Zusammenfassung
Jugendhilfe definiert sich schon seit längerem nicht mehr nur als Reparaturbetrieb für fehlgelaufene Sozialisationsvorgänge. Jugendhilfe ist ständig konfrontiert mit den benachteiligenden und ausgrenzenden Auswirkungen gesellschaftlicher Prozesse, und zwar in einer zweifachen Hinsicht: zum einen in Form der gesellschaftlich produzierten vermehrten Hilfebedürftigkeit von Kindern und Jugendlichen, zum anderen als eingrenzende Bedingung für das sozialpädagogische Handeln selbst. Spätestens seit der Proklamierung einer „offensiven Jugendhilfe“ (s. Bundesjugendkuratorium, 1974; Hottelet u.a., 1978) sind die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen verstärkt in das Blickfeld der Akteure der Jugendhilfe geraten, und im Selbstverständnis der Jugendhilfe ist das Bewußtsein enthalten, daß eine fast ausschließliche Orientierung am Medium pädagogischer Interaktion mit erheblichen Einschränkungen in den Wirkungsmöglichkeiten der Jugendhilfe verbunden wäre. Für die Selbstdefinition der Jugendhilfe ist es konstitutiv, anwaltlich die Interessen von Kindern und Jugendlichen in politische Gestaltungsprozesse einbringen zu wollen. Die in Anspruch genommene Verantwortung der Jugendhilfe bezieht sich nicht nur auf eine optimale Gestaltung sozialpädagogischer Angebote, sondern gleichermaßen auf die sozialpolitische Gestaltung der Lebensbedingungen derjenigen Menschen, für die sie eine Anwaltschaft proklamiert.
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Merchel, J. (1993). Jugendhilfe und Wohnen. Zur Bedeutung des Wohnungsmarktes für die Weiterentwicklung sozialpädagogischer Angebote in der Erziehungshilfe. In: Mair, H., Hohmeier, J. (eds) Wohnen und soziale Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11881-7_4
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