Zusammenfassung
Der Begriff Vergangenheitsbewältigung hat sich in den letzten Jahren von dem historischen Kontext, auf den er ursprünglich gemünzt war, abgelöst. Aus dem Namen für einen ethisch-moralischen Umgang mit der Vergangenheit des Nationalsozialismus in Deutschland ist ein Gattungsbegriff geworden, der heute in politik- und sozialwissenschaftlichen Analysen der Ablösung von Diktaturen durch Demokratien einen festen Platz hat. Das Ende des Staatssozialismus und die Aufgabe, in Deutschland erneut das Erbe einer Diktatur in eine Demokratie zu überführen, hat zu dieser semantischen Generalisierung wesentlich beigetragen. Die Rede war von der „doppelten Vergangenheit“1 und in der Folge eben von der Aufgabe einer „zweifachen“ oder „doppelten Vergangenheitsbewältigung“.2
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Literatur
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König, H., Kohlstruck, M., Wöll, A. (1998). Einleitung. In: König, H., Kohlstruck, M., Wöll, A. (eds) Vergangenheitsbewältigung am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Leviathan Sonderhefte, vol 18. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11730-8_1
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