Zusammenfassung
Prognosen zu machen, so der weise Spruch, ist äußerst schwierig, besonders für die Zukunft. Seit Jahren macht sich die Forschungsgruppe Wahlen (FGW) verdient in diesem schwierigen Geschäft. Bei der Bundestagswahl 2002 traf sie mit ihrer Hochrechnung am Wahlabend ins Schwarze: Gleichstand der beiden großen Parteien sowie Vorsprung der Grünen vor der FDP und das Scheitern der PDS an der 5%-Hürde. So sahen es die Zuschauer um 18 Uhr im ZDF. Mehr noch, mit dieser Prognose schlug die FGW ihre Konkurrenz in der ARD. Dort lag in der 18 Uhr-Prognose die CDU/CSU deutlich vor der SPD, was den Mut bei den Regierungsparteien am frühen Wahlabend sinken ließ, während Stoiber sich schon als neuer Kanzler wähnte. Auch in den Umfragen vor der Wahl bewies die Forschungsgruppe Wahlen große seherische Fähigkeiten. Ihre letzte Projektion vor dem Wahltag 2002 ließ auf einen knappen Sieg der Regierungsparteien über die schwarz-gelbe Opposition schließen. Diese von der Sonntagsfrage abgeleitete Prognose des Wahlverhaltens wich nur 1.0 Prozentpunkt im Schnitt von den tatsächlichen Stimmenanteilen der fünf Parteien ab. Und dies mit einer Umfrage, die zehn Tage vor dem Wahltag beendet war. Das sind Erfolge im schwierigen Geschäft der Wahlprognose, die Beifall verdienen.
Wen hätten Sie lieber als Bundeskanzler, Gerhard Schröder oder Edmund Stoiber? (Frage im Politbarometer 2002)
Die in diesem Beitrag enthaltene Prognose zur Bundestagswahl 2002 ist bei zahlreichen Anlässen vorgestellt worden, u.a. bei der Jahrestagung der American Political Science Association in Boston, 29. August-1. September 2002, beim Zentralarchiv für empirische Sozialforschung in Köln, 2. August 2002, dem BMV-Gymnasium in Essen, 16. September 2002, der Konrad-Adenauer-Stiftung in Gärtringen, 12. Oktober 2002, der Tagung über Wahlen an der Columbia University in New York, 18.–19. Oktober 2002, dem Center for the Study of Democracy an der University of California in Irvine, 10.–11. Januar 2003, sowie bei einer Vielzahl von Interviews im Radio und Fernsehen und Veröffentlichungen in der Presse. Dafür danken wir insbesondere Gode Japs und Nikolas Westerhoff (Deutschlandfunk), Thomas Josef Dauser (ARD), Christian Herbst und Christian Schütte (Fiancial Times Deutschland), Alva Gehrmann (SPIEGEL online), Tobias Härter (Süddeutsche Zeitung), Andreas Hacker (Südwest Presse), Guido Behsen (Hamburger Morgenpost), Anja Schmiedeke (Neue Presse Hannover), Stephan Töngi (Mannheimer Morgen) sowie Ruppert Mayr und Jochen Neumeyer (dpa). Für tatkräftige Unterstützung sind wir der Pressestelle der Universität Mannheim, insbesondere Achim Fischer, zu großem Dank verpflichtet. Für Anregungen, aber auch Kritik danken wir Franz Bauske, Clay Clemens, David Conradt, Russ Dalton, Dieter Dettke, Bob Erikson, Andrew Gelman, Wolfgang Gibowski, Markus Klein, Manfred Kuchler, Peter Kotzian, Michael Lewis-Beck, Albert-Leo Norpoth, Franz Urban Pappi, Doug Rivers, Robert Rohrschneider, Dieter Roth, Erwin Rose, Barbara Schaan, Bodo Schaff, Erwin Scheuch, Dirk Vogel, Helga Welsh, Bernhard Wessels, Andreas Wüst und Bundeskanzler Gerhard Schröder höchstpersönlich. Es sollte selbstverständlich sein, dass jedwede Ähnlichkeit von Prognosen und Autorenpräferenzen völlig zufällig ist.
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Literatur
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Norpoth, H., Gschwend, T. (2003). Politbarometer und Wahlprognosen: Die Kanzlerfrage. In: Wüst, A.M. (eds) Politbarometer. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11058-3_8
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