Skip to main content

Wege in die Institution: „Da hab’ ich halt meinen Privat-PC mitgebracht…“

  • Chapter
„Wilde PC“ am Arbeitsplatz

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 131))

  • 26 Accesses

Zusammenfassung

Innovationsprozesse durchlaufen nach Asdonk u.a. verschiedene Stadien, die von der Ideenproduktion bis hin zur Implementation und zur „inkrementalen Weiterentwicklung durch rekursive Verarbeitung der Erfahrungen, die in der Anwendung und in der Entwicklung gewonnen werden“, gehen (Asdonk u.a. 1991: 290).

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Computertechnik wird als Projektionsfläche für Ängste vor »systemischen Übergriffen« gerade von Sozialarbeitern ideologisiert, Computer gelten als “Symbole für die Ausbreitung von Herrschaft der Apparate, für Zentralismus und umfassende Kontrolle” (J. Schindler 1991: 8 ).

    Google Scholar 

  2. Schindler zeigt auf, daß dieses Phänomen bei Fortbildungsveranstaltungen zur Computernutzung für Jugendarbeiter ebenfalls auftritt: “Fortbildung unter einer solchen Konzeption muß erfahrungsbezogen sein. (…) Dieses eigene Erleben führt zu einer differenzierteren Bewertung des emotional besetzten Themas Computer, zur Fähigkeit, technische Unterschiede wahrzunehmen (etwa zwischen Großrechner und PC, zwischen Netzwerken mit Knoten-oder Baumstruktur)… (J. Schindler 1991: 8).

    Google Scholar 

  3. Exemplarisch für die Formulierung dieser Gefahren und Ängste (Personalinformationssysteme, maschinenlesbarer Personalausweis und der gläserne Mensch, Volkszählung, Polizei-Computer und Rasterfahndung u.v.m.) kann das 1983 von Binas herausgegebene Buch »Datennetz. Computer bedrohen die Freiheit« genannt werden.

    Google Scholar 

  4. Metz-Göckel u.a. (1991) untersuchen Lernverhalten von Mädchen und Jungen im Hinblick auf den Umgang mit Computern und stellen bei einer großen Anzahl von Jungen fest, daß diese in einer koedukativen Gruppe versuchen, Vorsprünge vor den Mädchen zu erreichen, um dann eine überlegene Position einzunehmen; ein Verhalten, das zu einem blockierenden Lernklima führt.

    Google Scholar 

  5. Böttger/Mettler-Meibom setzen sich mit der Haltung von Frauen zur IuK-Technologie auseinander und stellen alle gängigen Unterscheidungsmerkmale der Haltung von Frauen und Männern zur Technik zusammen (Böttger/Mettler-Meibom 1990: 44–76). Leider werden dabei ernstzunehmende empirische Ergebnisse und vorurteilsbeladene, emotionale Argumentationen mit pseudoempirischem Touch teilweise nicht scharf genug unterschieden.

    Google Scholar 

  6. Daß dies auch in bundesdeutschen Behörden der Fall ist, zeigt eine Bundestagsdrucksache (11/3056; 5.10 1988), in der darauf hingewiesen wird, daß “private Arbeitsplatzcomputer zum Teil mit privater und den Behörden nicht bekannter Software betrieben (werden).”

    Google Scholar 

  7. Brauns/Kramer (1985: 3) weisen auf eine solche Entwicklung hin: “Es scheint absehbar angesichts des Eindringens von Computern in immer weitere Lebensbereiche, daß die Fähigkeit und Möglichkeit des Umgangs mit Computern, »Computer-Literacy«, als neue Kulturtechnik neben Lesen und Schreiben tritt.” Forschungsvorhaben gehen von der These aus, daß “IuK-Technik zunehmend als Kulturtechnik verstanden werden (muß), mit weitreichenden Wirkungen z.B. auf Kommunikation, Sprache, Lernen, Privatsphäre” (BMFT 1989:. 8f)

    Google Scholar 

  8. Girschner stellt die Notwendigkeit informeller und ungeplanter Veränderungen der Arbeitsorganisation sowie die flexible Beseitigung von Schwierigkeiten als häufig funktional für eine effiziente Arbeitserledigung und somit im Interesse der Organisation stehend, dar: “Zu den bekanntesten Beipielen gehören umständliche Dienstwege in der öffentlichen Verwaltung oder schwerfällige Kooperationsregeln. Da geht es eben manchmal schneller und einfacher, wenn Sachbearbeiter aus verschiedenen Amtern in der Kantine Informationen austauschen oder man eine Maschine mit Hilfe von Improvisationen schnell selber wieder zum Laufen bringt” (Girschner 1990: 81).

    Google Scholar 

  9. Systematische Überlegungen zur Qualifizierung von Beschäftigten werden in sog. »Beteiligungsprojekten« (vgl. PROSOZ) vorgenommen und Konzepte zu Lernprozessen und Angstabbau entwickelt (vgl Schnepel-Boomgaarden 1989). Offensichtlich bedarf die Implementation der EDV durch Geschäftsleitungen eines systematischen Einführungs-bzw. Verbreitungsprozesses zur Problembewältigung Zahlreiche Beiträge zur Partizipationsforschung im Hinblick auf EDV und der “sozialverträglichen Technikgestaltung” werden verfaßt (vgl. Kißler 1988). Sie fokussieren alle Implementationsvorhaben der Betriebsleitung und den Einbezug betroffener Mitarbeiter sowie der Personalvertretungen ( Greifenstein u.a. 1988 ). Die Individualeinführung durch einen Kollegen und die anschließende allgemeine Verbreitung wird in diesen Modellen nicht berücksichtigt.

    Google Scholar 

  10. Einen weiteren Beleg für die generell ablehnende Haltung, des (sozial)pädagogischen Personals im Hinblick auf EDV - zumindest bis in die zweite Hälfte der 80er Jahre hinein - liefert die Untersuchung von Hartge (1987), die EDV-Umschüler aus diesen Bereichen zu ihrer Einstellung befragte. Dort wird davon ausgegangen, daß Umschulungen als EDv-Fachkraft einen “radikalen Bruch in der eigenen Biographie” darstellt. “Wer sich für einen pädagogischen Beruf entschieden hat, weil ihm Kommunikation und Verständigung wichtig sind, weil Hilfe, Förderung und Unterstützung entscheidende Maßstäbe seines beruflichen Handelns sein sollten, der wird sich schwer mit dem Alltag in Verwaltung oder Produktion tun. Hier bestimmt ein anderes Kalkül das tägliche Handeln: Effektivität und Gewinn” (Hartge 1987: 211). Konsequenz dieser Haltung: “aber eigentlich wären sie lieber Sozialarbeiter geblieben” (ebd.: 20).

    Google Scholar 

  11. Unterschiedliches Herangehen von Mädchen und Frauen an Computertechnik sowie größere Ängste/Zurückhaltung in der anfänglichen Handhabung der Geräte werden in vielfältigen Zusammenhängen (z.B. Fort-und Weiterbildungsveranstaltungen) konstatiert (vgl. u.a. Brandes 1990: 162ft). Diese Differenzen werden von Männern (Kollegen oder Seminarteilnehmer) zum großen Teil als »Defizit« interpretiert.

    Google Scholar 

  12. Zahn ( 1986: 43) beschreibt die »Untiefen der Technikkritik« durch »Dämonisierung« der Technik: “Angst geht um - wenn über den Computer gesprochen wird. Da trifft sich die kulturkritische Argumentation mit der Ideologie des Helferberufs. Beide befürchten eine Zerstörung zwischenmenschlicher Kommunikation und Behinderung der Persönlichkeitsentwicklung. (…) Es besteht offenkundig ein großes Interesse am Schwadronieren, am Austausch von Weltbildern und dichotomischen, mehr oder weniger privaten Deutungsmustern.”

    Google Scholar 

  13. Die Bewältung von Arbeitskonflikten und persönlichen Krisen durch informelle Kontakte mit Kollegen und deren positiver Einfluß auf das Betriebsklima, das wiederum die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit fördert, zeigen Schaible/Ulmer ( 1991: 115) auf. Neben Strategien der Konfliktbewältung fungieren dieses informellen Kontakte zwischen Kollegen als “Informationsbörse” und fördern Formen solidarischen Handelns: “Dabei lassen sich mehrere Handlungsmuster unterscheiden: Klagen/Schimpfen; Arbeitshilfe unter Kollegen; kollegialer Schutz gegen Zumutungen von Vorgesetzten” (ebd.: 116 ).

    Google Scholar 

  14. Einen »Freak«, wie ihn Frommann (1990: 181) schildert, “der sich schon seit Jahren in seiner gesamten Freizeit nur mit Computern theoretisch und praktisch befaßt hat und nun als Mitarbeiter der Institution schon »weiß, wo es langgehen muß«”, und zugunsten eines “partizipativen Entwicklungsprozesses” gebremst werden sollte, finden wir demnach nicht vor.

    Google Scholar 

  15. Als eine wesentliche Hilfe für Einführungsprozesse von EDV in Bereiche Sozialer Arbeit nennen Kreuger/Ruckdeschel ( 1989: 233) das Vorhandensein von einer oder mehreren Personen, die für die Einführung von EDV als Sympathieträger eine Rolle spielen: “There must be one or a few people to initiate a process of negotiation for a microcomputer. Like almost all social work processes, microcomputer acquisition and use are not passive enterprises. The key motivators need not be managers or administrators, but sympathetic contact with mangagement is essential.”

    Google Scholar 

  16. Interessanterweise wird dieses Vorgehen auch in Unternehmensberatungen als effektive Durchsetzungsstrategie für Innovationen besprochen. Um “personale Innovationswiderstände” abzubauen, empfiehlt Böhnisch (1975:1058), die betrieblichen Beziehungsnetze einzubeziehen: “… neben der formalen Kommunikation (ist) die Bedeutung des informalen Kommunikationsnetzes in seiner funktionalen Ausprägung hervorzuheben, da (…) nicht selten informalen Informationen erhöhte Glaubwürdigkeit beigemessen wird.” Dies soll bei den Betroffenen zu Angstabbau durch das Gefühl einer breiten Informierung führen.

    Google Scholar 

  17. Mandell (1989) berichtet von Widerständen in den USA gegenüber EDV-Systemen in der Sozialarbeit (in 45% der untersuchten Einrichtungen), die auf hierarchisch eingeleitete Innovationen erfolgten. Die Widerstände reichten von passiven Vermeidungshaltungen (individuelle Umgehung der Einführung) bis zur aktiven Zerstörung von Geräten. Die stärksten Abwehrhaltungen legten Personen an den Tag, deren Hauptaufgabe der direkte Umgang mit der Klientel war. Zentrale Ängste waren zum einen, daß der Computer enthumanisierende Eigenschaften habe bzw. fördere (“a considerable number of respondents also indicated that they believed computers are dehumanising in nature and a threat to delivery of quality services” (35)), zum anderen, daß dadurch die Möglichkeit einer erhöhten Kontrolle und einer zentralen Herrschaftssicherung für die Organisation gefördert wird (“substantial numbers indicated that the organization places too much emphasis on the power of the computer, that computerization gives the organization greater control over their work, and that the computer allows greater centralization of power” (37)).

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1993 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Bolay, E., Kuhn, A. (1993). Wege in die Institution: „Da hab’ ich halt meinen Privat-PC mitgebracht…“. In: „Wilde PC“ am Arbeitsplatz. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 131. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11949-4_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11949-4_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12483-4

  • Online ISBN: 978-3-663-11949-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics