Sind Zwei-Verdiener-Familien „partnerschaftliche“ Familien? Sozialpolitik und Geschlechtergleichheit in schwedischen Familien

Zusammenfassung

Vor vierzig Jahren verkündeten die schwedischen Politiker den Abschied vom Ernährermodell. Dieser Verabschiedung war eine öffentliche Debatte vorausgegangen, in der etwa seit Beginn der 1960er Jahre das Modell der Kernfamilie, die aus einem Ernährer-Mann und einer Hausfrau bzw. einer für ihre Familie zuhause sorgenden Mutter bestand, hinterfragt wurde. Man diskutierte, ob dieses Familienmodell in einer demokratischen Gesellschaft noch fair beide Geschlechter funktional sei (vgl. Dahlström 1962; Tiller 1962). Intellektuelle führten diese Debatte, die sich vor allem um die ungleichen geschlechtsspezifischen Rollenerwartungen drehte, an. In einem frühen Stadium der Diskussion ging es vor allem um das Ideal der Geschlechtergleichheit. Die Gleichheitsforderung wurde im Rückgriff auf Werte wie „Modernität“ und weibliche bzw. männliche „Emanzipation“ begründet. Der Gelderwerb und die alltägliche Sorge für die Familie sollten gleichermaßen Sache beider Geschlechter sein — das Gleichheitsprogramm daher beide, Männer wie Frauen, einbeziehen (vgl. Bergman and Hobson 2002; Klinth 2002). Die Reformen, die hauptsächlich während der 1970er Jahre durchgeführt wurden, standen unter dem Zeichen der Chancengleichheit von Frauen and Männern. Sie institutionalisierten das Modell der „adult worker“-Familie¹. Dieses Modell wurde zum Element eines umfassenderen Umbaus des schwedischen Wohlfahrtsstaates nach dem Zweiten Weltkrieg. Leistungsuniversalismus, geschlechterneutrale individuelle und soziale Rechte sowie eine ausgedehnte öffentliche Verantwortung für die Bereitstellung von sozialen Diensten aller Art kennzeichnen seitdem diesen Wohlfahrtsstaate².

Aus dem Englischen übersetzt von Ilona Ostner.