgl. insbes. Bölling 1978 und 1983
Zum zeitgenössischen Gebrauch des Begriffs “Mittelstand” vgl. Müller 1977a.
Bölling 1983, S. 18, S. 24
Bölling 1978, S.20
Bölling 1983, S.76ff.
Bölling 1983, S.61
Bölling 1983, S.71
Bölling 1983, S.54
Bölling 1983, S.6
Vgl. Huerkamp 1976
Huerkamp 1976, S.2ff.
Huerkamp ( 1976, S.125) spricht von einer ökonomischen Notwendigkeit für den Staat, die Volksschulen zu verbessern.
Vgl. hierzu Leschinsky/Roeder 1976, S.497ff.; Lundgreen 1976 und 1977
Dieser Standpunkt ist explizit bei Nyssen (in Hartmann/Nyssen (Hg.) 1974, S.292–322) zu finden. Nyssen interpretiert von daher die Absicht und Wirkung der Stiehlschen Regulative 1854
Leschinsky/Roeder 1976, S.493
Leschinsky/Roeder 1976, S.454
Huerkamp 1976, S.176ff.; vgl. a. Skopp 1974 und 1980; auch diese beiden Arbeiten entwerfen’Profession“ als normative Kategorie, von der aus dann Defizite in der Berufsentwicklung diagnostiziert werden.
Zu den Merkmalen der “alten” Professionstheorie vgl. Müller/fenorth 1984; dort gelten insbesondere als deren Schwächen: Nivellierung der “Spezifik des Berufs zu einem Problem normativ-antizipierter Merkmale”, blinde und pure “Orientierung an Berufsinteressen und Berufsideologien” der Berufsinhaber (ebd., S.154).
Eine jüngere Arbeit zum Themenbereich (Schwänke 1988) wird nicht mehr gesondert besprochen. Darin ist weder Schwänkes eigener Anspruch eingelöst, einen normativ wirkenden Merkmalskatalog zu vermeiden, noch ist die im Titel versprochene historische Dimension angemessen berücksichtigt; vgl. hierzu auch Terhart 1989 (Rezension Schwänke 1988 ).
Huerkamp 1976, S.5
Vgl. Breyvogel 1984
Breyvogel 1984, S.299f.
Breyvogel 1984, S.308f.
Breyvogel 1984, S.301
Keiner/Tenorth 1981, S.207f., S. 210
Breyvogel 1984, S.309
Breyvogel 1984, S.310
Breyvogel 1984, S.309
Breyvogel 1984, S.310
s.u. IV.4.3(8)
s.u. IV.4.3(8); konkrete Strafkataloge werden durch die abstrakten Normen des Reichsstrafgesetzbuches ersetzt. Dadurch erweitern sich auch die Möglichkeiten, Lehrer in den Verdacht strafbarer Handlungen zu setzen.
Breyvogel 1984, S.305
Nipperdey 1968, S.140f
Nipperdey 1968, S.140f.
Vgl. hierzu Baumgart 1982
Breyvogel 1984, S.305ff.
Vgl. hierzu umfassend Neugebauer 1985, S.168ff., u.a. im Anschluß an G. Oestreich; zur Diskussion auch Brüggemann 1987
Jeismann 1987, S.20f.
Preuß 1975, S.386; vgl. a. Wunder 1974
Tenorth 1988, S.117ff., S.136ff.
Koselleck 1967, S.73ff.
Berdahl 1982, S.281f.
s.u. IV.4.2; vgl. Müller (Hg.) 1908, S.44; Heinze 1919, S. 69
v.Stein 1869 (Neudruck 1975), S.225
Humboldt 1904 (Nachdruck 1968), S.256 (§ 74)
Hegel 1973, S.463 (Rechtsphilosophie § 297 Zusatz)
formell wie für alle Stände: institutionell gesichert; besonders für die Erziehungsfunktion: für das Klientel obligatorisch etc.
im Sinne von “Universalisierung der Prämissen gesellschaftlichen Handelns der Gesellschaftssubjekte”; vgl. Tenorth 1988, S.12ff.
Leschinsky/Roeder 1976, S.500
Fischer 1977, S.198
Weber 1972, S.561f.
Antiquiertheit vor dem Spiegel pädagogischer Alternativen besteht bereits seit dem 15. Jahrhundert; vgl. Petrat 1979
Die preußische Verwaltung war bei allen inneren Reformen der Träger der Staatsidee und damit auch der Träger der neuen Vorstellungen von den Schulen.“ (Heinemann 1974, S.34)
Vgl. hierzu Tenorth 1987
Etwa: “Der Brodmangel, mit welchem sehr viele Schullehrer kämpfen müssen; womit dann unzertrennlich verbunden ist: die Untauglichkeit und Unwissenheit vieler Schulhalter”. (Sack 1799, S.6f.) Oder: “Da die Haupt-Sache bey dem Schulwesen auf die Lehrer ankommt, so muß man auf deren Verbesserung besonders bedacht seyn”. (Krünitz 1794, S.40)
Vgl. die Rückwendung bei Landarbeitern in einer ähnlich offenen Situation - “Das die liebe alte Vorzeit wo möglich wieder hergestellt werde”. (Parisius 1984, S.198)
Dies kommt in folgender Beschreibung zum Ausdruck: “Die Volksschullehrer haben zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenigchrw(133) Früher als man die Forderungen an die Lehrer noch nicht so hoch stellte, als jetzt, als man noch Leute von der Nadel, der Bürste, der Flinte oder dem Hammer weg, im Schulfache anstellte und oft Schulmeister und Schneider, Gänsehirten, Steinklopfer, Nachtwächter ec in einer Person vereinigt sehen konnte; früher als das Metall in einem höheren Werthe stand, als gegenwärtig; früher als die Lebensbedürfnisse noch nicht so gesteigert waren und man das Sprichwort ‘Kleider machen Leute’ noch nicht so weit ausdehnte als heutzutage: da mochten wol Einhundert Thaler ihren Mann, ihren Zweenherrndiener ernähren und ihn zufrieden mit seiner Lage machen.” (Preußische Volks-Schul-Zeitung (5)1837, S.233f.
Also, ich suchte mein Brot nicht auf andere Weise zu erwerben, sondern stehe rein als gelernter Lehrer da,chrw(133) darum macht man an mich auch größere Ansprüche, als an einen gewesenen Schuhmacher. Man fordert Lehrergeschicklichkeit von mir, und ist nicht zufrieden, wenn ich lesen, schreiben und rechnen kann wie Jener; aber ich soll mit geringerem Lohne zufrieden sein als er hatte.“ (Schlesische Schullehrer-Zeitung 1848, S.32)
Diesen Bezug findet man in voller parteilicher Entfaltung dann bei Bielfeldt 1904: Die preußischen Volksschullehrer und die Subalternbeamten.
Diese mentale Haltung ist keineswegs exklusiv auf die niederen Lehrer beschränkt, sondern eher “beamtenspezifisch”; für die Gymnasiallehrer vgl. Apel 1985; für untere Polizeibeamte vgl. den Hinweis bei Lüdtke 1977, S.204; für die mittleren Postbeamten vgl. Engelhardt 1986, S.99f..
Fischer 1892. Bd. 2, S. 341
Vgl. zur Petition als legale Variante im Protestbegriff die Einleitung bei Volkmann/ Bergmann (Hg.) 1984
Vgl. für Lehrervereine das von H.E. Tenorth geleitete DFG-Projekt “Lehrerverbände und Professionalisierung” und die im Vorwort genannten Arbeiten aus diesem Zusammenhang.
Riepe 1841. S.65
Preußische Schulzeitung (39)1901. Nr.1, S.1
Vgl. hierzu Berdahl 1982, S.277
Vgl. die Verbindung von “commercium und connubium” bei Weber 1972.
Man sollte ihnen mehr äußere Ehre geben und zu verschaffen suchen. Bisher war und ist der Schulmeister auf dem Dorfe fast der verächtlichste Mensch, da er doch in Gemeinschaft mit dem Prediger der geehrteste sein sollte.“ (Fischer 1892. Bd.2, S.110 im Rückblick)
H. 1894, S.308
Schoenwaldt 1902, S.5
Fischer 1892 Bd. 2 S. 427f
Thien 1984, S.175ff.
Weber 1972, S.535
In der Kennzeichnung des Heiratsverhaltens der Lehrer als Traditionsgebundenheit und Abgrenzung kleinbürgerlicher Kreise bei Breyvogel (1984, S.309) finden wir die offensive Komponente dieser selektiven Kriterien bei der Gattenwahl der Lehrer nicht mehr.
Vgl. hierzu Heywang 31926
Mit Bourdieu ( 1983, S.192) könnte man von kollektiven Investitionsstrategien sprechen, gerichtet auf die Schaffung und Erhaltung von Sozialbeziehungen, die symbolischen Profit versprechen.
Materiell ist diese soziale Gruppe darüber definiert, daß ihr berufsmäßiges Einkommen nicht über einzelne Erwerbsakte gewährleistet ist, sondern durch Erfüllung des Berufs; vgl. v. Stein 1975 (Neudruck; zuerst 1869), S.225.
Koselleck 1968, S.69
Hegel 1973, S.461 (Rechtsphilosophie § 294); vgl. hierzu auch Thien 1984, S.51ff..
Zur Aufgabenstellung bei der Erforschung materieller und sozialer Lage vgl. Conze 1979; eine diesbezüglich ergiebige Arbeit über die schleswig-holsteinischen Lehrer bietet Offen 1981.
Dieses Vorgehen begründet sich aus der Arbeitsteilung in dem unserer Untersuchung vorausgesetzten DFG-Projekt “Lehrerverbände und Professionalisierung” (s. Vorwort) und einer immer gegebenen Notwendigkeit zu thematischer Beschränkung.
Tenorth 1987, S.266
Drechsel 1973, S.33
Vgl. hierzu Diesterweg 1961. Bd.V-VII; bei aller Unterstützung, die Lehrer materiell und sozial vorwärts zu bringen, äußert Diesterweg durchaus auch “Ekel vor dem Heer von vorgebrachten Klagen”. Seine Empfehlungen an die Lehrer sind: “1. Emanzipiert euch von der Unwissenheit 2. Emanzipiert euch von verstandlosen Verfahrensweisen, von Mechanismus, Schlendrianismus, geistlosem Treiben 3. Emanzipiert euch von schofelen Gesinnungen!chrw(133) Hochmut,chrw(133) falsche Demut,chrw(133) äußere Wortgläubigkeit, von aller Affektation und anderen Arten des Geistesruins” (1842). Denn “wer sich befreien, frei werden will, muß sich bilden” (1846). (Diesterweg 1961. Bd.V, S.471ff. und Bd.VII, S.99) Die äußere Emanzipation geht für Diesterweg mit dem Auftrag einher, sich auch im pädagogischen Geist zu emanzipieren.
Vgl. hierzu Mollenhauer 1968 und insbes. Sünkel 1975.
Mollenhauer 1968, S.11
Beispielhaft für diese Vorgehensweise: Skopp 1980, S.401
im 19. Jahrhundert etwa der “brave Untertan”; vgl. den Titel von Meyer 1976: “Schule der Untertanen”; oder im 20. Jahrhundert der “mündige Bürger’; vgl. Mollenhauer 1968.
Vgl. als Beispiel für viele solche Arbeiten Walz 1981 und 1988; dort bes. S.11lff..
Nur beschränkt tauglich für unseren Emanzipationsbegriff sind auch Ansätze, die den sozialen Aufstieg bzw. den Lehrerberuf als Plattformberuf in den Mittelpunkt stellen; vgl. v.a. v.Recum 91971. Sie bleiben der materiellen Dimension von Emanzipation äußerlich verhaftet.
Vgl. zum administrativ vorgegebenen Lehrplan als Behinderung der pädagogischen Interaktion Tenorth 1988a.
Die Reflexion Gidions (1981) über den “unmöglichen” Beruf des Lehrers ist selber ein Hinweis dafür, daß die “Stilform der Klage” (ebd., S.530) sich keineswegs nur den Geburtswehen dieses Berufsstandes verdankt, sondern strukturell induziert ist. Ob die Grundlage der Klage heute eine andere ist als für die Pädagogen im 19.Jahrhundert muß Diskussionen an anderer Stelle überlassen bleiben.
Zitat des damals ältesten Mitglieds der GEW Bayern, Willy Ebert (in: Reiß 1983, S.10).
Vgl. zur Qualität fundierter pädagogisch-historischer Untersuchungen Herrlitz 1989 (Rezension zu Neugebauer 1985).
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Deppisch, H., Meisinger, W. (1992). Bildungssystem, Verbeamtung und Soziale Lage des Lehrers. Die Forschungslage Zum Thema. In: Vom Stand zum Amt. DUV: Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14534-9_2
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