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Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 162))

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Zusammenfassung

Überwiegend sind empirische Untersuchungen sexueller Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern bislang im Bereich des Hellfeldes entstanden. Der Großteil der Erkenntnisse entstammt Fällen, die Gegenstand strafrechtlicher Verfahren waren, und von Personen, die zum Untersuchungszeitraum wegen der Kontakte in Gefängnissen oder psychiatrischen Anstalten einsaßen. Die Ergebnisse sind wegen der psychosozialen Auswirkungen der totalen Institutionen auf die Betroffenen verzerrt15. Aus retrospektiven repräsentativen Befragungen ist darüber hinaus bekannt, daß die Mehrheit der sexuellen Kontakte nicht bei staatlichen Stellen o.ä. gemeldet wird. Um Näheres über diese unbekannten Kontakte zu erfahren, wurden in dieser Studie vorrangig sexuelle Kontakte untersucht, die nicht Gegenstand strafrechtlicher Verfahren oder psychiatrischer Praxis waren. Dies ist anhand einer explorierenden Dunkelfeldforschung versucht worden (vgl. zu dieser Forschungsstrategie Schwind 1981; Sack 1985; Müller 1978; Undeutsch 1983). Ein solches Vorhaben steht vor der Aufgabe, die „Unerschlossenheit, Randständigkeit oder Neuheit von Phänomenen als Voraussetzung eines explorierenden qualitativen Vorgehens“ (Hopf 1984, S. 18) zu erfassen. Ziel des Unternehmens war es, einen qualitativen Forschungsbeitrag zur soziologischen Deskription pädo­philer Interaktionen beizusteuern. Die Darstellungen der Befragten sollten möglichst aus deren eigenen handlungsleitenden Vorstellungen heraus nachvollzogen werden. In diesem Zusammenhang ist die schrittweise Einnahme einer Innenperspektive unumgänglich. Bei der qualitativ explorierenden Dunkelfeldforschung geht es darum, das Interaktionsgeschehen aus der Sicht der Betroffenen zu beschreiben, um aus den Interpretationen und Analysen theoretische Sekundärkonstruktionen zu erstellen. In Anlehnung an Geertz ließe sich vom Versuch einer „dichten Beschreibung“ sprechen. Ziel ist dabei, „uns mit den Antworten vertraut zu machen, die andere Menschen ... gefunden haben, und diese Antworten in das jedermann zugängliche Archiv menschlicher Äußerungen aufzunehmen“ (1983, S. 43).

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Literatur

  1. Der Kriminalsoziologe Polsky vergleicht derartige Studien mit Zoologen, die den Straftäter oder Patienten wie einen Gorilla hinter Gitter studieren ( 1973, S. 57). Er hält übrigens fest, daß bei der Erforschung krimineller Subkulturen “die Soziologie nicht viel wert ist, wenn sie sich nicht letztlich mit richtigen lebendigen Menschen befaßt, Menschen in ihrer normalen Lebenswelt” (S. 71 ).

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  2. Schon im sogenannten Positivismusstreit der 60er Jahre wurde eine hypothesenfreie Sozialforschung kritisiert. Der beanstandete Unterschied liege zwischen einer Forschung, die sich ihrer Hypothesen bewußt ist, und einer, die sich dieser Bewußtheit entzieht (Adorno u.a. 1969 ).

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  3. Erzählungen eigenerlebter Erfahrungen sind diejenigen von thematisch interessierendem faktischem Handeln abgehobenen sprachlichen Texte, die diesem am nächsten stehen und die Orientierungsstrukturen des faktischen Handelns auch unter der Perspektive der Erfahrungsre-kapitulation in beträchtlichem Maße rekonstruieren“ (Schütze 1977, S. 1).

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  4. Die Spannung zwischen Offenheit und Strukturiertheit der Interviewerhebung durchzieht in weitem Umfang die methodologische Diskussion (vgl. z.B. Kohli 1978; Wahl u.a. 1982; Kleining 1982; Jüttemann 1985).

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  5. Zum Prinzip der Offenheit und Kommunikation siehe Hoffmann-Riem 1980, S. 343–348. Ferner dazu die grundlegende Arbeit von Schütze, Meinefeld, Springer, Weymann: Grundlagentheoretische Voraussetzungen methodisch kontrollierten Fremdverstehens, in: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. Opladen 1980, S. 433–495.

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  6. Einen ähnlichen Weg, der versucht, Problemzentrierung mit narrations-generierenden Absichten zu verbinden, haben z.B. Mühlfeld u.a. (1981) und Honer (1985) beschritten.

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  7. Auch Bergold/Breuer ( 1987, S. 28) sehen die Gefahr, daß durch überzogene Narration, vor allem, wenn sie schon an den Anfang der Interviewbegegnung gestellt ist, eine ungewöhnliche Gesprächssituation hergestellt wird, die zu erheblichen Unsicherheiten beim Interviewpartner führen kann. Es besteht dabei die Gefahr, daß der Befragte zum “neurotischen Erzähler” (Bude 1985, S. 333) gemacht wird. Möglicherweise kommt er dann zwar in einen hohen narrativen Erzählfluß, aber sein Sprechen kann inhaltsleer sein, weil er es als Abwehrstrategie benutzen muß. Er erzählt sich selbst und dem anderen dann lediglich etwas vor, wie Bude meint. Eine ’ Homologie von Erzählform und Erfahrungsform“ ist damit nicht mehr gegeben.

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  8. Auf Gefahren eines “Leitfaden-Oktroi” (“Leitfadenbürokratie”) hat Hopf (1978, S. 101) aufmerksam gemacht.

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  9. Schon klassische soziologische Literatur lehrt die Anwendung des Grundsatzes der Analyse von Erscheinungen auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Simmel: “An den komplexen Erscheinungen wird das Gleichmäßige wie mit einem Querschnitt herausgehoben, das Ungleichmäßige an ihnen ... gegenseitig paralysiert” (1983, S. 12).

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  10. Wissengehalte haben ... stets eine bestimmte Handlungsfunktion und werden nicht ‘rein semantisch’ als situationsabstrakte Bedeutungskonfigurationen interpretiert“ (Schütze u.a. 1980, S. 445f.).

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  11. Die Unterscheidung zwischen Selbstdarstellung und Selbstverstehen wird von Kohli (1981) diskutiert.

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Hoffmann, R. (1996). Methodischer Teil. In: Die Lebenswelt der Pädophilen. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 162. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12045-2_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-12045-2_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12783-5

  • Online ISBN: 978-3-663-12045-2

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