Generationelle Erfahrung und kollektive Mentalität

Zusammenfassung

Wenn es bei Heinz Bude (1999: 12) mit Blick auf die Musikkulturen der Nachkriegszeit und der frühen Bundesrepublik heißt: „der Swing setzte sich gegen den Marsch und der Rock gegen die Verfettung durch“, kommt damit die historische Dynamik zum Ausdruck: Innovatives überwindet Überkommenes, das Spielerische entwertet das Ernste, das Bewegte das Starre, kurz: Neues ersetzt Altes. Diese zunächst trivial anmutende Einsicht bildet die Grundvoraussetzung für das, was sozialer Wandel genannt wird. Wir können sehen, daß der vom Nationalsozialismus unterbundene Swing kurz nach dem Krieg von vorwiegend jüngeren Personen aufgegriffen wird. Die Monotonie des geraden Taktes im Marsch wird durch die rhythmischen Verschiebungen zwischen Grund- und Off-Beat im Jazz-Swing gebrochen, worin sich zumindest das deutsche soldatische Selbstverständnis kaum mehr wiederfinden mochte. Der Rock wiederum stellte mit seiner Unbequemlichkeit und Lautstärke allmählich die selbstgefällige Ruhe der Wirtschaftswunder-Mentalität in Frage.

„Was ist das für eine Jugend, die Kants

kategorischen Imperativ mit 250 Beats

pro Minute auf den Schutthaufen der

Zivilisation befördert? “

Berliner Morgenpost vom 23.7.1998; S. 4

„I’m straight“

Jonathan Richman,1976