Gibt es eine vereinte Jugend in Ost- und Westdeutschland?

Zusammenfassung

Die neueren Jugendstudien zum Ost-West-Vergleich bieten ein widersprüchliches Bild. Einerseits gibt es Bereiche, in denen sich seit der Wende kontinuierlich Ähnlichkeiten zwischen Ost und West zeigen. Das gilt insbesondere dann, wenn man die Sicht der Jugendlichen auf ihre Familien sowie Persönlichkeitsmerkmale der Jugendlichen wie Selbstwirksamkeitserwartungen betrachtet (vgl. Butz 1998; Merkens 1999a). Andererseits kann man seit der Wende konstante Differenzen feststellen. Diese zeigen sich vor allem in den politischen Einstellungen — das Spektrum reicht dabei vom Wahlverhalten bis hin zu Einschätzungen von Politik — und bei der Ausländerfeindlichkeit (vgl. Watts 1997; Fischer 2000; Münchmeier 2000). Dem entspricht nicht immer eine Differenzierung bei Wertvorstellungen (vgl. Krebs 1992; Merkens 1999a). In diesem Bereich sind die Befunde widersprüchlich. Diese unentschiedene Forschungslage veranlasst zu der Frage, ob sich jenseits der in Jugenduntersuchungen festgestellten Ähnlichkeiten und Differenzen objektive Gründe hierfür identifizieren lassen, die weniger im Mikro- und Mesosystem, sondern eher im Exo- und Makrosystem verortet sind, in denen die Jugendlichen agieren (vgl. Bronfenbrenner 1989).