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Zusammenfassung

Die Entwicklung einer jeden Wissenschaft ist begleitet von Reflexionen über die angemessene Art ihrer Vorgehensweise. In diesen Reflexionen vergewissern sich die Angehörigen einer Disziplin, inwieweit die tradierten Methoden der Beschaffenheit ihres Forschungsgegenstandes entsprechen, das heißt inwieweit sie mit den (jeweils neuesten) Erkenntnissen über diesen Gegenstand vereinbar sind und zugleich allgemeinen methodologischen Kriterien genügen. Die hier vorgelegte Reflexion über eine erkenntnistheoretische Basis einer Methodologie der empirischen Sozialforschung nahm ihren Ausgangspunkt in einer Kontroverse über die methodologische Ausrichtung der Sozialwissenschaften, die vor mehr als einhundert Jahren begann und ihre Auswirkungen in die Forschungspraxis bis heute zeitigt: in der „Erklären-Verstehen-Kontroverse“. Abweichend von den bisher zur Klärung der strittigen Fragen eingeschlagenen Strategien, die entweder an der logischen Begründung der Methoden oder an der Beschaffenheit des Gegenstandes sozialwissenschaftlicher Forschung ansetzten, habe ich den Erkenntnisprozeß selbst zum Ansatzpunkt meiner Überlegungen gemacht. In der Auseinandersetzung mit den an dieser Kontroverse beteiligten Ansätzen ist nicht zu leugnen, daß beide Seiten, die diese Diskussion bestritten, gute Gründe für ihre Positionen vorbringen können, und ebenso können beide auf Erfolge in der praktischen Forschung verweisen. In der Prüfung dieser Ansätze erwies sich dennoch sehr schnell, daß sie sich in der Argumentation jeweils auf ihre unterschiedlichen Bezugspunkte (methodologische versus gegenstandsbezogene Reflexion) zurück- und damit einer direkten Konfrontation zumindest teilweise entzogen. In dieser Arbeit sollte daher der Versuch gemacht werden, unter Rekurs auf eine Ebene, auf der sich beide Seiten notwendig bewegen mußten, eine Basis zu finden, die eine Bewertung ihrer divergierenden Positionen erlaubt, ohne daß ich mich den Standards der einen oder der anderen Seite vorab hätte anschließen müssen. Diese Ebene, in der methodisches Vorgehen und Gegenstand der sozialwissenschaftlichen Untersuchung zusammentreffen, ist der Erkenntnisprozeß selbst.

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Literatur

  1. Dieses Vorgehen hatte u.a. auch zur Folge, daß ich auf die Beiträge, wie sie etwa von Max Weber oder von Jürgen Habermas zur Verstehensproblematik vorgelegt worden sind, nicht eingegangen bin, da diese mit ihren Überlegungen dort einsetzten, wo ich in dem Bemühen um eine erkenntnistheoretische Grundlegung aufhöre. Wie die vorangegangene Diskussion der wissenschaftstheoretischen Konsequenzen zeigte, impliziert diese sehr grundsätzliche Fragestellung keineswegs die methodologische Irrelevanz der vorgelegten erkenntnistheoretischen Reflexion, es macht allerdings die Grenzen dieser Arbeit deutlich: sie liefert eine Basis für die Beurteilung (und auch die weitere Entwicklung) methodologischer Ansprüche, ohne aber selbst schon solche zu formulieren.

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  2. Karin D. Knorr-Cetina,Soziale und wissenschaftliche Methode oder: Wie halten wires mit der Unterscheidung zwischen Natur- und Sozialwissenschaften? (1981), in: Bonß/Hartmann, Entzauberte Wissenschaft, 1985, 275–297, hier: 276, 285, 297. Die von ihr unter Berufung auf neuere naturwissenschaftliche Erkenntnisse formulierte „Feedback-These“, die den Objekten der Natur ein „kausales Wirkungsvermögen” zuspricht und damit die Differenz zwischen natürlichen und menschlichen,Handlungsträgern` aufgehoben sieht, da beide „Regeln“ folgen und die ersten nicht einfach „Naturgesetzen” unterliegen, scheint mir ein wenig zu bereitwillig dem Versuch einer Neuorientierung bei einigen Naturwissenschaftlern zu folgen, ohne doch den Gedanken weiter zu prüfen, welches denn die Elemente der Natur sein können, die hier Regeln befolgen, inwieweit hier Intentionalität vorliegt und wie bei ihnen z.B. eine Rollenübernahme als Basis des Verstehens vorzustellen ist — a.a.O., 281 ff.

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  3. Siehe die von Gerhard Schurz herausgegebene Aufsatzsammlung: Erklären und Verstehen in der Wissenschaft, München: Oldenbourg 1988.

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  4. Gerhard Schurz,Einleitung: 40 Jahre nach Hempel-Oppenheim, in: ders., Erklären und Verstehen in der Wissenschaft, 1988, 12.

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  5. Aus diesem Grunde habe ich in der Erkenntnisanalyse völlig darauf verzichten können, zwischen alltagsweltlichem, naturwissenschaftlichem und sozialwissenschaftlichem Erkennen zu differenzieren — in bezug auf diesen Aspekt sind alle Erkenntnisweisen gleich.

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Meinefeld, W. (1995). Schlußbemerkung. In: Realität und Konstruktion. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11243-3_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11243-3_11

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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