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Präsentation und Interpretation der empirischen Befunde

  • Chapter
Zwischen zwei Kulturen

Part of the book series: Forschung ((FS,volume 107))

  • 323 Accesses

Zusammenfassung

Die Hypothesen thematisieren und postulieren ausnahmslos mögliche Ursachen und Auswirkungen von Spannungen verschiedenster Art. Bei der nun folgenden empirischen Überprüfung der Hypothesen wird es mitunter darum gehen zu ergründen, ob, inwiefern und inwieweit nun bei der zweiten Ausländergeneration die Kumulation und Kombination von wahrgenommenen anomischen und innerfamiliären Spannungen sowie Marginal Man-Spannungen, d.h. die Stärke der subjektiven Spannungsgefühle und des individuell erfahrenen Stresses, ausschlaggebend ist für bestimmte Handlungsweisen und Verhaltensabsichten, Einstellungen und Deutungsmuster, Gefühlslagen und Gemütszustände. Es wird sich dann zeigen, ob die Angehörigen der Zweiten Generation auf die besagten Spannungen tatsächlich wie erwartet mit gewissen Verhaltensmustern (z.B. Doppelleben) und Verhaltensintentionen (z.B. Einbürgerungsvorsatz, Rückkehrabsicht), mit bestimmten Ursachenattributionen und sozialen Kognitionen (z.B. Diskriminierungsperzeption, Rigorismus) oder mit „abweichenden“ Emotionen (z.B. Aggressivität, Depressivität, Resignation bzw. Hilflosigkeit) oder sonstigen Dispositionen (z.B. geringes Selbstwertgefühl, Leistungsmotivation) „reagieren“ oder eben nicht. Es wird sich darüber hinaus erweisen, ob diesbezüglich im interkulturellen Vergleich signifikante Unterschiede zwischen den drei ethnisch-nationalen Gruppen bestehen oder nicht und worauf diese allenfalls zurückzuführen sind. Auch wird sich dabei herausstellen, ob nun eher der „kulturelle Faktor“ (kulturelle Dispositionen) oder eher der „strukturelle Faktor“ (Statuspositionen) ausschlaggebend ist und ob soziodemographische Merkmale (wie Alter oder Geschlecht) ebenfalls eine Rolle spielen bei der statistischen „Erklärung“ gewisser Bewältigungsstrategien, Reaktionen, Adaptionen auf besagte Spannungen. Es geht also bei dieser Arbeit nicht zuletzt darum, zu untersuchen, ob es nun primär kulturelle Differenzen („Kulturkonflikte“) zur Schweiz und Schweizer Bevölkerung sind, die bestimmte Problemlagen sowie emotionale und psychosoziale „Auffälligkeiten“ bei der Zweiten Generation generieren, oder vielmehr strukturelle Distanzen bzw. Statusdifferenzen, fehlende Lebensperspektiven und verwehrte Chancen sowie daraus resultierende Enttäuschungen.

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Literatur

  1. Eine der Voraussetzungen für die multivariate Abhängigkeitsanalyse und insbesondere die multiple lineare Regressionsanalyse bzw. kausale Pfadanalyse ist die Intervallskalierung der dabei verwendeten Variablen. D.h. man nimmt an oder setzt voraus, dass die entsprechenden Variablen beliebige (Mess-)Werte annehmen können, nämlich all jene, die aus der Funktion der Regressionsgleichung entstehen können. Bekanntermassen entsprechen oder genügen die in sozialwissenschaftlichen Untersuchungen erhobenen Daten oft nicht dem für gewisse statistische Verfahren erforderlichen Intervallskalenniveau (vgl. Bortz, 1989: S. 32). Angesichts der überaus restriktiven Bedingungen und der strengen Kriterien (wie Äquidistanz), die für Intervalldaten gelten, respektive die diese zu erfüllen haben (vgl. Bortz, 1989: S. 30f.), können die meisten sozialwissenschaftlichen Messungen strenggenommen nicht als Intervalldaten gelten, sondern müssen zumeist als Ordinaldaten eingestuft werden, was jedoch nicht bedeutet, dass statistische Verfahren, die höhere Anforderungen an die Skalenqualität stellen, überhaupt nicht angewandt werden können (vgl. Bortz, 1989: S. 34). Da einem als Sozialwissenschaftler also nur selten Intervalldaten zur Verfügung stehen, man sich aber trotz mässiger Skalenqualität nicht auch mit einer Analyse auf tiefem (Mess-)Niveau begnügen will, kann es sinnvollerweise angezeigt sein, auf die unbedingte Voraussetzung der Intervallskalierung im Rahmen von Pfad-bzw. Regressionsanalysen zu verzichten und Ordinalskalen als Intervallskalen zu behandeln (vgl. Weede, 1972: S. 109 ). D.h. es wird so getan, als ob die Rangplätze einer Ordinalskala numerisch wie empirisch die gleichen Abstände zueinander hätten („Äquidistanz“) und die Zahlendifferenzen gleich „grosse“ Merkmalsdifferenzen repräsentieren würden. Ohnehin werden aus Gründen der Messgenauigkeit bzw. mangels ausreichender Kenntnis über die „wahren“ Werte und aus Validitätsüberlegungen heraus an sich stetige, kontinuierliche quantitative Merkmale manchmal als diskrete, diskontinuierliche Merkmale erhoben oder später zum Zweck der statistischen Analyse als solche kategorisiert bzw. rekodiert. Genannt seien beispielsweise der Intelligenztest bzw. -quotient, bei dem in den extremen Wertebereichen wohl kaum das Kriterium der Äquidistanz erfüllt sein dürfte, oder das Einkommen, das häufig nicht exakt, sondern in Tausenderschritten erhoben und damit von einer Intervallskala zu einer Ordinalskala „degradiert“ wird. Das ist dann bzw. deshalb zulässig, wenn bzw. weil die Variable noch immer genügend viele Ausprägungen ausweist und sich zwischen zwei beliebigen Messwerten zumindest theoretisch noch weitere befinden.

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  2. Um dem Erfordernis der Intervallskalierung bei Regressionsschätzungen zu genügen, kann man bei nominalskalierten, dichotomen wie mehrkategorialen Variablen einen Trick anwenden (vgl. Brosius, 1995: S. 483): Durch eine binäre (Re-)Kodierung wird eine sogenannte Niveauverschiebungsvariable oder schlicht: Dummy-Variable konstruiert. Dadurch entsteht zwar kein neues Skalenniveau, aber eine numerische, binär kodierte Variable (mit den Werten 0 und 1), die als solche die formale Voraussetzung für eine Regressionsschätzung erfüllt. Dieses durchaus zulässige Vorgehen entspricht einer gängigen inferenzstatistischen Praxis. Auch dreikategoriale Variablen lassen sich so mittels zweier Dummy-Variablen regressionstauglich machen, wobei jeweils die Ausprägung 1 die Zugehörigkeit zu einer der drei Gruppen bzw. Merkmale anzeigt und die Ausprägung 0 entsprechend die Nicht-Zugehörigkeit. Eine dritte Dummy-Variable erübrigt sich dann jeweils, weil sich die Zugehörigkeit zur dritten Gruppe bereits aus der Nicht-Zugehörigkeit zu den jeweils anderen beiden Gruppen ergibt.

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  3. Möglicherweise liegt nämlich der Grund für die Tatsache, dass der vorliegende Befund die aufgestellte These nicht bestätigt, in einer gewissen Unzulänglichkeit der Operationalisierung des Konzepts „Modernitätsdifferenz“. Dieser Vorbehalt mangelnder Konstruktvalidität kann zwar immer vorgebracht werden, liegt hier jedoch besonders nahe, da der Herkunftskontext der Eltern lediglich über den dominierenden Wirtschaftssektor (Agrar-, Industrie-, Dienstleistungssektor) und der Stadt-bzw. Landzugehörigkeit des väterlichen Heimatortes erfasst wurde. Statt einfach nur nach Stadt und Land zu unterscheiden, müsste etwa nach Urbanitätsgrad genauer differenziert werden (vgl. Özel/Nauck, 1987: S. 68). Statt bloss den Herkunftskontext des Vaters zu erfragen, hätte zusätzlich dazu auch derjenige der Mutter berücksichtigt werden müssen. Auch durch die Erfassung einer allfälligen Binnenmigration der Eltern bzw. eine doppelte Erhebung nach dem Modernisierungsgrad des Geburts-wie des Ausreisekontextes hätte sich die „Modernitätsdifferenz“ wohl adäquater erfassen lassen. Überhaupt wird der Modernisierungsgrad von Regionen und Provinzen manchmal viel differenzierter operationalisiert, beispielsweise über die Bevölkerungsdichte, das Bevölkerungswachstum, den Alphabetisierungsgrad, die prozentuale Anzahl Scheidungen usw. (vgl. Özel/Nauck, 1987: S. 68 ).

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  4. Hoffmann-Nowotny hat seinerzeit schon zur (italienischen) Gastarbeitergeneration festgestellt, dass der Zusammenhang zwischen dem Grad der (strukturellen) Integration und der Wahrnehmung von Diskriminierung nicht isoliert betrachtet werden darf (vgl. Hoffmann-Nowotny, 1973: S. 266). Gleichzeitig und an gleicher Stelle hielt er jedoch fest, dass faktische Diskriminierung und ihre Wahrnehmung eng miteinander verknüpft sind.

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  5. Das Konstrukt der erlernten Hilflosigkeit beschreibt einen bestimmten Attributionsstil, d.h. eine resignative, pessimistische, fatalistische Erwartungshaltung, und wird definiert als „allgemeinen Zustand geminderter Funktionsfähigkeit, der auf Erfahrungen von Unkontrollierbarkeit folgt“ (West/Wicklund, 1985: S. 264) oder als generalisierte Überzeugung, dass die Resultate, die man erzielt, unabhängig sind von den eigenen Handlungen (Stroebe et al., 1992: S. 469).

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  6. Die Anerkennung der doppelten Staatsbürgerschaft durch die Schweiz (seit 1992) und durch Staaten wie Italien und die Türkei bedeutet nämlich, dass hinter dem Entscheid zur Einbürgerung und Annahme der Schweizer Nationalität nicht mehr unbedingt auch ein Entscheid für den Wohnsitz und Verbleib in der Schweiz bzw. gegen die Rück-oder Auswanderung ins Heimatland bzw. Herkunftsland der Eltern (nicht vorhandene Rückkehrabsicht) stehen muss. Vielmehr stellt eine doppelte Staatsbürgerschaft womöglich gar eine doppelte Absicherung dar, sozusagen eine Rückversicherung, gerade für den Fall, dass man beabsichtigt, eines Tages ins Herkunftsland der Eltern auszuwandern, sich aber die Möglichkeit zur neuerlichen Rückkehr ins Aufnahmeland offenlassen will. In diesem Fall ist ein Einbürgerungsvorsatz wohl genauso als Bewältigungs-oder Coping-Strategie zu betrachten wie die Rückkehrabsicht und die dadurch zum Ausdruck gebrachte Heimatorientierung und -idealisierung.

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  7. Da es sich bei den zu erklärenden Zielvariablen (Rückkehrabsicht, Einbürgerungsvorsatz) um nominale bzw. kategoriale und erst noch um dichotome, binär kodierte Variablen handelt, lässt sich nicht wie sonst üblich eine lineare Regression errechnen. Vielmehr muss stattdessen eine logistische Regressionsschätzung vorgenommen werden (vgl. dazu Stahel, 1995: S. 312 ).

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  8. Damit bestätigt sich, was Ursula Boos-Nünning bereits feststellte, dass nämlich u.a. Gefühle der Fremdheit mitverantwortlich für den Rückkehrwunsch bei ausländischen Jugendlichen sind (vgl. Boos-Nünning, 1986: S. 138 ).

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Hämmig, O. (2000). Präsentation und Interpretation der empirischen Befunde. In: Zwischen zwei Kulturen. Forschung Soziologie , vol 107. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11932-6_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11932-6_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2950-8

  • Online ISBN: 978-3-663-11932-6

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