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Zusammenfassung

Erst in den letzten Jahren beginnt die Soziologie, sich ernsthafter und umfangreicher mit dem Thema Risiko zu befassen. Den Anlaß dazu findet man sicher nicht in soziologieeigenen Theorieentwicklungen. Das Thema wird wie durch stürmische Winde in die Forschungslandschaft hineingeblasen. Aber es mag auch ein willkommener Anlaß sein, sich von bisherigen Themen abzuwenden, deren man überdrüssig geworden ist (was nicht auf Erfolgen der bisherigen Forschung beruhen muß).

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Anmerkungen

  1. Hierzu Otthein Rammstedt, Wertfreiheit und Konstitution der Soziologie in Deutschland, Zeitschrift für Soziologie 17 (1988), S. 264–271.

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  2. In: The Structure of Social Action, New York 1937.

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  3. In einem einschlägigen Aufsatz von Baruch Fischhoff/Stephan R. Watson/Chris Hope, Defining Risk, Policy Sciences 17(1984), S. 123–139, oszilliert die Argumentation zwischen zwei Ebenen: der der Bestimmung des Risikobegriffs und der der Messung konkreter Risiken.

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  4. Terry Winograd/Femando Flores, Understanding Computers and Cognition: A New Foundation for Design, Reading, Mass. 1986, S. 77, vgl. auch 97 ff.

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  5. Zum Beispiel definieren Robert W. Kates/Jeanne X. Kasperson, Comparative Risk Analysis of Technological Hazards, Proceedings of the National Academy of Science 80 (1983), S. 7027–7038 (7029): „A hazard, in our parlance, is a threat to people and to what they value (property, environment, future generations, etc.) and risk is a measure of hazard“. Diese meßtheoretische Version kann zu einer Vielzahl von Varianten entfaltet werden. Vgl. z.B. Helmut Jungermann/ Paul Slovic, Die Psychologie der Kognition und Evaluation von Risiko, in: G. Bechmann (Hrsg.), Risiko und Gesellschaft, Opladen (im Druck), Ms. S. 3. Das erleichtert den Bezug zur Forschungsmethodologie, setzt sich aber in der Sache schwerwiegenden Einwänden aus. Wenn Risiko nur ein „Maß“ ist, also nur die Lösung eines Meßproblems, ist nicht zu sehen, weshalb davon so viel Aufhebens gemacht wird. Messen kann man ja irgendwie konventionell, Maße sind nichts Unangenehmes, nichts Bedrohliches. Offensichtlich meinen die Verfasser aber nicht, was sie sagen, und sagen eben leider auch nicht, was sie meinen.

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  6. Wie weit man einen Zusammenhang mit der größere Kapitalinvestitionen erfordernden Geldwirtschaft unterstellen darf; wäre noch zu klären. Dagegen spricht, daß die gleichzeitig entstehenden Theorien der Wahrscheinlichkeitsrechnung sich für die Zwecke der kapitalistischen Wirtschaft nicht eignen und auch nicht für sie gedacht waren. Siehe dazu Vincent T. Covello/Jeryl Mumpower, Risk Analysis and Risk Management: A Historical Perspective, Risk Analysis 5 (1985), S. 103–120.

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  7. Mit einem Seitenblick könnte man hier die „neostoischen“ Bemühungen am Ende des 16. Jahrhunderts um eine Renovierung der Tugendliste in Richtung auf eine aktive Beteiligung am riskanten politischen Leben der Zeit einbeziehen.

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  8. Eine der bekanntesten Alternativen ist die von Herbert Simon vorgeschlagene Heuristik der Umformung von ill-structured problems in well-structured problems. Sie besteht im systematischen Ignorieren der Komplexität des Gegenstandsbereichs und, als Ersatz daftir, im unsystematischen Einführen von Nebenrücksichten (hier etwa solchen auf die öffentliche Meinung) unter Verzicht auf einzig-richtige Problemlösungen. Siehe etwa Walter R. Reitman, Cognition and Thought: An Information-processing Approach, New York 1965, S. 148 ff. (vgl. auch ders., Heuristic Decision Procedures, Open Constraints, and the Structure of Ill-defined Problems, in: Maynard W. Shelly/Glenn L. Bryan (Hrsg.), Human Judgements and Optimality, New York 1964, S. 282–315); Herbert A. Simon, The Structure of Ill-Structured Problems, Artificial Intelliligence 3(1973), S. 181–201; und zur Anwendung auf wissenschaftliche Probleme Susan Leigh Star, Simplification in Scientific Work: An Example from Neuroscience Research, Social Studies of Science 13 (1983), S. 205–228.

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  9. Wer das bestreiten will, mag sich mit der Formulierung begnügen, daß man, wenn und soweit es solche Sicherheit gibt, die Unterscheidung Risiko/Sicherheit und einen Begriff der Sicherheit als Moment dieser Unterscheidung gar nicht benötigen würde.

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  10. So E.N. Bjordal, Risk from a Safety Executive Viewpoint, in: W.T. Singleton/Jan Hoven (Hrsg.), Risk and Decisions, Chichester 1987, S. 41–45.

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  11. Grenzfälle zugestanden. Sie können z.B. darin bestehen, daß der Beweis des Mutes zum Risiko selbst schon der Vorteil ist — etwa bei Himalaya-Touristen.

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  12. So Adalbert Evers/Helga Nowotny, Über den Umgang mit Unsicherheit: Die Entdeckung der Gestaltbarkeit von Gesellschaft, Frankfurt 1987, S. 34.

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  13. Das Beispiel stammt von Scipio Ammirato, Della Segretezza, Vinezia 1598, S. 19 — explizit mit „rischio“ formuliert.

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  14. Chi non risica (sic!) non guadagna“, heißt es z.B. bei Giovanni Botero, Della Ragion di Stato (1589), zit. nach der Ausgabe Bologna 1930, S. 73, in Abgrenzung gegen eitle, tollkühne Projekte. Man findet aber auch andere Tönungen des Begriffs im Sinne von Opfern, Aufs Spiel setzen — z.B. „non voler arrischiar la vita per la sua religione“ bei Annibale Romei, Discorsi, Ferrara 1586, S. 61.

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  15. Allerdings ist zu beachten, daß „certitudo“ üblicherweise gegen Irrtum, nicht gegen Risiko abgegrenzt und in einer älteren Tradition von „opinio“ unterschieden wird. Auch dies läßt vermuten, daß es sich um eine relativ neuartige Form von Zukunftswahrnehmung handelt, die ein neues Wort erfordert.

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  16. Aus den Maximen Richelieus, zit. nach der Ausgabe Maximes de Cardinal de Richelieu, Paris 1944, S. 42.

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  17. So die einflußreiche Unterscheidung von Risiko und Unsicherheit von Frank H. Knight, Risk, Uncertainty and Profit, Boston 1921. Vgl. auch oben Anm. 5.

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  18. Siehe hierzu in deutschen Übersetzungen: Humberto Maturana, Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit: Ausgewählte Arbeiten zur biologischen Epistemologie, Braunschweig 1982; Heinz von Foerster, Sicht und Einsicht: Versuche zu einer operativen Erkenntnistheorie, Braunschweig 1985; Ranulph Glanville, Objekte, Berlin 1988.

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  19. Es gibt viele Ansätze zu Ausnahmen, etwa in der Spieltheorie mit dem Konzept von metagames und natürlich in Strategietheorien. Sie werden sich mit Konzepten der Kybernetik zweiter Ordnung reformulieren lassen.

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  20. Die hier ins Spiel kommende selbstreferentielle oder „autologische“ Komponente einer solchen „Metaisierung” des Beobachtens wird inzwischen viel diskutiert, vor allem in der linguistischen und der neokybernetischen Literatur.

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  21. Ein Indikator dafür könnte sein das Ausmaß und die Intensität, in denen nach „Partizipation“ verlangt wird.

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  22. Zur Unterscheidung dieser drei Dimensionen, die wir im Folgenden voraussetzen, ausführlicher Niklas Luhmann, Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt 1984, S. 92 ff.

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  23. Vgl. Charles Perrow, Normal Accidents: Living with High Risk Technologies, New York 1984.

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  24. Vgl. Aaron Wildaysky, Searching for Safety, New Brunswick 1988.

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  25. Formal entspricht diese Überlegung dem Logikkalkül von George Spencer Brown, Laws of Form, Neudruck New York 1979, der hierfür eine nichtstationäre, Zeit einschließende (aber Zukunft ausschließende?) Logik vorschlägt.

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  26. Dem entspricht der Begriff der selbstreferentiellen (nicht-trivialen) Maschine Heinz von Foersters. Siehe: Principles of Self-Organization — In a Socio-Managerial Context, in: Hans UIrich/Gilbert J.B. Probst (Hrsg.), Self-Organization and Management of Social Systems: Insights, Promises, Doubts and Questions, Berlin 1984, S. 2–24 (10 ff.); ders., Abbau und Aufbau, in: Fritz B. Simon (Hrsg.), Lebende Systeme: Wirklichkeitskonstruktionen in der systemischen Therapie, Berlin 1988, S. 19–33.

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  27. Peri Hermeneias 9.

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  28. Vgl. dazu Christopher H. Schroeder, Rights Against Risk, Columbia Law Review 86 (1986), S. 495–562 (522 ff.).

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  29. Daß diese „Gleichgültigkeit“ nicht absolut durchgehalten werden kann, ist der Rechtstheorie seit langem geläufig. Auch für die politische Theorie war es seit eh und je eine Regel der Klugheit, Normbrüche nicht zur Kenntnis zu nehmen, wenn man sie nicht verhindern kann oder ihre Unterdrückung weit größeren Schaden anrichten würde. Nachweise in: Niklas Luhmann, Staat und Staatsräson im Übergang von traditionaler Herrschaft zu moderner Politik, in ders., Gesellschaftsstruktur und Semantik Bd. 3, Frankfurt 1989, S. 65–148 (insb. 89f.).

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  30. Vgl. das Kapitel über Knappheit in: Niklas Luhmann, Die Wirtschaft der Gesellschaft, Frankfurt 1988.

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  31. Zu dem damit angedeuteten Problem, das bei einer Vielzahl von zusammenwirkenden Verursachern und bei großen Zeitdistanzen zwischen Ursachen und Wirkungen akut wird, vgl. Mary Margaret Fabic, Hazardous Wast Pollution, Buffalo Law Review 29 (1980), S. 533–557.

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  32. Siehe für englisches Recht J. McLoughlin, Risk and Legal Liability, in: Richard F. Griffiths (Hrsg.), Dealing with Risk: The Planning, Management and Acceptability of Technological Risk, Manchester 1981, S. 106–121.

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  33. Siehe hierzu Christopher H. Schroeder, a.a.O.

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  34. Sehr viel allgemeiner wird denn auch bereits darüber diskutiert, mit welchem Begriff von Individualität die Soziologie der neuen Problemlage entsprechen könne, in der es nicht mehr um die bekannten sozialpolitischen Probleme der anstaltlich organisierten staatlichen „Daseinsvorsorge“ (Forsthoff; vgl. auch François Ewald, L’état-providence, Paris 1986) geht, auf die sich die Bemühungen der „Sozialpartner” gerichtet hatten. Vgl. Adalbert Evers, Individualisierung und Risiko: Kritische Überlegungen und Thesen zu einem Problemzusammenhang. Vortrag auf der Jahrestagung der Sektion Wissenschaftssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie am 25.1 1.1988 in Dortmund, zitiert nach dem Manuskript.

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  35. A.a.O., S. 60.

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  36. Als „ethisch“ begründet empfiehlt zum Beispiel Nicholas Rescher, Risk: A Philosophical Introduction to the Theory of Risk Evaluation and Management, Washington 1983, S. 161: „Morally speaking an agent is only entitled to,run a calculated risk’ an his own account but not for others”, und übergeht damit das ihm selbst geläufige Problem, daß kalkulierte Risiken auf andere zurückwirken. Eine Ethik für unproblematische Fälle also!

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  37. Es ist eine der viel kritisierten Thesen meines Buches „Ökologische Kommunikation“, daß die Orientierung an Gesellschaftstheorie hierzu beitragen könnte. Man muß dies einschätzen mit Seitenblick auf den Ausfall anderer Möglichkeiten, insbesondere was schichtabhängigen sozialen Takt und Argumentationskultur angeht.

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  38. Die empirisch-psychologische Forschung findet sich gelegentlich in der Nähe dieses Begriffsvorschlags, wenn sie die Bedeutung von Faktoren wie Kontrollierbarkeit der Kausalzusammenhänge oder Freiwilligkeit des Sicheinlassens auf Situationen in ihrer Bedeutung für die Risikowahrnehmung, Risikoeinschätzung und Risikoakzeptanz untersucht. Sie muß aber, wenn sie die empirische Relevanz dieser Faktoren ermitteln will, den Begriff des Risikos unabhängig davon definieren. Und das hindert sie, Risiko und Gefahr im hier vorgeschlagenen Sinne zu unterscheiden.

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  39. Unser Begriff deckt also auch den Fall, daß das Risiko gerade deshalb geschätzt wird, weil das riskante Handeln keinen greifbaren Nutzen abwirft — wie etwa beim Bergsteigen. Hierzu Michael Thompson, Aesthetics of Risks: Culture or Context, in: Richard C. Schwing/Walter A. Albers (Hrsg.), Societal Risk Assessment: How Safe is Safe Enough? New York 1980, S. 273–285. Über die Betroffenheit anderer kann man sich bei der Bergwacht, bei Rettungsdiensten usw. erkundigen.

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  40. Siehe nur R. Nisbett/L. Ross, Human Inference: Strategies and Shortcomings of Social Judgment, Englewood Cliffs, N.J. 1980; Daniel Kahneman/Paul Slovic/Amos Tversky (Hrsg.), Judgement under Uncertainty: Heuristics and Biases, Cambridge, Engl. 1982; Daniel Kahneman/Amos Tversky, Choices, Values, and Frames, American Psychologist 39 (1984), S. 341350; H.R. Arkes/K.R. Hammond (Hrsg.), Judgment and Decision Making, Cambridge, Mass. 1986.

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  41. Z.B. die von rationaler Analyse und Motivation bei Nils Brunsson, The Irrational Organization: Irrationality as a Basis for Organizational Action and Change, Chichester 1985, oder das bekanntere Konzept der „bounded rationality“ von Herbert A. Simon (seit: Models of Man, Social and Rational: Mathematical Essays on Rational Human Behavior in a Social Setting, New York 1957), was zu einem (nicht hinreichend ausgearbeiteten) Gegenbegriff der „unbounded rationality” Anlaß gäbe.

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  42. So Allan Mazur, The Dynamics of Technical Controversy, Washington 1981, S. 57 ff.

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  43. Vgl. Mary Douglas/Aaron Wildaysky, Risk and Culture: An Essay on the Selection of Technical and Environmental Dangers, Berkeley, Cal. 1982; Denis Duclos, La construction sociale du risque: le cas des ouvriers de la chimie face aux dangers industriels, Revue française de Sociologie 28 (1987), S. 17–42; Branden B. Johnson/Vincent T. Covello (Hrsg.), The Social and Cultural Construction of Risk Selection and Perception, Dordrecht 1987.

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  44. Prominent bei Talcott Parsons, The Structure of Social Action, New York 1937.

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  45. Bisherige Forschungen deuten in diese Richtung. Siehe Duclos, a.a.O., mit weiteren Hinweisen. Ferner, am Fall von Three Mile Island: Edward J. Walsh, Challenging Official Risk Assessments via Protest Mobilization: The IMI Case, in: Johnson/Covello a.a.O. (1987), S. 85–101 (89).

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  46. So im International Workshopon Risk Communication an der KfA Jülich 17.-20. Okt. 1988. Siehe Helmut Jungermann/Roger E. Kasperson/Peter M. Wiedemann (Hrsg.), Risk Communication, Jülich 1988. Vgl. auch Roger E. Kasperson, Six Propositions on Public Participation and Their Relevance for Risk Communication, Risk Analysis 6 (1986), S. 275–281.

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  47. Vgl. dazu die Fallstudie von Janet M. Fitchen/Jenifer S. Heath/June Fessenden-Raden, Risk Perception in a Community Context: A Case Study, in Johnson/Covello a.a.O. (1987), S. 31–54.

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  48. Vgl. William D. Rowe, An Anatomy of Risk, New York 1977, S. 119 ff., 300 ff.; Paul Slovic/Baruch Fischhoff/Sarah Lichtenstein, Facts and Fears: Understanding Perceived Risks, in: Schwing/Albers, a.a.O., S. 181–214 (196, 205 ff.). Gerade in diesem Punkte erlaubt jedoch der Stand empirischer Forschung noch kein definitives Urteil, und der Grad an Sensibilität und Hinnahmebereitschaft wird in beiden Hinsichten sicher von weiteren Faktoren abhängen. Auch Generalisierungen wie die oben im Text sind gewagt. Was im Hinblick auf Kernkraftwerke festgestellt wird, muß nicht ohne weiteres für Aids gelten. Siehe auch Vincent T. Covello, The Perception of Technological Risk: A Literature Review, Technological Forecasting and Social Change 23 (1983), S. 285–297 (289).

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  49. Siehe die unter diesem Titel publizierte operative Logik von George Spencer Brown, a.a.O.

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  50. Vgl. hierzu Niklas Luhmann, Soziale Systeme, a.a..O., S. 148 ff.

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  51. Parsons hatte bekanntlich nur Normen als Regulative für das Problem der doppelten Kontingenz zugelassen — eine der weittragendsten Beschränkungen seiner Theorie, die ihm den Vorwurf eines Vorurteils zugunsten von Normkonformismus eingetragen hat. Vgl. die Formulierungen im „General Statement“ von Talcott Parsons/Edward A. Shils (Hrsg.), Toward a General Theory of Action, Cambridge, Mass. 1951, insb. S. 16 mit Ausdrücken wie „conventions”, „mutuality of normative orientations“, „norms of a shared symbolic system”.

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  52. Besonders in der Renaissance-und Barocktheorie der Politik viel diskutiert im Anschluß an Machiavellis Discorsi I (Opere, Milano 1976, S. 148 ff.).

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  53. Siehe z.B. die Ergebnisse einer Repräsentativumfrage bei Gerald T. Gardner/Leroy C. Gould, Public Perceptions of the Risk and Benefits of Technology, Risk Analysis 9 (1989), S. 225–242, insb. Tab. V II.

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  54. Gute Beispiele findet man bei Stephen Hillgartner, The Political Language of Risk: Defining Occupational Health, in: Dorothy Nelkin (Hrsg.), The Language of Risk: Conflicting Perspectives on Occupational Health, Beverly Hills Cal. 1985, S. 25–65.

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  55. Siehe z.B. William D. Ruckelshaus, Science Risk, and Public Policy, Science 221 (1983), S. 1026–1028, auf Wissenschaft setzend, oder Paul Slovic, Informing and Educating the Public About Risk, Risk Analysis 6 (1986), S. 403–415, auch dies für schwierig haltend, oder Ralph L. Keeney/Detlof von Winterfeldt, Improving Risk Communication, Risk Analysis 6 (1986), S. 417–424, auf Entscheidungstheorie hoffend. Zum Stand der Diskussion siehe ferner Helmut Jungermann/Roger E. Kasperson/Peter M. Wiedemann (Hrsg.), Themes and Tasks of Risk Communication, Jülich 1988.

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  56. Siehe vor allem Harry Otway/Brian Wynne, Risk Communication: Paradigm and Paradox, Risk Analysis 9 (1989), S. 141–145.

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  57. Man beachte die hierbei vorausgesetzte Zirkularität.

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  58. Vgl. Heinz von Foerster, Cybernetics of Cybernetics, in: Klaus Krippendorff (Hrsg.), Communication and Control in Society; New York 1979, S. 5–8; ders., Observing Systems, Seaside Cal. 1981, dt. Übersetzungen in ders., Sicht und Einsicht: Versuche zu einer operativen Erkenntnistheorie, Braunschweig 1985.

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  59. Daß immer beide Unterscheidungen eine Rolle spielen, soll damit nicht bestritten sein. Betont wird nur ein Wechsel in der Leitunterscheidung, die das Zeitbewußtsein einer Epoche bestimmt.

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  60. Vgl. zu „concern“ in diesem Sinne Fischhoff et al. (1984), S. 126 f.

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  61. Für viele weitere Beispiele siehe Christine und Ernst Ulrich von Weizsäcker, Fehlerfreundlichkeit, in: Klaus Kornwachs (Hrsg.), Offenheit — Zeitlichkeit — Komplexität: Zur Theorie Offener Systeme, Frankfurt 1984, S. 167–201.

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  62. So Robert Rosen, Anticipatory Systems: Philosophical, Mathematical and Methodological Foundations, Oxford 1985.

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  63. A.a.O. (1988). Wildaysky geht allerdings nicht von einer attributionstheoretischen Unterscheidung Risiko/Gefahr aus, sondern versteht unter resilience und anticipation unterschiedliche Strategien der Risikobewältigung.

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  64. Vgl. fir viele Matteo Palmieri, Vita civile, zit. nach der Ausgabe von Gino Belloni, Firenze 1982, S. 70 ff. Man sieht an diesem Text deutlich, was fortezza/fortitudo besagt: Durch sie gestärkt, kann man etwaige Unglücke und Schäden der fortuna oder dem Schicksal (also external) zurechnen. Man muß nur vermeiden, daß sie auf eigene Schwäche oder auf eigene Tollkühnheit, Leichtsinn usw. zurückgeführt werden können. Diese Unterscheidungen setzen klare (adelige) Bewertungskriterien voraus, für die sozialer Konsens unterstellt werden kann. Im übrigen werden Gefahren als Anreiz, als Stachel, als Bewährungsprobe, als Anlaß zum Erscheinen der Tüchtigkeit geschätzt, aber auch hier wieder nicht: leichtsinnig gesuchte Gefahren. „Si l’homme est vertueux, le Peril servira comme d’un esguillon pour exciter & esveiller sa vertu“, heißt es im Kapitel „hazards, perils, choses douteuses & adverses” bei Jean Pierre Camus, Les Diversitez, Bd. I, 2. Aufl., Paris 1612, S. 280 ff.

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  65. Hierzu pointiert Ulrich Beck, Die Selbstwiderlegung der Bürokratie: Über Gefahrenverwaltung und Verwaltungsgefährdung, Merkur 42 (1988), S. 629–646, und ders., Gegengifte: Die organisierte Unverantwortlichkeit, Frankfurt 1988.

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  66. Medizingeschichtlich gesehen, ist dies an sich kein neues Problem. Schon immer wurden Ernährungsgewohnheiten, Luxuskonsum, Sexualverhalten etc. als Anlaß für Krankheiten diskutiert. Aber verändert hat sich das Ausmaß, in dem empirische Kenntnisse diese Zusammenhänge sichern — oder auch Entwarnung geben können. Das heißt nicht zuletzt, daß die Risikowahrnehmung von religiösen und sozialen Vorurteilen abgelöst wird, und die Medizin mit ihrer Warnpraxis und ihren Vorbeugeratschlägen, die ins tägliche Leben eingreifen, ohne soziale Unterstützung operieren muß.

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  67. Vgl. Willard Waller, The Old Love and the New: Divorce and Readjustment (1930), Neudruck Carbondale 1967. Auch in der älteren Literatur finden sich Spuren dieses Problems — zumindestin der Form, daß man sich überlegte, wie Männer angesichts der extremen Unwahrscheinlichkeit, eine gute (sich unterordnende, nicht zänkische, nicht zum Ehebruch neigende) Frau zu finden, überhaupt dazu gebracht werden könnten, den Willen Gottes zu erfüllen und zu heiraten. Siehe z.B. den Arzt Levinus Lemnius, De miraculis occultis naturae libri III, Antwerpen 1574, S. 409 mit Rückgriffen auf Natur und auf Anforderungen der Haushaltsführung; Melchior Iunius Wittenbergensis, Politicarum Quaestionum centum ac tredecim, Frankfurt 1606, Pars II, S. 12 ff. oder noch Jacques Chaussé, Sieur de La Ferrière, Traité de l’excellence du marriage: de sa necessité, et des moyens d’y vivre heureux, où l’on fait l’apologie des femmes contre les calomnies des hommes, Paris 1685. Um so stärker betont diese Literatur die Gehorsamspflicht der Frau. Deutlich ist schon in der Frühmoderne bewußt, daß die Ehe auf Neugründung einer Familie, also auf eine Entscheidung hinausläuft. Aber erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird passionierte, also nicht kalkulierende Liebe zum alle Bedenken überspülenden Ehemotiv hochstilisiert. Und das korrespondiert mit einer zunehmenden Gleichstellung der Geschlechter und der Einsicht, daß die Ehe nicht nur für die Männer, sondern auch für die Frauen ein Risiko ist, das nicht kalkuliert werden soll.

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  68. Vgl. Dirk Baecker, Information und Risiko in der Marktwirtschaft, Frankfurt 1988.

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  69. Sicher reicht es nicht aus, mit Bibelstellen zu belegen, daß der Mensch sündig ist, daß aber Gott die Welt nicht geschaffen habe, damit der Mensch sie verderbe. Das trifft das Problem nicht. Immerhin kann man erkennen, daß die Religionsbildung in Altisrael gegen ein starres Norm/Sanktionsmodell der Gesellschaft gerichtet war oder zumindest dessen Unzulänglichkeit reflektieren konnte.

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  70. Etwa in Hinsicht auf Aids. Siehe hierzu die auffällige Beziehung zwischen Risikoverhalten einerseits und Ruf nach staatlichen Maßnahmen andererseits, die Gunter Runkel, AIDS als soziale Herausforderung, Medizin Mensch Gesellschaft 12 (1987), S. 171–182, festgestellt hat.

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  71. Speziell zu diesen beiden Fällen: Niklas Luhmann, Die Wirtschaft der Gesellschaft, Frankfurt 1988, S. 98 ff., 177 ff. und ders., The Third Question: The Creative Use of Paradoxes in Law and Legal History, Journal of Law and Society 15 (1988), S. 153–165.

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  72. Um so mehr erstaunt, daß man die klassische Freiheitsemphase auch in der Risikoforschung wiederfindet. Eine fast menschenrechtsanalog formulierte These findet man bei Jan M. Döderlein, Introduction, in: W.T. Singleton/Jan Hoyden (Hrsg.), Risk and Decisions, Chichester 1987, S. 1–9 (7 f.). Sie lautet: „each individual should have substantial freedom to choose his/her personal risk profile“. Und die Teilnehmer stimmen nach dem Diskussionsbericht (a.a.O., S. 9) zu!

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  73. Si qua finiri non possunt, extra sapientiam sunt: sapientia rerum terminos novit“, heißt es in einem der Briefe Senecas an Lucilius (94, 16), zit. nach der frz./lat. Ausgabe Lettres à Lucilius IV, Paris 1962, S. 70.

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  74. Für weitere Überlegungen zu diesem Thema vgl. Niklas Luhmann, Temporalstrukturen des Handlungssystems: Zum Zusammenhang von Handlungstheorie und Systemtheorie, in: Wolfgang Schluchter (Hrsg.), Verhalten, Handeln und System: Talcolt Parsons’ Beitrag zur Entwicklung der Sozialwissenschaften, Frankfurt 1980, S. 32–67.

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  75. Daß das Phänomen als solches in der Gleichzeitigkeit hoher Independenzen und Interdependenzen strukturell angelegt ist und deshalb trotz seines überraschenden Auftretens als normal angesehen werden muß, wird heute allgemein gesehen. Vgl. insb. Perrow a.a.O. (1984).

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  76. Siehe Wulf-Uwe Meyer, Die Rolle von Überraschung im Attributionsprozeß, Psychologische Rundschau 39 (1988), S. 136–147.

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  77. Man denke an Drogenkonsum, an Aids oder, um ganz konkret zu werden, an die dichte Überwachung von Badestellen des Lake Michigan in Chicago, wo man nur dort, wo es verboten ist, wirklich schwimmen kann.

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Luhmann, N. (2005). Risiko und Gefahr. In: Soziologische Aufklärung 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11449-9_6

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