Zusammenfassung
Wie kommt ein kleiner Ort an der Berliner Peripherie in die Aufmerksamkeit der Wissenschaft? In meinem Fall, indem der Sozialforscher — eher zufällig als gewollt — plötzlich von dem, was er sieht, und von dem, was er hört, fasziniert ist. Zunächst lässt sich das Überraschende gar nicht genau festmachen. Weder ist der Ort schön, noch ist er hässlich. Eher ist er einmal anders und unterscheidet sich von dem, was man sonst kennt. Der Sozialforscher wird neugierig, denn er sieht keine Veranlassung, nicht anzunehmen, dass es für die Menschen gute Gründe gibt, sich gerade hier niederzulassen. Die Vielfalt solcher Gründe und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung in die Wirklichkeit des Ortes wird vom Sozialforscher als Ausdruck von Kultur begriffen. Darüber möchte er etwas erfahren. Denn Kultur funktioniert nicht als irgendeine gesellschaftliche Einrichtung, sondern als diejenige Tätigkeit, die den Dingen eine Bedeutung zuspricht, auf dass sie unserem Leben Sinn geben. Der Sozialforscher kann sich nicht vorstellen, dass Menschen zufällig an diesem Ort sind, der doch irgend etwas Besonderes und nicht etwas Beliebiges ausstrahlt. Aber was genau? Er möchte z.B. wissen, woher die Menschen kommen, wie es ihnen hier gefällt, worin sich ihr Alltag gegenüber früher unterscheidet und anderes mehr. Bald fällt ihm ein, dass andere wissenschaftliche Disziplinen diesen Ort als einen „Raum“ ansehen, der durch Wohnsuburbanisierung geprägt ist. Vielleicht erkennen manche darin etwas Typisches. Schnell wird sein konkreter Ort, der ihm etwas Einmaliges zu sein scheint, zu einem Fall einer Verstädterungs- oder Regionalisierungstheorie.
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Hahn, A. (2001). Lebenswelten am Rand. In: Brake, K., Dangschat, J.S., Herfert, G. (eds) Suburbanisierung in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11566-3_17
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