Zusammenfassung
Im ersten Hauptabschnitt haben wir uns mit den wichtigsten der Grunderscheinungen des Wirtschaftslebens beschäftigt, mit denen man wenigstens einigermaßen vertraut sein muß, bevor man irgendein Sondergebiet der Wirtschaftswissenschaft mit Erfolg näher ins Auge fassen kann. Jetzt wenden wir uns den Problemen der Betriebswirtschaftslehre selbst zu, deren allgemeinen Teilen das vorliegende Buch gewidmet ist, und zwar handelt es sich als erstes darum, das Wesen des Gegenstandes herauszuarbeiten, mit dem es die Betriebswirtschaftslehre zu tun hat. Diesen Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre bilden das Leben und die Betätigung einer bestimmten Art von Einzelwirtschaften, die unter den heutigen Verhältnissen innerhalb der Gesamt-oder Volkswirtschaft stark im Vordergrund stehen, d. h. das Leben und die Betätigung der in der Wissenschaft sogenannten Betriebswirtschaften die man im gewöhnlichen Leben als Betriebe oder als Unternehmungen (z. B. Fabrikbetriebe bzw. Industrieunternehmungen) bezeichnet, je nachdem auf welche Seite ihrer Wesensmerkmale jeweils das Hauptinteresse gerichtet ist.1) Um aber die besonderen Eigentümlichkeiten dieser Betriebswirtschaften herauszuarbeiten, wird zweckmäßigerweise so vorgegangen, daß man sie gedanklich den übrigen Arten von Einzelwirtschaften gegenüberstellt, die es in der modernen Volkswirtschaft gibt. Mit dieser Zielsetzung soll hier zunächst zwischen Hauswirtschaften und Betriebswirtschaften unterschieden werden.
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Literatur
Hiermit hängt es zusammen, daß auch im wirtschaftswissenschaftlichen Schrifttum die Einzelwirtschaften, mit denen es die Betriebswirtschaftslehre zu tun hat, nicht einheitlich bezeichnet werden. Auch in der Wissenschaft wird vielfach anstatt von Betriebswirtschaften von „Betrieben“ bzw. von „Unternehmungen” gesprochen.
Es handelt sich um folgende gedankliche Buchungen: 1. Per Betriebswirtschaften an Hauswirtschaften (verrechn. Geldeinkommen), 2. per Hauswirtschaften an Betriebswirtschaften (verrechn. Gütereinkommen). Man beachte, daß die Pfeilspitzen „per“ und die punktförmigen Pfeilenden „an” bedeuten. Das gilt für alle späteren grafischen Darstellungen dieser Art auch.
Das Schrifttum kennt gewöhnlich nur die Gleichung: „Kosten = Einkommen“, d. h. die erste der im Text aufgeführten Gleichungen. Diese Betrachtungsweise ist einseitig und kann zu Mißverständnissen Anlaß geben.
Die in die Kontenseiten der Tafel eingetragenen Ziffern beziehen sich wieder auf die Felder der Tafel 3 auf S. 22. Das gleiche gilt auch für die späteren Tafeln 7, 8 und 9.
Vgl. L., Industriekalkulation, S. 53 ff.
Auf den ursprünglich von Rathenau bei gewissen außenpolitischen Verhandlungen gebrauchten Wertschöpfungsbegriff in der hier maßgebenden Bedeutung bin ich 1921 im Reichswirtschaftsministerium gestoßen, worüber in meiner Arbeit „Betrieb und Unternehmung und das Wesen ihrer Wirtschaftlichkeit“, ZfB, 3. Jahrgang, 1926, speziell S. 351 nachgelesen werden kann. Systematisch habe ich mich mit dem Wesen, der Bedeutung und der Berechnung der betrieblichen Wertschöpfung bisher in folgenden Arbeiten beschäftigt: 1. Planvolles Rechnen in Betrieb und Gruppe — Ein Beitrag zur Wertschöpfungs- und Wirtschaftlichkeitsrechnung, Berlin 1937; 2. Wertschöpfung und Ertragswert, W. T., 6. Jahrgang, 1937, S. 309 ff.; 3. Umsatz oder Wertschöpfung als Maßgröße der Preisbildung, D. Pr. B., 21. Jahrgang, 1941, S. 693 ff.; 4. Leistungsstatistik, Dr. Pr. B., 22. Jahrgang, 1942, S. 201 ff.; 5. Die betriebliche Leistung und ihre Beurteilung, Festschrift für Fritz Schmidt, Berlin und Wien 1942, S. 7 ff.; 6. Der Ergiebigkeitsvergleich als überbetrieblicher Totalvergleich, T. u. W., 37. Jahrgang, 1944, S. 41 ff. und S. 57 ff.; 7. Umsatz kein Leistungsmaßstab, DAZ 1944, Nr. 213 vom 4. B. 1944. — Es ist von Interesse, daß mit der Wertschöpfungsrechnung in der Landwirschaft, wenn auch unter anderer Bezeichnung, schon seit längerer Zeit praktisch gearbeitet worden ist; vgl. Fensch, Das volkswirtschaftliche Einkommen aus der Landwirtschaft, Berlin 1935.
Wegen des Begriffs der Kreditbanken siehe Abschnitt IV.
Mahlberg, Der Betriebsbegriff und das System der Betriebswirtschaftslehre, in „Die Verwaltungswirtschaft“, Band 2 des GRB, Leipzig 1926, S. 1 ff.
Moll, Lehrbuch der Finanzwissenschaft, Berlin 1930, S. 33 ff.
Vgl. G. v. Mayr, Begriff und Gliederung der Staatswissenschaften (Festgabe für Albert Schäffle, 1901), 3. Auflage, München 1919, S. 78 ff.
Ich lasse hier die (nur) mittelbar produktiven Betriebswirtschaften des Bankwesens auBer acht.
Vgl. Müller, Allgemeine Regeln zur industriellen Kostenrechnung, Stuttgart 1942, S. 36 ff.
Auch die Kassenhaltung ist heute (Kreditgeldbesitz) im Grunde eine Art Kreditierung.
Soweit die Industrie in Betracht kommt, habe ich mich mit diesen Gesichtspunkten gelegentlich bei der Bearbeitung eines Spezialproblems beschäftigt, nämlich bei der Bearbeitung der Frage nach den betriebswirtschaftlichen und den technischen Ursachen der industriellen Ballung. Auf diese in der Zeitschrift für Raumforschung und Raumordnung (7. Jahrgang,1943, S.30 ff.) erschienene Arbeit sei zur Ergänzung verwiesen.
Sauer, Zur Wirtschaftlichkeitsrechnung in der Chemischen Industrie, Dissertation, Heft 64 der Nürnberger Beiträge zu den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Nürnberg 1937.
Schäfer, Die Aufgabe der Absatzwirtschaft, Leipzig 1943, speziell S. 16 ff. Sch. bringt in seinen Arbeiten den Handel unter den Oberbegriff „Absatzwirtschaft„. Hier wird gedanklich gewissermaßen umgekehrt vorgegangen, indem z. B. die industrielle Beschaffungs- und Vertriebstätigkeit (vgl. vorigen Abschnitt) als Handelsfunktion („geschäftliche” Funktion) der Industrie aufgefaßt wird.
Ich halte es für zweckmäßig, zu unterscheiden zwischen Arbeits-bzw. Kapitalbedingtheit (hier) der verschiedenen Wirtschaftszweige, im ganzen gesehen, und Arbeits-bzw. Kapitalintensität der einzelnen Betriebe innerhalb einzeln e r Wirtschafts-oder besonders einzelner Industriezweige. Die Messungsform ( Kapitaleinsatz je 1000 Köpfe Belegschaft) ist jedoch die gleiche.
Terminologie siehe: L., Industriekalkulation, S. 98 ff.
Schmalenbach, Selbstkostenrechnung und Preispolitik, 6. Auflage, Leipzig 1934, S. 31 ff.
Derartige technische Betriebe gibt es sogar Ober das betriebswirtschaftliche Gebiet hinaus als notwendige Begleiterscheinungen der (Sffentlichen Haushalte und der Familienhaushalte. Näheres in dieser Beziehung siehe 1. Auflage des vorliegenden Buchs S. 54 in Verbindung mit Anmerkung 11 auf S. 26.
Vgl. z. B. Liefmann, Die Unternehmungsformen, 3. Auflage, Stuttgart 1923; Find-eisen, Die Unternehmungsform als Rentabilitätsfaktor, Berlin 1924; Passow, Betrieb, Unternehmung und Konzern, Jena 1925; Lehmann (Fritz), Rechtsformen und Wirtschaftstypen der privaten Unternehmung, Mannheim 1925 (dort auch weitere Literatur).
Vgl. Anmerkung auf Seite 73.
Vgl. z. B. Wehrle, Betriebsreform, ein Weg zur Reform des Arbeitsverhältnisses! Nürnberg 1927.
Z. f. h. F., 19. Jahrgang, 1925, S. 590 ff.
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Lehmann, M.R. (1956). Der Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre. In: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Gabler-Studientexte. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-13843-3_2
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