Zusammenfassung
Statistiken und statistische Daten können bisweilen einen geradezu spektakulären Charakter annehmen und weithin Aufmerksamkeit erregen, zumindest dann, wenn sie ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten oder die Öffentlichkeit mit ihnen konfrontiert wird. Gute Beispiele dafür sind etwa die jüngste Volkszählung in der Bundesrepublik Deutschland oder die soeben erstmals in ihrer Geschichte offiziell publizierte Statistik der Verteidigungsausgaben der Sowjetunion. In beiden Fällen wurde — positiv oder negativ — eine bestimmte Vorstellung von Herrschaftswissen assoziiert, dessen Beschaffung, Veröffentlichung, Interpretation und politische Verwertung höchste Aufmerksamkeit erregte, zielte sie doch mitten in ein komplexes Kräftefeld widerstreitender Interessen, Emotionen, Befürchtungen und Hoffnungen: beschworen die einen in Anlehnung an Orwells finstere Visionen das apokalyptische Bild des allgewaltigen, alleswissenden und alles kontrollierenden Datenstaates herauf, in dem der ungeschützte Bürger bis aufs Hemd durchleuchtet werde, so galt für viele andere die neue Publizität im Zeichen von Glasnost und Perestroika als lichtvolles Exempel der Öffnung, Transparenz und Kontrollierbarkeit eines bis dato timide-verschlossenen Staatsapparates.
Regionis potentia consistit in terra, rebus, hominibus
G.W. Leibniz (1646–1716)
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Literatur
Generell dazu: Carl Gustav Adolph Knies, Die Statistik als selbständige Wissenschaft. Kassel 1850
Vincenz John, Geschichte der Statistik. Teil 1: Ursprung der Statistik bis auf Quetelet, Stuttgart 1884
Horst Kern, Empirische Sozialforschung. Ursprünge, Ansätze, Entwicklungslinien. München 1982.
Zu deren Kommunikationsgeschichte allgemein: Wieland Sachse, Wirtschaftsliteratur und Kommunikation bis 1800. Beispiele und Tendenzen aus Mittelalter und früher Neuzeit: Kaufmannsbücher, Enzyklopädien, kameralistische Schriften und Statistiken, in: Hans Pohl (Hrsg.), Die Bedeutung der Kommunikation Wirtschaft und Gesellschaft. Stuttgart 1989, S. 199–215.
2. Sam. 24. Kap., 3.
Nach Knies, Statistik (Anm. 1), S. 3.
Grundlegend zu diesem Prozeß: Fritz Valjavec, Die Entstehung der politischen Strömungen in Deutschland. (Reprint) Düsseldorf 1978
Ursula A. J. Becher, Politische Gesellschaft. Studien zur Genese bürgerlicher Öffentlichkeit in Deutschland. Göttingen 1978
Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Neuwied 1962
Rudolf Vierhaus, Staaten und Stände (=Propyläen Geschichte Deutschlands). 5, Berlin 1984.
Am Beispiel Preußens: Wieland Sachse, Bibliographie zur preuβischen Gewerbestatistik 1750–1850, (= Göttinger Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 6), Göttingen 1981.
Johann Georg Meusel, Litteratur der Statistik, Leipzig 1790, Vorerinnerungen, S. IX.
Guter Überblick in den Beiträgen bei Mohamed Rassem und Justin Stagl (Hrsg.), Statistik und Staatsbeschreibung in der Neuzeit, vornehmlich im 16.-18. Jahrhundert, Paderborn usw. 1980.
Systematisch dazu: Karl Heinrich Kaufhold und Wieland Sachse, Die Göttinger ‘Universitätsstatistik’ und ihre Bedeutung für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte, in: Hans-Georg Herrlitz und Horst Kern (Hrsg.), Anfänge Göttinger Sozialwissenschaft. Methoden, Inhalte und soziale Prozesse im 18. und 19. Jahrhundert. Göttingen 1987, S. 72–95, dort auch weitere Literatur zu diesem Problemfeld.
August Ludwig v. Schlözer, Theorie der Statistik. Nebst Ideen über das Studium der Politik überhaupt. Göttingen 1804, S. 51.
Sachse, Bibliographie (Anm. 6), mit vielen preußischen Beispielen.
Nachweise ebd.; hier und im folgenden werden nur die wichtigsten direkt nachgewiesen.
Dazu jüngst: Hans-Jürgen Teuteberg, Reise- und Hausväterliteratur der frühen Neuzeit, in: Hans Pohl (Hrsg.), Die Bedeutung der Kommunikation für Wirtschaft und Gesellschaft. Stuttgart 1989, S. 216–254 sowie Wolfgang Griep, Reiseliteratur im späten 18. Jahrhundert, in: Rolf Grimminger (Hrsg.), Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur. Band 3, München 1980, S. 739–764.
Gewerbestatistisch ergiebige Titel bei Sachse, Bibliographie (Anm. 6).
Gottlob Friedrich Krebel, Die vornehmsten Europäischen Reisen, wie solche durch Deutschland, die Schweitz, die Niederlande, England, Portugall, Spanien, Frankreich, Italien, Dannemark, Schweden, Ungarn, Polen, Preußen und Ruβland anzustellen sind, mit Anweisung der gewöhnlichsten Post- und Reise-Routen, 5 Bände, Hamburg 1767–1796.
Deutsche Ausgabe: Gabriel Jars, Metallurgische Reisen zur Untersuchung und Beobachtung der vornehmsten Eisen-, Stahl, Blech- und Steinkohlen-Werke in Deutschland, Schweden, Norwegen, England, und Schottland, voni Jahre 1757 bis 1769, 4 Bände, Berlin 1777–1785
Johann Ludwig Jordan, Mineralogische berg- und hüttenmännische Reisebemerkungen vorzüglich in Hessen, Thüringen, am Rheine und in Seyn-Altenkirchner Gebiethe gesammelt, Göttingen 1803.
A.M. Héron de Villefosse, De la richesse minérale. Considérations sur les mines, usines et salines des différents états, et particulièrement du Royaume de Westphalie, pris pour terme de comparaison, Paris 1810. Weitere Nachweise bei Sachse, Bibliographie (Anm. 6).
Ebd.
Hildegard Hoffmann, Handwerk und Manufaktur in Preußen 1769, (Das Taschenbuch Knyphausen). Berlin 1969.
W. Gebhard (Hrsg.), Bericht des Hof-Kammerrats Friedrich Heinrich Jacobi über die Industrie der Herzogtümer Jülich und Berg aus den Jahren 1773 und 1774, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. 18. Band, S. 1–148, Bonn 1883.
Carl Friedrich v. Wiebeking, Beiträge zur Churpfälzischen Staatengeschichte vom Jahre 1742 bis 1792, vorzüglich in Rücksicht der Herzogthümer Gülich und Berg gesamlet von C. F. Wiebeking 1792. Heidelberg und Mannheim 1793.
Deutsche Ausgabe: Friedrich Anton v. Heinitz, Abhandlungen über die Produkte des Mineralreiches in den Königlich-Preußischen Staaten, und über die Mittel, diesen Zweig des StaatsHaushaltes immer mehr emporzubringen, Berlin 1786
Ewald Friedrich v. Hertzberg, Huit dissertations..., Berlin 1787, mit einer Gewerbestatistik Preußens für 1785.
Honoré Gabriel de Riqueti Mirabeau, De la monarchie prussienne sous Frédéric le Grand, 7 Bände, London 1788
Johann Jacob Mauvillon, Von der Preußischen Monarchie unter Friedrich dem Großen, 4 Bände. Braunschweig und Leipzig 1793–1795.
Dazu im Überblick Sachse, Wirtschaftsliteratur (Anm. 2), sowie Peter Borscheid, Feuerversicherung und Kameralismus, in: Zeitschriftfüiir Unternehmensgeschichte 30. Jg., Heft 2 (1985), S. 96–117.
Diese Entwicklungslinie betont Hans Maier, Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. Aufl. München 1980, passim u. bes. S. 292–296.
Leopold Krug, Topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch der sämmtlichen preußischen Staaten oder Beschreibung aller Provinzen, Kreise, Distrikte, Städte etc. in den preußischen Staaten. Theile 1–13. Halle 1796–1803.; ders., Betrachtungen über den National-Reichthum des preußischen Staats und über den Wohlstand seiner Bewohner, 2 Theile. Berlin 1805 (Reprint Aalen 1970)
Friedrich Wilhelm August Bratring, Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschä ftsmänner, besonders für Kameralisten. 3 Bände, Berlin 1804, 1805, 1809 (Reprint Berlin 1968).
Ausführliche Nachweise bei Sachse, Bibliographie (Anm. 6).
Christoph Friedrich Nicolai, Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam... (weitere Titelvariationen). 1. Aufl. Berlin 1769, 2. Aufl. Berlin 1779, 3. Aufl. Berlin 1786.
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Sachse, W. (1991). Die publizierte Statistik bis um 1860. Grundzüge und Entwicklungstendenzen. In: Fischer, W., Kunz, A. (eds) Grundlagen der Historischen Statistik von Deutschland. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12157-2_1
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