Zusammenfassung
Ein für eine kritische Gesellschaftstheorie relevanter Begriff von Subjektivität ist nur gewonnen, wenn in diesem die Prozesse der Individuierung und der Vergesellschaftung als vermittelt erscheinen und wenn er so angelegt ist, daß sich daraus empirisch prüfbare Hypothesen ergeben: kritische Theorie geht in Krisentheorie zwar nicht auf, aber sie muß die normativen Prämissen ihrer Kritik auch in soziologischer Einstellung ausweisen können. Vor diesem Hintergrund lassen sich die im folgenden zu diskutierenden Vorschläge Lefèbvres und Morins trotz ihrer durchaus unterschiedlichen Ansatzhöhe als komplementär behandeln. Dabei erhält dann diese Fragestellung auch die Funktion eines tertium comparationis, was allerdings auch bedingt, daß sie lediglich den kleinsten gemeinsamen Nenner beider Ansätze erfaßt. Um sie in ihre Rolle als Leitfaden der Darstellung einsetzen zu können, bedarf sie deshalb zunächst einer Respezifizierung.
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Referenzen
H. Lefèbvre: La production de l’espace. Paris (Anthropos) 1974, S.152. Vgl. auch ds.: Le droit à la ville (suivi de “Espace et politique”). Paris (Anthropos) 21972, S.264f sowie ds.: La reproduction des rapports de production. In: L’homme et la société 23/1972, S.3–21 (hier S. 14f)
Vgl. A. Gosztanyi: Der Raum. Geschichte seiner Probleme in Philosophie und Wissenschaft, 2 Bde. Freiburg/München 1976 (bes. Bd.2, Kap.7: “Die Raumidee in der modernen Philosophie”, S.835–1032)
Ich bin mir bewußt, daß in gewisser Weise eine Entwicklung von einem eher normativen Ansatz in “Le droit à la ville” zu einem logisch-rekonstruktiven Ansatz in “La production de l’espace” stattfindet. Nun bleibt der letztere aber auch im ersten Fall systematisch vorausgesetzt, was es m. E. rechtfertigt, in einer integralen Betrachtung mehr das Gemeinsame als das Trennende zu betonen.
Ich verwende diesen allgemeinen Begriff, um den universalistischen Anspruch des Ansatzes festzuhalten. In diesem allgemeinen Sinn stellt das Urbane nur eine besondere Form der Aneignung von Raum als eines anthropologischen Desiderats dar. Wenn besondere Phänomene angesprochen werden sollen, werde ich in der Regel den Begriff attributiv spezifizieren (z. B. “Stadt” — “städtischer Raum”)
Vgl. zum folgenden H. Lefèbvre: La révolution urbaine. Paris (Gallimard) 1970, S.235–237 <dt.: Die Revolution der Städte. München 1972, S.188–191 — diese Übersetzung ist allerdings recht ungenau und z.T. auch mißverständlich>
Vgl. ebda. S.171 <dt.: S.137f> sowie ds.: La production de l’espace. A.a. O. S.74 und S.78
So ds.: Éléments d’une théorie de l’objet. In: ds., Du rural à l’urbain. Paris (Anthropos) 1970, S.267–285 (hier S.278)
Ds.: La proclammation de la Commune. Paris (Gallimard) 1965, S.30–32
Ebda. S.32 (eig. Übersetzung)
Ds.: Le droit à la ville. A.a. O. S.120f. Zu ähnlichen Überlegungen kommt auch Bahrdt, auch wenn er an seine Ausführungen nicht den kategorialen Anspruch einer Theorie der Gesellschaft stellt. Vgl. H. P. Bahrdt: Umwelterfahrung. Soziologische Betrachtungen über den Beitrag des Subjekts zur Konstitution seiner Umwelt. München 1974 (bes. die Kapitel 1, 2, 3 und 8)
H. Lefèbvre: La révolution urbaine. A.a. O. S.29–33 <dt.: S.24–27>
Ebda. S.29<dt:S.25>
Vgl. zum folgenden ebda. S.33f <dt.: S.27f> und ds.: La production de l’espace. A.a. O. S.253–261
Ds.: La révolution urbaine. A.a. O. S.34 <dt.: S.28>
Ebda. S.232 <dt.: S.186> sowie ds.: Le droit à la ville. A.a. O. S.64
Ds.: La ville et l’urbain. In: Espaces et sociétés 2/1971, S.3–7 (hier S.4)
Vgl. vor allem die Arbeit von M. Castells et al.: Crise du logement et mouvement sociaux urbains. Enquête sur la région parisienne. Paris (Mouton) 1978. Castclls weist darauf hin, daß Lei’èbvre mit seinen Schriften einen gewissen theoretischen Einfluß auf die Hausbcsctzcrszene Anfang der 70er Jahre ausgeübt hat. Vgl. ebda, S.462
H. P. Bahrdt: Umwelterfahrung. A.a. O. S.25ff
H. Lefèbvre: La production de l’espace. A.a. O. S.418ff
Vgl. zum folgenden ebda. S.407–413 sowie programmatisch ebda. S.64
Ebda. S.268 (eig. Übersetzung). Daß dies der Status ist, den Lefèbvre reklamiert, ergibt sich m. E. theoriestrategisch schon aus ihrer Funktion der Verbindung von historischer Rekonstruktion im Mittelteil der Arbeit (Kap.4 und 5) mit den logischen Ableitungen der Kapitel 2 und 3 sowie der Symbolisierung einer möglichen Entwicklungsrichtung in Kapitel 6
So die Stichworte einer kurzen historischen Erläuterung. Vgl. ds.: La revolution urbaine. A.a. O. S. 16–27 <dt.: S.14–23>
Vgl. ds.: La production de l’espace. A.a. O. S.272–275
Ebda. S.288f (eig. Übersetzung)
Ebda. S.278
Ebda. S.283f
Vgl. dazu ebda. S.303f. Ich möchte das hier übergehen.
Vgl. zum folgenden ebda. S.329ff
Siehe dazu ds.: La révolution urbaine. A.a. O. S.165f <dt.: S.132f>
So einige der Bedürfnisse, die Lcfèbvre nennt. Siehe dazu ds.: Le droit à la ville. A.a. O. S. 107
Ds.: Die Produktion des städtischen Raums. In: Arch+ 34/1977, S.52–57 (hier S.53). Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen unter dem Titel “Introduction à l’espace urbain” in: Metropolis 3/1976 (Oct.)
Vgl. zum folgenden ds.: La production de l’espace. A.a. O. S.201–218
Ebda. S.202 und S.205
Ebda. S.209
Ebda. S.215
36Ebda. S.217
So beispielhaft auch E. Morin: La méthode: I. Paris (Seuil) 1977 und La méthode: II. Paris (Seuil) 1980. Zur komparativen Kognitionsforschung vgl. auch Schöfthaler/Goldschmidt (Hrsg.): Soziale Struktur und Vernunft. Jean Piagets Modell entwickelten Denkens in der Diskussion kulturvergleichender Forschung. Ffm 1984 und bes. den Aufsatz von M. Cole: Eine ethnographische Psychologie der Kognition. In: ebda. S.291–310
Vgl. H. Lefèbvre: Le droit á la ville. A.a. O. S. 103–106 sowie ds.: La pensée marxiste et la ville. Paris (Casterman) 31978, S.167ff <dt.: Die Stadt im marxistischen Denken. Ravensburg 1975, S.115ff>
Ds.: La révolution urbaine. A.a. O. S.158 <dt.: S.127>
Siehe ds.: Le droit à la ville. A.a. O. S.97 und 86f sowie ds.: La révolution urbaine. A.a. O. S.94 und S.100 <dt.:S.76 und S.81>
Vgl. ebda. S.160 <dt.: S.129>
Siehe ds.: Le droit à la ville. A.a. O. S.70ff. Über diese knappen Hinweise gejt er auch in der systematisch angelegten Arbeit “La production de l’espace” a.a. O. S.69f und S.121 nicht hinaus
Diese Vorstellung, die aus der Katastrophenmathematik stammt, entlehnt Lefèbvre R. Thom: Modèles mathématiques de la morphogenèse. Paris (U. G. E.) 1974
H. Lefèbvre: La révolution urbaine. A.a. O. S.36f <dt.: s.30>. Die wesentlichen Überlegungen finden sich in ds.: La production de l’espace. A.a. O. S.370–403 sowie in der thesenartigen Zusammenfassung “Les institutions de la société post-technologique. In: Espaces et sociétés 5/1972, S.3–20 (bes. S.9–16)
Ds.: La production de l’espace. A.a. O. S. 398
Diese Hypothese hat D. Harvey in seinem Aufsatz: Klassenmonopolrente, Finanzkapital und Urbanisierung. In: K. M. Schmals (Hrsg.), Stadt und Gesellschaft. München 1983, S.861–885 getestet und — mit Verweis auf die zeitliche Begrenztheit dieser Erscheinung — gut bestätigt gefunden
Vgl. hierzu H. Lefèbvre: Les institutions de la société post-technologique. A.a. O. S.8 und S.14 sowie ds.: La production de l’espace. A.a. O. S.379ff und S.386
Ebda, sowie ds.: Les institutions ... A.a. O. S.11f
So ds.: La révolution urbaine. A.a. O. S.l 12 <dt.: S.90r> und ds.: Le droit à la ville. A.a. O. S.86f
Ich stütze mich im folgenden auf die thesenartige Zusammenfassung, die Lefèbvre am Ende von “La pensée marxiste et la ville”. A.a. O. S.167ff <dt.: S.115ff> gibt. Entsprechende Überlegungen finden sich allerdings auch in: Le droit à la ville. A.a. O. S.78–90 unter dem Titel “Aux alentours du point critique” sowie in: La révolution urbaine. A.a. O. S.35–63 <dt.: S.29–51> unter dem Titel “le champ aveugle” und in: La production de l’espace. A.a. O. S.407–415
Ds.: La révolution urbain. A.a. O. S.113f <dt.: S.91f>
Ebda.
Ds.: La ville et l’urbain. A.a. O. S.6
So ds.: La production de l’espace. A.a. O. S. 152
einer solchen Rekonstruktionsstrategie folgt auch J. Habermas: Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus. Ffm 1976. Vgl. aber auch K. Eder: Die Entstehung staatlich organisierter Gesellschaften. Ffm 1976 und H. Apel: Gott, Verwandtschaft, Geld. Ffm/N.Y. 1983 sowie G. Dux: Die Logik der Weltbilder. A.a. O. Sie scheint mir der von Sohn-Rethel prominent ausgeführten Auffassung der Abhängigkeit der Denkformen von Gesellschaftsformationen darin überlegen, daß sie noch den Prozeß der Ökonomisierung der materiellen Reproduktion als voraussetzungsvolle und nicht-selbstverständliche Abstraktionsleistung sichtbar macht.
Vgl. hier wie zum folgenden H. Lefèbvre: Die Produktion des städtischen Raums. A.a. O. S.55f
Ebda. S.53
Ebda.
Ebda. S.53f
Ebda. S.54
Ebda. S.56. Im Gegensatz zu den Übersetzern halte ich am Begriff “differentiell” fest, weil dieser im Unterschied zu dem Vorschlag, dafür “gegensätzlich” zu setzen und damit auf der phänomenalen Ebene zu verbleiben, die dialektische Figur des Lefèbvreschen Arguments besser wiedergibt.
Darauf hat auch G.Treusch-Dieter: Revolution der Städte? Darstellung und Kritik der revolutionstheoretischen Konzeption Henri Lefèbvres. In: Ästhetik und Kommunikation 7/1976, S.108–115 (wiederabgedruckt in: Arch+ 34/1977, S.58–62). Ich gebe dem Argument jedoch eine andere Pointe
Vgl. G.Treusch-Dieter: Revolution der Städte? A.a. O. S.115
Siehe H. Lefèbvre: Die Produktion des städtischen Raums. A.a. O. S.52
Vgl. ds.: La révolution urbaine. A.a. O. S.171 <dt.: S.137f>
Vgl. zum folgenden ebda. S.106–111 <d: S.86–89>
Ebda. S.117f <dt.:S.94f>
Vgl. dazu Häußermann/Sicbel: Thesen zur Soziologie der S ladt. In: Leviathan 6/1978, S.484–500 und auch die Arbeit von R. Bambach: Der französische Frühsozialismus. Opladen 1984
Siehe H. Lefèbvre: La révolution urbaine. A.a. O. S. 87ff <dt.: S.70 f>
So ds.: La production de l’espace. A.a. O. S.458f
Ebda. S.48f
Vgl. ebda. S.75
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Schmalz-Bruns, R. (1989). Lefèbvres Theorie des sozialen Raums. In: Alltag — Subjektivität — Vernunft. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 81. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14513-4_7
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