Zusammenfassung
Es liegen zahlreiche Untersuchungen darüber vor, daß Frauen über mehr Körperbeschwerden klagen als Männer (vgl. z.B. Brähler & Möhring 1995, Brähler & Scheer 1984, Fahrenberg et al. 1994, Fahrenberg 1994, Hoffmeister & Bellach 1995, Kroenke & Spitzer 1998, Maschewsky-Schneider 1998, Maschewsky-Schneider et al. 1992). Dieser Befund wird in der Literatur sehr kontrovers diskutiert, es lassen sich dabei jedoch verschiedene Argumentationsstränge erkennen:
Ausgehend von Richter (1974) und Beckmann (1976) wird die höhere Klagsamkeit der Frauen interpretiert als Ausdruck größerer Leidensfähigkeit und emotionaler Offenheit der Frauen, denen gefühlsabwehrende und schwächeverleugnende Männer gegenüberstehen. Auf der anderen Seite gibt es auch Auffassungen, die die höheren Beschwerden als Folge einer objektiv stärkeren Belastung der Frauen deuten (vgl. z.B. Rodenstein 1980). In einer dritten Interpretationslinie, die Maschewsky-Schneider et al. (1992) verfolgen, werden die unterschiedlichen Beschwerdeäußerungen von Männern und Frauen als methodisches Artefakt diskutiert, das in der Fragebogenkonstruktion begründet ist.
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Literatur
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Brähler, E., Schumacher, J., Felder, H. (1999). Die Geschlechtsabhängigkeit von Körperbeschwerden im Wandel der Zeit. In: Brähler, E., Felder, H. (eds) Weiblichkeit, Männlichkeit und Gesundheit. Psycholsoziale Medizin und Gesundheitswissenschaften, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11823-7_10
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