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Von der „angenommenen“ Einheit zur „praktischen“ Einheit. Die Frauenbewegung in Namibia

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Wechselnde Blicke

Part of the book series: Geschlecht und Gesellschaft ((GUG,volume 2))

  • 212 Accesses

Zusammenfassung

Es gibt einige gute Gründe dafür, die Geschlechterfrage in Namibia kritisch zu untersuchen. Besonders seit der Unabhängigkeit Namibias haben viele geschlechtsbewußte Frauen2 versucht, ihre Kräfte zu vereinen und Strategien zu Geschlechterproblemen zu entwickeln. Jedoch wurden viele durch die Machtverhältnisse unter Frauen in den Führungsriegen der Frauenorganisationen in Windhoek oder unter Frauen generell entmutigt. Mich beschäftigt die Frage, warum diese Machtverhältnisse auch in der Zeit nach der Apartheid Spaltungen unter Frauen verstärken. Weiterhin geht es mir auch um die Konsequenzen, die diese Spaltungen für die Repräsentation der Belange und Interessen benachteiligter Frauen, besonders aus ländlichen Gebieten, mit sich bringen. Diese Probleme sind nur zu verstehen, wenn man die soziohistorischen Zusammenhänge, die vorherrschenden sozialen Machtverhältnisse und die komplexen Einflüsse berücksichtigt, die uns zu unverwechselbaren Individuen werden lassen. Ich diskutiere auch Ansätze, wie die Differenzen unter Frauen zu transzendieren wären und wie ein gegenseitiger Respekt als Prinzip für die Solidarität unter Frauen in der Bewegung geschaffen werden kann.

Dieser Artikel entstand im Zusammenhang mit meiner Wahrnehmung der internationalen Marie-Jahoda-Gastprofessur für Frauenforschung an der Ruhr-Universität Bochum. Ich danke dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung, der Ruhr-Universität Bochum und der Fakultät für Sozialwissenschaften für ihre Unterstützung.

Hier stelle ich Materialien zu den folgenden Fragen zusammen: 1) den Einfluß von Faktoren sozialer Ungleichheit (social stratifiers) auf die städtischen Frauenorganisationen in Namibia 2) die Einstellungen und Sichtweisen von Frauen auf dem Land und in Windhoek zu diesen Organisationen. Dazu wurden qualitative und quantitative Methoden benutzt.

Qualitative Ansätze wurden herangezogen, um die Verhältnisse in Frauenorganisationen in der Hauptstadt Windhoek zu untersuchen. Bei den Frauenorganisationen und Nichtregierungsorganisationen (NRO), die zum soziökonomischen Status von Frauen arbeiten, wurde jeweils mindestens eine Frau in einer Führungsposition oder mit langer Mitgliedschaft interviewt; es handelt sich um mehrere parteipolitische Gruppen, nicht parteigebundene Gruppen, offizielle Ansprechpartnerinnen für Frauen (women’s desks) in Kirchen und Gewerkschaften, internationale und lokale NRO (Nicht-Regierungsorganisationen), Zweigverbände von internationalen Service-Clubs. Diese Interviews folgten einem Leitfaden, aber die Fragen waren weitgehend offen und bezogen sich auf die Äußerungen der Befragten.

Fünf qualitative Interviews zu den Einstellungen von Frauen in Windhoek zu Frauenverbänden wurden unter Sekretärinnen und Dozentinnen an der Universität Namibia erhoben. Weiterhin wurden 95 Frauen aus schwarzen und „farbigen“ Wohnvierteln nach einer Zufallsstichprobe zu ihren Einstellungen mit einem Fragebogen interviewt. Frauen in ländlichen und halbstädtischen Regionen im Norden Namibias wurden in fokussierten Gruppeninterviews befragt. Alle Fragen waren offen, aber die Hauptthemen waren ihre Sichtweise von Geschlechtergleichheit and das Ausmaß ihrer Kontakte mit Frauenorganisationen in Windhoek.

Ich möchte allen Frauen in Namibia danken, die durch ihre Bereitschaft, viel Selbstreflexion und Selbstkritik zu ertragen, die Stärke der Frauenbewegung bewiesen haben und die mich bei dieser Untersuchung ermutigt haben. Es ist eine Sache, wenn Frauen feststellen, daß sie mit Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts konfrontiert sind; es ist eine andere, die Gründe für ein eigenes Versagen in der Bewegung wahrzunehmen und die eigenen Motive, Entscheidungen und Aktionen zu hinterfragen. Letzteres ist eine ungeheure Herausforderung, denn es ist schmerzlicher, unserer Schwäche anzuerkennen als die von anderen zu sehen. Aber Schmerz gehört zu einem Geburtsprozeß, und nur durch einen schwierigen Prozeß der Wiedergeburt können Frauen sich daran machen, die Bewegung mit neuer Hoffnung und Stärke zu festigen — nicht notwendigerweise im Rahmen eines Verbandes, sondern durch verschiedene Verbände und Gruppen, die, während sie sich koordinieren und gegenseitig ergänzen, die reiche Vielfältigkeit und die verschiedenen Stimmen der Frauen in Namibia zum Ausdruck bringen. Diese Untersuchung soll Frauen dabei dienlich sein, einige der Schwierigkeiten wahrzunehmen, und sie soll zum Prozeß der Strategieentwicklung zur Festigung der Frauenbewegung beitragen.

Sehr dankbar bin ich Joseph und Catherine Wanzala, deren Unterstützung all die Jahre unschätzbar war, und Colin Gleichmann für seine dauernde Unterstützung und sein Vertrauen. Ich möchte auch Reinhart KöBler danken, ohne dessen Interesse an meinem Theorieansatz bereits zu Anfang viel des Folgenden nicht möglich gewesen wäre. Ebenso danke ich Brigitte Hasenjürgen und Ilse Lenz für die Diskussionen während der Marie-Jahoda-Gastprofessur. Patricia McFadden, Guy Mhone, Ibbo Mandaza von der SAPES-Stiftung in Harare danke ich fir die Möglichkeit, meinen Theorieansatz in bezug auf das südliche Afrika zu verfolgen. Schließlich danke ich ganz besonders Pamela Classen fir ihre tatkräftige Unterstützung der Untersuchung in Windhoek.

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Wanzala, W. (1996). Von der „angenommenen“ Einheit zur „praktischen“ Einheit. Die Frauenbewegung in Namibia. In: Lenz, I., Germer, A., Hasenjürgen, B. (eds) Wechselnde Blicke. Geschlecht und Gesellschaft, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11818-3_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11818-3_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-11819-0

  • Online ISBN: 978-3-663-11818-3

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