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Vom Personenverband zur Polizey: Die Entstehung des frühneuzeitlichen Staates

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Organisation in der modernen Gesellschaft

Part of the book series: Organisation und Gesellschaft ((OUG))

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Zusammenfassung

Die Deklaration einer »epistemischen Souveränität« (Rouse 1994, S. 103) in der Erkenntnis der Natur ist nicht zu trennen von dem Projekt der Konstitution der modernen politischen Souveränität. Die »Monopolisierung der legitimen Gewalt« in Form des frühneuzeitlichen Staates markiert einen entscheidenden Bruch mit traditionellen Herrschaftskonzepten. Im Mittelalter gab es keine politischen Institutionen im Sinne personenunabhängiger Körperschaften; die Zeitgenossen verstanden unter »Staat« vielmehr einen Herrschaftsverband, der sich durch ein Netzwerk von Abhängigkeiten und Verpflichtungen zwischen Herren und Gefolgschaft auszeichnete. Die herrschaftliche Gewalt wurde direkt von Menschen über Menschen ausgeübt, sie erstreckte sich von der Haus- und Grundwirtschaft bis hin zum Königtum und war daher weder zentralisiert noch räumlich gebunden. Entscheidende Bedeutung kam den Personenverbänden wie Stand oder Familie zu, in die man hineingeboren wurde, während das territoriale Prinzip oder die souveräne Konzentration von Herrschaftsrechten unbekannt war. Es war daher möglich, dass ein und dieselbe Person von verschiedenen Herren in unterschiedlicher Weise abhängig war; ebenso konnten in demselben Raum etwa Grund- und Gerichtsherrschaft, Dienst- und Abgabepflichten auseinander fallen.

Diese vor allem im Spätmittelalter zutagetretende Rechtszersplitterung zeigt, daß die Idee einer einheitlichen, raummäßig definierten Herrschaft sich bis in die Neuzeit hinein nicht durchzusetzen vermag. Ganz in diesem Sinne faßt man auch die Könige zunächst nicht als Herrscher über ein »Land« auf, sondern über eine Personeneinheit [...], wird schließlich der Aufbau einer Herrschaftsorganisation durch das Band höchstpersönlicher Treue versucht [...] Indem die regna als im König personifiziert vorgestellt werden, ist die staatliche Machtausübung in für uns kaum mehr vorstellbarer Weise von der Persönlichkeit des Amtsinhabers und seiner Präsenz abhängig — und überwiegend reaktiv, ja okkasionell (Boldt 1990, S. 86 f.; vgl. auch Sonntag 1999, S. 42 ff.).

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© 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Türk, K., Lemke, T., Bruch, M. (2002). Vom Personenverband zur Polizey: Die Entstehung des frühneuzeitlichen Staates. In: Organisation in der modernen Gesellschaft. Organisation und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10961-7_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10961-7_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-13752-0

  • Online ISBN: 978-3-663-10961-7

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