Zusammenfassung
Entgegen des expliziten gesellschaftspolitischen Ziels der Geschlechteregalität und Geschlechtergerechtigkeit und der hierfür institutionalisierten materiell, immateriell und regulativ ausgestalteten Maßnahmen, insbesondere im noch jungen Politikfeld der Gleichstellungspolitik, und trotz bereits erreichter Transformationen der geschlechter-segregierenden und -hierarchisierenden wohlfahrtsstaatlicher Strukturprinzipien, bringt das österreichische Geschlechterregime nicht nur weiterhin die strukturellen Rahmenbedingungen eines herrschaftsförmigen Geschlechterverhältnisses hervor. Zugleich ist dieses Geschlechterregime auch Arena der Produktion eines sozial rationalisierten Geschlechter(differenz)-Diskurses, in welchem sich differenz- und egalitätsorientierte Leitbilder auf widersprüchliche Weise verbinden, um den Genus-Gruppen anhaltend einen ungleichen symbolischen Status zuzuweisen: Frauen auf Grund des wohlfahrtsstaatlich institutionalisierten prekären Zugleich von Ehe und Familie einen beruflichen Assistenz-, Männern auf Grund ihrer monothematischen Vereinseitigung einen Karrierestatus. Somit konstituiert der österreichische Wohlfahrtsstaat als Architekt der sozialen Ungleichstellung der Geschlechter nicht nur auf materialer Ebene ein verkürzt modernisiertes Geschlechterverhältnis. Als Ort der institutionalisierten Wirklichkeitskonstruktion über die Geschlechter, deren Pflichten und Rechte, Aufgaben, Orte und Zeiten speist der wohlfahrtsstaatlich generierte, widersprüchliche Geschlechter-Diskurs auf spezifische Weise auch das Alltags- und Allerweltswissen sozialer Akteurinnen — hier befragte männliche Funktionseliten aus sechs Organisationen. Im Sinne der symbolischen Platzanweisung vermag dieser Geschlechter(differenz)-Diskurs im gesellschaftlichen Praxisbereich marktvermittelter Erwerbsarbeit handlungsorientierend zu wirken.
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Dackweiler, RM. (2003). Fazit. In: Wohlfahrtsstaatliche Geschlechterpolitik am Beispiel Österreichs. Politik und Geschlecht, vol 9. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11878-7_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11878-7_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3442-7
Online ISBN: 978-3-663-11878-7
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