Fragwürdige Umgangsformen: Jürgen Habermas und das Vernunftkritische Erbe der Älteren Kritischen Theorie

Zusammenfassung

Im Zentrum der folgenden Überlegungen steht ein kurzer Vergleich der „Dialektik der Aufklärung“ (1971) mit der „Theorie des kommunikativen Handelns“ (1981,1/11). Die untersuchungsleitende These lautet, daß die kritischen Gesellschaftsentwürfe von Max Horkheimer/Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas auf methodologischen Prämissen aufruhen, die sich wechselseitig ausschließen: Die „Theorie des kommunikativen Handelns“ folgt den Grundsätzen einer immanenten Vernunftkritik, wohingegen die „Dialektik der Aufklärung“ dem Negativismus einer totalen und sich selbst überbietenden Vernunftkritik verpflichtet ist. Jeder Versuch, ein Band der Kontinuität zwischen den beiden konkurrierenden Theorieentwürfen stiften zu wollen, ist verfehlt.

“Der versöhnte Zustand annektierte nicht mit philosophischem Imperialismus das Fremde, sondern hätte sein Glück daran, daß es in der gewährten Nähe das Ferne und Verschiedene bleibt, jenseits des Heterogenen wie des Eigenen.” (Adorno 1970: 192)

“Adorno beschreibt Versöhnung in Begriffen einer unversehrten Intersubjektivität, die sich allein herstellt und erhält in der Reziprozität der auf freier Anerkennung beruhenden Verständigung.” (Habermas 1981,1: 523)