Zusammenfassung
Auf der Grundlage der vorangegangenen Analysen kann man sich nun dem zentralen praktischen Problem der gegenwärtigen Migrationskrise, nämlich der Steuerung der neuen Zuwanderung (vgl. 1.3.3), zuwenden. Dies ist Gegenstand des letzten Kapitels, wobei es um die Frage nach dem Handlungsspielraum geht, den westliche Gesellschaften zur Gestaltung der neuen Zuwanderung haben. Es ist unmittelbar evident, daß diese schon aus humanitär-liberalen Gründen nur begrenzt gesteuert werden kann. So gehört die Heirat mit Ausländern und ein Eheleben am Ort ihrer Wahl zu den zentralen Grundrechten westlicher Staatsbürger, weshalb sich eine Steuerung der interethnischen Heiratsmigration von vornherein verbietet und von westlichen Staaten auch gar nicht angestrebt wird. Der Schutz politisch Verfolgter ist eine humanitäre Errungenschaft, die heute in westlichen Gesellschaften tief verankert und nicht mehr wegzudenken ist. Desgleichen steht der Familiennachzug in seinem Kernbestand, dem Nachzug von Ehegatten und minderjährigen Kindern, bei allen möglichen Einschränkungen nicht zur Disposition. Über diesen Kernbestand hinausgehend, kann der Familiennachzug allerdings gesteuert werden, indem der Kreis nachzugsberechtigter Familienmitglieder enger oder weiter gefaßt wird. Je mehr Angehörige zugelassen werden, desto schneller wächst das gesamte Nachzugspotential, und beim kombinierten Nachzug von Geschwistern und Ehegatten können sich in kurzer Zeit endlos verzweigte Migrationsketten bilden (vgl. 7.5.1). Je enger das zum Nachzug berechtigende Verwandtschaftsverhältnis ausfällt, desto mehr entspricht die humanitäre Absicht der Aufnahmestaaten, das Familienleben zu schützen, den tatsächlichen Motiven der Wanderungswilligen. Bei „weiter entfernten“ Verwandten hingegen tritt ein anderes Wanderungsziel in den Vordergrund, nämlich die Teilhabe an den westlichen Konsum- und Lebensmöglichkeiten (vgl. 7.3.1).
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Müller-Schneider, T. (2000). Zur Steuerung der neuen Zuwanderung. In: Zuwanderung in westliche Gesellschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11922-7_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11922-7_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2692-7
Online ISBN: 978-3-663-11922-7
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