Zusammenfassung
Obwohl das Thema „Neue Soziale Bewegungen“ (NSB) große Faszination auf die Sozialwissenschaften ausübt und bislang eine Vielzahl von Fachvertretern zu eigenen, zumeist engagierten Beiträgen anregte, ist der empirisch gesicherte Kenntnisstand über die NSB außergewöhnlich gering. Die vorliegende Literatur bezieht sich vor allem auf (mögliche) Entstehungsursachen und Existenzbedingungen der NSB. Diese scheinen in besonderem Masse Anlaß für zeitkritische Betrachtungen über Unzulänglichkeiten und Defizite der gesellschaftlichen (in Sonderheit der politischen) Ordnung der Bundesrepublik bzw. der kochentwickelten kapitalistischen Industriegesellschaften insgesamt zu bieten (zahlreiche Beispiele bei BRAND 1982). Ob und inwieweit welche dieser Faktoren tatsächlich für die Entstehung und Existenz der oder einzelner NSB verantwortlich sind und welche konkreten Beziehungen zwischen der Wahrnehmung bzw. Betroffenheit von spezifischen gesellschaftlichen Mängeln einerseits und der tatsächlichen Aktivität im Rahmen der NSB andererseits bestehen, ist noch weitestgehend ungeklärt (vgl. a. BRAND 1982, S. 145). Von einer halbwegs befriedigenden empirisch fundierten Literaturlage kann überhaupt nur im Zusammenhang mit den Umweltbürgerinitiativen, dem Protest gegen Atomanlagen sowie hinsichtlich des grün-bunten parlamentarischen Engagements die Rede sein. Für die Friedens-, die Frauen-und die Alternativprojekte-Bewegung liegen allenfalls Untersuchungen zu einzelnen Aspekten vor, nicht jedoch zu übergreifenden Zusammenhängen oder dem jeweiligen Gesamtkomplex. Eine gewisse Ausnahme bildet HUBERS Darstellung der Alternativbewegung, die freilich eher auf seinen persönlichen Erfahrungen als auf systematischen empirischen Erhebungen basiert.
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Stöss, R. (1984). Vom Mythos der „neuen sozialen Bewegungen“. In: Falter, J.W., Fenner, C., Greven, M.T. (eds) Politische Willensbildung und Interessenvermittlung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14338-3_46
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