Zusammenfassung
Der Umgang mit der im Zuge der Modernisierung entstandenen Vielfalt ist heute das zentrale Thema in den Konzeptdiskussionen der Erziehungsberatung. Dabei gerät ein wesentlicher Charakterzug der Erziehungsberatung wieder ins Blickfeld: durch die Vielfalt der Methoden und Beratungsbausteine und die vielfältigen Lebensformen ihrer Klientel wird der Stellenwert der Professionalität im Sinne einer Regelhaftigkeit von Konzepten erneut in den Vordergrund der Diskussion geschoben. Indem die Beratungsarbeit sich in einem Geflecht heterogener Anforderungen zwischen gesetzlichen Regelungen, therapeutischen Konzepten und allererst den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen einer heterogenen Klientel befindet, wird auch der gesicherte Stellenwert der Fachlichkeit durch diese Heterogenität angegriffen. Die Öffnung des geschlossenen Raums der Therapie und die Aufgabe jenes “Sonderstatus” im Gefolge des KJHG hat einen Alltag in die Erziehungsberatung hereingelassen, dessen Gestalt rasch in Konflikt mit ihrem professionellen Verständnis gekommen ist: denn die Struktur des Alltags ist allererst flüchtig, gegenwärtig, ohne einen sicheren, festen Horizont. Der Widerspruch zwischen einem hochprofessionellen spezialisierten Institutionenprofil der Erziehungsberatung, das nach außen dokumentiert wird, und der Arbeit in einem strukturell unüberschaubaren, flüchtigen und vielfältigen Alltag wird heute zum zentralen Ausgangspunkt für Überlegungen, wie
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Literatur
Hundsalz, Die Erziehungsberatung, S. 149 ff.
Vgl. Rauschenbach, Soziale Arbeit und soziales Risiko.
Vgl. Thiersch, Zum Verhältnis von Sozialarbeit und Therapie.
Hundsalz, Die Erziehungsberatung, S. 26 ff.
Vgl. etwa Breuer, Psychologische Beratung und Therapie in der Praxis, und Gerstenmaier, Nestmann, Alltagstheorien von Beratung.
Vgl. Flösser, Soziale Arbeit jenseits der Bürokratie, und Dewe, Professionelles soziales Handeln.
Vgl. Hundsalz, Die Erziehungsberatung.
Zur Bedeutung informeller Bezüge in Institutionen vgl. Breuer, Psychologische Beratung und Therapie in der Praxis, S. 9 ff. und Rosenstiel, Organisationspsychologie, S. 280 ff.
Gerstenmaier, Nestmann, Alltagstheorien von Beratung, S. 185 ff.
Gerstenmaier, Nestmann, Alltagstheorien von Beratung, S. 205 ff.
Vgl. auch Gerstenmaier, Nestmann, Alltagstheorien von Beratung, S. 78.
Vgl. Grawe, Psychotherapieforschung zu Beginn der neunziger Jahre.
Vgl. Gutachten “Familie und Beratung”, S. 153 f. und Schneewind, Familienberatung und Familientherapie, S. 702 ff.
Müller, Sozialpädagogischer Alltag und seine nächtliche Seite, S. 107.
Für Beratungsstellen in konfessioneller Trägerschaft hat diese “postmoderne” Diskussion um eine Selbstbescheidung der scheinbaren Allmacht der Professionellen Tradition; sie erweist sich im theologischen Denken als Frage nach der Hybris menschlicher Autonomie vor dem Göttlichen. Vgl. auch Zoll, Beratung - ein weltlich Ding?
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Kurz-Adam, M. (1997). Fachlichkeit und Alltag in der Erziehungsberatung. In: Professionalität und Alltag in der Erziehungsberatung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11164-1_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11164-1_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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