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Anlage einer allgemeinen Handlungstheorie und handlungstheoretisches Konzept

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Part of the book series: Forschung Soziologie ((FS,volume 198))

Zusammenfassung

Dem zentralen An liegen der Arbeit folgend, werden in diesem Kapitel einige prinzipielle Überlegungen zu einer handlungstheoretischen Basis der nachfolgenden Erörterungen vorgestellt. Den hier favorisierten Ansatz bildet das Modell „rationalen Handelns“. Zunächst erfolgt die Einordnung der Theorie in ein allgemeines Grundmodell soziologischer Erklärung1. Anschließend werden die grundlegenden Annahmen dieses Ansatzes diskutiert, wobei auch die Rolle von Einstellungen in dem hier vorgeschlagenen Handlungsmodell zu beleuchten ist. Anschließend soll es um Fragen des Framings bzw. der Definition der Situation gehen. Schließlich erfolgt die Konkretisierung des Erklärungsproblems.

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Referenzen

  1. Aufgrund der Vielzahl von Theorien, denen das Modell rationalen Handelns zugrunde liegt, erhebt die folgende Argumentation keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit (vgl. hierzu auch Lüdemann 1997b:7).

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  2. Als soziale Phänomene können hier alle Produkte individueller Handlungen verstanden werden: soziale Strukturen, kollektive Handlungen, Institutionen etc.

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  3. Coleman (1995) führt hier den Begriff des „dreigeteilten Paradigmas“ zur Erklärung von Phänomenen auf der Makroebene ein (vgl. hierzu auch Lüdemann 1997b: zur Bezeichnung „Paradigma“).

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  4. Allgemein stellt sich natürlich die Frage, ob sich kollektive Phänomene grundsätzlich auf die wechselseitige Interdependenz der agierenden Akteure zurückführen lassen oder nicht. Stimmt diese Annahme, dann ist damit auch gleichzeitig der handlungstheoretische Focus (das theoretische Primat) der Theorie rationalen Handelns unter Bezug auf das ‘analytische Primat’ gerechtfertigt. Ist dem nicht so, relativiert sich damit auch die Plausibilität dieser Schwerpunktsetzung.

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  5. Eine andere formulierte Variante des ‘Prinzips der Optimierung’ lässt sich m.E. in Festingers (1957) „Theorie der kognitiven Dissonanz“ finden. Hier versuchen Individuen, ihr Handeln so auszurichten, dass sie zur hinreichenden Befriedigung ihrer Handlungsziele bzw. der zugrunde liegenden Präferenzen gelangen können, ohne den Grad individueller Spannungen so zu maximieren, dass ihre Zielverfolgung für ihr subjektives Befinden zu suboptimalem Ergebnis führt. Insofern scheinen Akteure aus dem Spektrum ihrer Handlungsoptionen diejenigen auszuwählen, die zu den geringfügigsten Spannungen zwischen den Kognitionen über das eigene Verhalten und die relevanten Einstellungen führen. Oftmals führt Dissonanz zur individuellen Anpassung von Handlungsspektrum und Zielanspruch an externe, scheinbar unabänderliche Bedingungen ( „scheinbar“ deshalb, weil jede Bewertung einer Bedingung von der bewertenden Person, ihren Interessen, Präferenzen etc. abhängt).

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  6. Für die Formulierung eines solchen Theoriekems kommen drei wissenschaftstheoretische Interpretationen in Frage:

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  7. eine intentionale Interpretation — hier handelt es sich dann aber um eine Definition dessen, was als rational gelten soll, und nicht um eine empirische Aussage. So bezeichnet Büschges et al. (1996) diese Maximierungsannahme als Rationalitätspostulat: „Ein Akteur handelt demnach rational, wenn und nur wenn er die Handlungsaltemative wählt, die den höchsten subjektiv erwarteten Nutzen erbringt“ (ebd.: 126);

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  8. eine Interpretation im Sinne einer Orientierungshypothese — hier könnten die obigen Beispiele eingeordnet werden;

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  9. eine Interpretation im Sinne eines All-Existenz-Satzes — dieser wäre bekanntlich weder falsifizierbar noch verifizierbar.

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  10. Diese Gesetzmäßigkeit der Theorie wird als hinreichend bestätigt und vorläufig gültig vorausgesetzt und daher im Zusammenhang dieser Arbeit nicht getestet.

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  11. Eine dementsprechende geometrische Darstellung findet sich bei McClinock & van Avermaet (1982). Die Dimensionen des intendierten eigenen bzw. fremden Nutzens ergeben den Raum möglicher sozialer Präferenzen/Einstellungen.

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  12. Selbst in experimentellen Spielen, die — für die Versuchspersonen bekannt — nur einen Durchlauf umfassten und damit die Reziprozität, darüber hinaus aber auch Faktoren wie Freundschaft, Verwandtschaft, normative Erwartungen einer Bezugsgruppe etc. ausgeschlossen wurden, werden ständig höhere Kooperationsraten als rational erklärbar erzielt (Caporael, Dawes, Orbell & van de Kragt 1989).

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  13. Während die enge Version einer Theorie rationalen Handelns fordert, dass die Faktoren S (egoistische Präferenzen) und nicht Faktoren der Menge R (altruistische Präferenzen) für die Erklärung eines Verhaltens A angeführt werden — wenn S und — R dann A -, ist die weite Version offener, d.h. sie sagt, dass sowohl S als auch R das Verhalten verursachen können -wenn S oder R, dann A. Der empirische Gehalt der weiten Version ist damit größer als jener der engen, da ein weiteres Spektrum von Präferenzen und Constraints zugelassen wird, d.h. die Reichweite möglicher Anwendungen ist größer.

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  14. Die Übersetzung des Begriffes „beliefs“ stellt, wie auch schon Six & Schäfer (1985) oder Stroebe (1980: 142) ausführen, eine gewisse Schwierigkeit dar. So übersetzten Six & Schäfer „beliefs“ in „Überzeugungen“, sind sich aber klar, dass es keine zufriedenstellende Übersetzung darstellt. Stroebe (1980) andererseits entscheidet sich bei der Übersetzung für „Meinung“ mit der Begründung, dass alternative Übersetzungen wie „Annahme“ ein „belief geringerer Stärke, „Überzeugung“ dagegen ein „belief“ großer Stärke sind. Weitergehend ließen sich sowohl Annahme als auch Überzeugungen unter den Oberbegriff „Meinung“ subsumieren. Es spricht aber vieles dafür, dass das „belief-Konzept“ von Fishbein (1963) oder Fishbein & Ajzen (1975) so global gedacht wird, dass auch die Übersetzung „Meinung“ nur einen Teilbereich des Konzepts „beliefs“ ausmacht.

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  15. Unter Bezug auf soziale Gruppen muss hier ebenso von der Möglichkeit kollektiv geteilter Überzeugungen ausgegangen werden (vgl. Mummendey 1999a).

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  16. Nach den Autoren existiert noch eine vierte Klasse von Überzeugungen, die ‚primären Überzeugungen‘. Diese ist für die Erklärung von Änderungen (fundamental determinants) spezifischer Einstellungen, Intentionen und Verhalten unerlässlich. Veränderungen von Einstellungen finden somit nur dann statt, wenn sich solche Überzeugungen verändern, die entweder selbst primäre Überzeugungen oder eng mit solchen Überzeugungen verbunden sind. Eine genaue Spezifizierung bzw. Definition von „primären Überzeugungen“ wird von den Autoren allerdings nicht gegeben.

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  17. Die komplette Darstellung der Theory of Reasoned Action ist nicht übernommen worden, da ihre Überprüfung nicht Teil der Arbeit ist. Vielmehr geht es hier um die Integration der für diese Arbeit sinnvollen Aspekte der Theorie. Eine Gesamtdarstellung findet sich in Ajzen & Fishbein 1980: 84.

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  18. Ahnliche Überlegungen finden sich in Konzepten vom pyramidenartigen Aufbau sozialer Einstellungssyteme (vgl. beispielsweise Triandis 1975; Schwartz 1992). Auf der untersten Ebenen sind im sensumotorischen System gespeicherte Wahrscheinlichkeitsannahmen und Bewertungen zu finden (Einstellungen kurzer Reichweite). Darauf aufbauend finden sich Einstellungen zu komplexen Objekten wie zu „Fremden“, „Produkten“ oder der Arbeit (Einstellungen mitderer Reichweite).

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  19. Aus Platzgründen sei an dieser Stelle auf die überblicksartige Darstellung bei Fischer & Wiswede (1996) unterschiedlicher psychologischen Forschungsparadigmen zum Problemfeld ‘Wahrnehmung’ verwiesen.

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  20. Diese Auslegung von Goffman und Thomas & Thomas ähnelt der von Esser (1999a) vorgeschlagenen ‚fünften Leseart‘ der „Definition der Situation“.

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  21. Ebenso wie bestimmten Handlungsoptionen werden andere Einstellungsobjekte wie Gruppen (Ausländer) positiv oder negativ evaluiert. Dabei geht es aber nicht darum, ob eine Handlung zu einer bestimmten Folge führt, sondern darum, welche Merkmale dem betreffenden Objekt zukommen und welcher Nutzen bzw. welche Kosten daraus resultieren.

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  22. Zur umfangreichen Forschungslage und heterogenen Begriffsverwendung zum Problemfeld ‚Stereotyp‘ sei weiterführend auf Zick (1997: 44–45) und Stroebe (1985: 1–50) verwiesen.

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  23. Rosenberg & Hovland (1960) haben eine andere Modellierung sozialer Einstellungen vorgeschlagen, die noch eine dritte Komponente, die konative, enthält.

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  24. In der Regel wird in der gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Literatur nicht systematisch zwischen der positiven oder negativen Bewertung von Handlungen — also Einstellungen — und real ausgeführten diskriminierenden Handlungen — also Verhalten — unterschieden (vgl. die unterschiedlichen Positionen in Alba et al. 2000). Oftmals wird ein kausaler Zusammenhang zwischen derartigen Bewertungen und beobachtbaren Verhalten implizit vorausgesetzt, der jedoch in der Einstellungsforschung nicht unumstritten ist (Eagly & Chaiken 1993).

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  25. Generell ist eine Eigengruppenbevorzugung zu Ungunsten von Ausländern mittels Fragebögen oder Interviews kaum zu erheben, da die Täter bzw. Verfechter durchaus wissen, dass sie sich rechtlich oftmals in einer Grauzone befinden und mit möglichen Konsequenzen persönlicher Art zu rechnen haben (vgl. Petmecky 1998).

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Skrobanek, J. (2004). Anlage einer allgemeinen Handlungstheorie und handlungstheoretisches Konzept. In: Regionale Identifikation, negative Stereotypisierung und Eigengruppenbevorzugung. Forschung Soziologie, vol 198. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11281-5_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11281-5_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-4104-3

  • Online ISBN: 978-3-663-11281-5

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