Zusammenfassung
Die Untersuchung von Wiederverwendungskonzepten im vorangegangenem Kapitel zeigt, daß bisher die Wiederverwendung als Problem thematisiert wurde. Bei der Beschreibung der Wiederverwendungsansätze standen stets die strukturellen Aspekte im Vordergrund, wie z. B. die Architektur oder spezifische Elemente (Bausteine) des zu entwickelnden Systems. Die zentrale Fragestellung war dabei „Was kann wiederverwendet werden?“ (vgl. z. B. [NATO9la], [Kan+92]).
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Literatur
Dieser Ansatz kann analog zur Etablierung prozeßorientierter Sichtweisen in der Organisationstheorie aufgefaßt werden. Hier beschrieb erstmals NORDSIECK den Betrieb als permanenten Prozeß (vgl. [Nord72], S. 9). Jedoch erst GAITANIDES stellt mit der Betrachtung von Prozessen die Abläufe in den Vordergrund. In seinem Vorgehen wird die Bedeutung der organisatorischen Dimensionen Aufbau und Ablauf im Vergleich zur klassischen Organisationsanalyse vertauscht. Bei der Analyse erfolgt eine Zerlegung der Prozesse in Arbeitsschritte, die in der Synthese zu Prozessen zusammengefaßt werden (vgl. [Gait83], S. 63ff).
KUHN versteht unter Paradigmata „… allgemein anerkannte wissenschaftliche Leistungen, die für eine gewisse Zeit einer Gemeinschaft von Fachleuten maßgebende Probleme und Lösungen liefern“ ([Kuhn991, S. 10) Was ein Problem ist und welche Mittel zu dessen Lösung gegeben sind, wird einer wissenschaftlichen Gemeinschaft somit durch ein Paradigma vorgegeben. SCHÜTTE sieht in einem Paradigma,,… ein Muster zur Strukturierung von Wissen…” ([Schü981, S. 87).
Die Tätigkeitstheorie analysiert eine Tätigkeit auf den Ebenen der Tätigkeit,der Handlung sowie der Operationen (vgl. [DaRa97], S. 7). Auslöser einer Tätigkeit ist ein Motiv, das auf einem Bedürfnis basiert. Die Tätigkeit bezieht sich auf einen Gegenstand, der geeignet ist, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Mit der Befriedigung des Bedürfnisses ist die Tätigkeit beendet. Das bewußt zielgerichtete Anstreben einer Situation, die die Befriedigung des Bedürfnisses ermöglicht, wird als Handlung bezeichnet. Verfahren, die diese Handlung realisieren, heißen Operationen. Diese besitzen Potential zur Automatisierung.
So werden z. B. aus Analysemodellen Entwurfsmodelle abgeleitet, die wiederum in Quellcode abgebildet und in Maschinencode übersetzt werden.
Das zugrundeliegende Konzept der Bildung von Subsystemen als Mittel zur Beherrschung von Komplexität beschreibt z. B. KNUTH (vgl. [Knut95], S. 91 ff).
BALZERT kritisiert, daß in der Literatur in Abhängigkeit vom Kontext häufig implizit eine Hierarchiebasis zugrundegelegt wird. Erst deren explizite Darstellung erlaubt es jedoch hierarchische Strukturen zu interpretieren (vgl. [Balz92], S. 32).
Im Zusammenhang mit der Beurteilung von Vorgehensmodellen werden solche „starren“ Strukturierungen kritisch bewertet (vgl. [StHa97], S. 246ff; [GuSo98], S. 608ff). Für die Zielstellung der Selektion geeigneter Wiederverwendungsansätze ist dies jedoch nicht relevant, da diese lediglich den einzelnen Transformationen und nicht dem gesamten Entwicklungsprozeß gegenübergestellt werden.
WAND weist auf die Bedeutung des Unterschieds zwischen Eigenschaften von Objekten und ihren Attributen hin: „A distinction is made between attributes and properties. An individual may have a property that is unknown to us. In contrast, an attribute is a feature assigned by us to an object. Some of the attributes of a thing will reflect their properties. Indeed, we recognize properties only through attributes. A known property must at least one attribute representing it. Properties do not exist on their own but are,attached` to entities.“ QWand89], S. 541) 42Es existiert kein Zustand „in Transformation”, d. h. der Übergang eines Objekts vom Ausgangs-in den Zielzustand ist kein Zustand, obwohl hierfür Zeit konsumiert werden kann.
Bei diesen Betrachtungen wird zur Vereinfachung von einer Gleichgewichtigkeit der Teiltransformationen aus- gegangen. Ist dies nicht der Fall, kann durch Faktoren eine entsprechende Wichtung vorgenommen werden.
Die Verwendung der Material-Metapher orientiert sich damit an ZÜLLIGHOVEN. In [Zü1198] werden Gegenstände als Material bezeichnet, die in einer bestimmten Arbeitssituation zum Bestandteil des Arbeitsergebnisses werden (vgl. [Zü1198], S. 85).
DÖRNER beschreibt Probleme als Übergänge von einem Ausgangs-in einen Endzustand. Bei diesen Übergängen existiert eine Transformationsbarriere, anhand derer er drei Problemklassen unterscheidet (vgl. [Döm87], S. 10ff).
In dieser Arbeit werden die Begriffe Wiederverwendung und Mehrfachverwendung synonym gebraucht.
Mit Struktur wird ein Beziehungsgefüge und dessen Eigenschaften bezeichnet (vgl. [Balz98], S. 567f). 48SuHR und SuHR, die das Prinzip der Zerlegung in diesem Zusammenhang beschreiben, verwenden den Begriff der Komponente. Um ein klare Abgrenzung zu dem in dieser Arbeit verwendeten Komponentenbegriff zu gewährleisten, wird an dieser Stelle der Begriff des Elements gewählt.
Ein Beispiel für einen solchen Ansatz ist die von PARK und BAI beschriebene Suche von Komponenten durch deren Ausführungen. Dabei werden Komponenten, die Funktionen realisieren, mit generierten Input-Beispielen ausgeführt und anhand der erzeugten Ergebnisse auf ihre Eignung zur Lösung des jeweiligen Problems bewertet (vgl. [PaBa98], S. 39ff).
Damit werden in dem hier beschriebenen Ansatz unter dem Begriff des Materials die Ausprägungen der Facetten der Substanz und des Produkts des Klassifikationsschemas nach PRIETO-DIAZ zusammengefaßt. Dieser beschreibt als wiederverwendbare Produkte Quelltexte, Entwürfe, Spezifikationen, Objekte, Texte und Architekturen. Die Substanz der Wiederverwendung können Ideen, Konzepte, Artefakte bzw. Komponenten oder auch Abläufe und Fähigkeiten sein (vgl. [Prie93], S. 62).
Die Verwendung der „Automaten“-Metapher bei der Systementwicklung erfolgt durch ZÜLLIGHOVEN. Er charakterisiert einen Automaten als Arbeitsmittel, die in der Lage sind, Aufgaben innerhalb von Routinetätigkeiten bzw. festgelegten Prozessen,,… über längere Zeiträume ohne äußere Eingriffe…” ([Züll98], S. 88) zu erledigen.
MESSER kritisiert, daß es in der theoretischen Informatik üblich ist,,,… ein formales Konstrukt F1 auf ein anderes F2 abzubilden, um dann behaupten zu können, daß die Semantik damit festgelegt sei. Damit wird das Problem nur auf die Semantik von F2 verlagert, was entweder zu einem Zirkel oder infiniten Regreß führt, denn zur Definition der Semantik von F2 ist ein weiteres Zeichensystem notwendig, das einer Definition bedarf“ ([Mess99], S. 101) Aus diesem Grund wird im folgenden angenommen, daß sich alle Elemente einer formalen Beschreibung auf Elemente abbilden lassen, die durch eine Maschine interpretiert werden können.
So besitzen Ereignisgesteuerte Prozeßketten keine formale Definition der Semantik (vgl. [Lan+98], S. 286), sind jedoch als Beschreibung von Workflows durch entsprechende Workflow Management Systeme interpretierbar.
Eine exakte Lösung in diesem Sinne ist z. B. die Generierung eines Systems auf Grundlage einer entsprechenden Spezifikation. Beispiele hierfür sind Systeme, die mit einer High Level Language (HLL) beschrieben wurden. High Level Languages und Very High Level Languages (VHLL) stellen Konstrukte zur Verfügung, die automatisch in Maschinencode übersetzt werden können. Der Nutzer verwendet hier existierenden Code wieder, da jedes Konstrukt einer solchen Sprache mit einer Liste von Instruktionen in Maschinencode korrespondiert (vgl. [Retk97], S. 29ff; [Cra+94], S. 102ff).
Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz von Referenzmodellen, die die übliche Praxis eines Geschäftsprozesses abbilden. Von dieser Abbildung bzw. den darauf basierenden Anpassungen ist die Nähe zum (theoretischen) Optimum nicht sicher bestimmbar. Die Darstellung von Referenzmodellen als Wiederverwendungsansatz erfolgt in Kapitel 10.
RETKOWSKY unterscheidet Methoden der unsystematischen Wiederverwendung weiterhin danach, ob die Wiederverwendung durch den selben oder auch andere Entwickler erfolgt. Code Scavening,das ein Entwickler in von ihm erstellten Quelltexten betreibt, bezeichnet er deshalb als Write/Copy/Paste-Methode (vgl. [Retk971, S. 3ff).
Dieses Problem wird auch als Problem der empfindlichen Basisklasse (fragile base class problem) bezeichnet. Es steht für die Frage, ob eine Basisklasse weiterentwickelt werden kann, ohne Subklassen unbrauchbar zu machen (vgl. [Pree97], S. 9). SZYPERSKI untersucht dieses Thema weiterführend und geht dabei auch auf die Unterschiede zwischen syntaktischen und semantischen Problemen empfindlicher Basisklassen ein (vgl. [Szyp98], S. 1030.
Eine Zuordnung zu Transformationen mit maximaler Geschlossenheit stellt den Idealfall dieser Betrachtungen dar. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß mit dem Vorgehensmodell (implizit) Annahmen z. B. über die Architektur eines Systems getroffen werden. Deshalb wird an dieser Stelle von einer Kompatibilität zu Transformationen mit einer „lediglich“ hohen strukturellen Geschlossenheit ausgegangen.
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Dietzsch, A. (2002). Entwurf eines transformationsorientierten Beschreibungsansatzes. In: Systematische Wiederverwendung in der Software-Entwicklung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11580-9_4
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