Zusammenfassung
Zwei Gründe sind es vor allem, weshalb psychoanalytische Behandlungen lange dauern können. Den ersten finden wir bei einer Gruppe von Patienten, welche die halt- und sicherheitsgebende analytische Situation so lange wie möglich festhalten will und sich mit allen Mitteln (die Übertragung als Widerstand) gegen die Aufgabe dieser befriedigenden Beziehung sträubt. Den zweiten Grund sehen wir bei Analysanden am Werke — und so ein Fall soll hier vorgestellt werden — bei denen der psychoanalytische Prozeß paradoxerweise mehr oder weniger unter dem Protest der ganzen aktuellen Persönlichkeit abläuft. Aufgrund ihrer zumeist traumatischen kindlichen Erfahrungen setzen sich diese Menschen gegen eine Wiederbelebung der sie krankmachenden unbewußten Reminiszenzen innerhalb der Arzt-Patient-Beziehung zur Wehr (Widerstand gegen die Übertragung), und zwar nicht nur, weil sie dieses Wiedererleben ängstigt und schmerzt, sondern weil ihr mühsam erkämpftes Erwachsenen-Ich diese Auseinandersetzung mit ihren kindlichen Anteilen als ausgesprochen kränkend und beschämend empfindet — also eine Verletzung ihres Narzißmus darstellt. Freud selbst stand der Behandlung von Personen mit einer sogenannten narzißtischen Persönlichkeitsstruktur noch relativ skeptisch gegenüber. Die Weiterentwicklung der Theorie und Behandlungstechnik auf diesem Gebiet hat aber seit dem Zweiten Weltkrieg große Fortschritte gemacht und zu ermutigenden Behandlungsresultaten geführt, sofern für die psychoanalytische Wiederaufrollung des in erster Instanz verlorenen, d.h. durch frühkindliche Traumatisierung behinderten, Entwicklungsprozesses genügend Zeit zur Verfügung gestellt wird.
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Henseler, H., Wegner, P. (1993). Wenn Heilung kränkt. Zur Psychoanalyse einer Herzneurose. In: Henseler, H., Wegner, P. (eds) Psychoanalysen, die ihre Zeit brauchen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12331-6_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12433-9
Online ISBN: 978-3-663-12331-6
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