Zusammenfassung
Versucht man, die Ziele der seit Anfang der siebziger Jahre zunehmenden gewerkschaftlichen und betrieblichen Abwehrkämpfe gegen Rationalisierungsmaßnahmen auf einen Nenner zu bringen, so lautet dieser fast immer: „Erhaltung“ materieller Besitzstände und Lohnstrukturen, „Sicherung“ von Qualifikationen und der mit ihnen verbundenen Erwerbschancen, „Schutz“ der Arbeitsplätze. Ungeachtet aller strategischer Debatten über die Rationalisierung scheint die gewerkschaftliche Politik sich in der Praxis auf eine rein reaktive und defensive Haltung zu beschränken. Fast immer geht es nur um die Abwehr oder Modifikation bestimmter, vom Management geplanter Maßnahmen, ganz selten nur um die Durchsetzung eigener Zielvorstellungen. In diesem Sinne konstatiert Lutz einen „grundsätzlich konservativen“ Charakter von Arbeitnehmerpolitik, der sich etwa bei der Einführung neuer Lohnsysteme in einer rein traditionalen Fixierung der Beschäftigten an die überkommenen Lohnhierarchien äußere (Lutz 1975; 41 f.). An dieser konservativen Orientierung ändert sich auch nichts, wenn die Abwehrkämpfe, wie etwa in den USA, mit größerer Militanz als in der Bundesrepublik ausgefochten werden:
„One feature is common, however, to the official and the ‘underground’ structure of job control by organized workers, and is not overcome by in formal qualifications of the countervailing power conception: job control is conservative. It is geared to ‘preserving’ jobs, to ‘preclude’ changes in operation, to retain ‘restrictive rules’. Shopfloor representatives have seldom come up with proposals for restructuring employment, or, in connection with it and even more important, for reshaping the work process of a firm or an industry“ (Herding 1972; 43).
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Deutschmann, C. (1981). Das konservative Moment der Gewerkschaftsbewegung. In: Gesellschaftliche Arbeit und Rationalisierung. Leviathan Sonderhefte, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14417-5_6
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