Zusammenfassung
Womit beschäftigen wir uns, wenn wir das Alter erforschen? Mit dem Alter? Mit alten Menschen? Mit alten Körpern? Oder gar nur mit Alternsforschern und ihren Theorien? Seit Hans-Peter Tews’ demografischen Studien (vgl. Tews 1993) sprechen wir statt vom Alter besser von Altersbildern. Und auch Christoph Conrad und Hans Joachim von Kondratowitz weisen immer wieder darauf hin, dass wir es mit „kulturellen Repräsentationen“ (vgl. Conrad, Kondratowitz 1993, S. 1) zu tun haben. Was wir für ‚das‘ Alter halten, stellt sich aus unterschiedlichen Perspektiven und in unterschiedlichen Epochen immer wieder anders dar. Und so kann man also auch auf die Idee kommen, dass unsere Vorstellungen über das Alter viel damit zu tun haben, dass Alternsforscher eher medizinisch oder psychologisch oder soziologisch ausgebildet sind und die entsprechenden Defizite des Alters — und um Defizite des Alters geht es fast immer — eher in biologischen, individuellen oder in gesellschaftlichen Bedingungen verorten.1 Eine Heilung dieser Perspektivendifferenz wird zumeist in interdisziplinärer Forschung gesehen und gerade die Alternsforschung ist mit eben diesem Postulat angetreten. Als Folge hat sich ein Bild vom Alter eingestellt, dass nun eben in viele Fassetten zersplittert ist, aber immer noch die Frage nährt, was denn ‚das‘ Alter eigentlich ist. Und mit jedem neuen Forschungsansatz, mit neuen Ergebnissen und mit neuen Befunden entsteht wiederum eine neue Perspektive und der Wunsch, das Ganze sichtbar zu machen, wächst.2
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Literatur
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Saake, I. (2002). Wenig Neues vom Alter: Ein systemtheoretischer Ausweg aus gerontologischen Denkschleifen. In: Dallinger, U., Schroeter, K.R. (eds) Theoretische Beiträge zur Alternssoziologie. Reihe Alter(n) und Gesellschaft, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11634-9_11
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