Zusammenfassung
Das im Erscheinen begriffene „Handbuch der Geschichte der internationalen Beziehungen“1, von dessen vorgesehenen neun Bänden zwei vorliegen, hat versucht, in den Titeln schlagwortartig wesentliche Charakteristika der internationalen Beziehungen in Vormodeme und Später Neuzeit anzusprechen. Da ist vom Zerfall der Res Publica Christiana die Rede, von der Konfessionalisierung, von der Trias Hegemonie/multipolares System/Gleichgewicht, zwei weitere Male vom Gleichgewicht — in Verbindung einmal mit der Pentarchie, das andere Mal mit seiner revolutionären Erschütterung —, schließlich vom Europäischen Konzert und seiner Verschränktheit mit der nationalen Bewegung. Mit diesen dort niedergelegten Metaphern oder Leitgedanken könnte alles gesagt sein: Eine politische Ordnung zerfällt, eine neue, die durch die Spannung von Gleichgewicht und Hegemonie geprägt ist, konstituiert sich und wird wieder in Frage gestellt, um dann in veränderter Form und unter einer neuen geistig-politischen Herausforderung eine Art Renaissance zu erleben. Aber ein solcher Holzschnitt würde natürlich niemanden zufriedenstellen, so daß es andererseits, da die Zeilen und Zeichen keine erschöpfende Darstellung erlauben, im folgenden nur darum gehen kann, einige Schneisen durch ein Gehölz zu schlagen, dessen Dichte und komplexe Strukturen außer Frage stehen. Die Überlegungen sollen um die Gleichgewichtsproblematik, die Frage der „Bellizität“ oder aber „Pazifizität“ der zur Diskussion stehenden Epoche, das Problem der Inklusion bzw. Exklusion der Randmächte in das System/die Systeme und die Spannung von Mächtesystem(en) und Europakonzepten kreisen.
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Duchhardt, H. (2000). Grundmuster der internationalen Beziehungen in der Frühen und Späten Neuzeit. In: Siegelberg, J., Schlichte, K. (eds) Strukturwandel internationaler Beziehungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11562-5_3
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