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Part of the book series: Organisation und Gesellschaft ((OUG))

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Zusammenfassung

In Alltagsdiskursen ebenso wie in der wissenschaftlichen Literatur dominiert ein Bild des Mittelalters, das zwischen zwei Extremen schwankt. Auf der einen Seite findet sich die romantisierende und idealisierende Vorstellung einer Epoche, in der die Welt noch »in Ordnung« gewesen sei. Dieser Interpretationslinie zufolge zeichnete sich das Mittelalter durch die Verbindlichkeit moralischer und politischer Normen aus. Die Religion sei — anders als in dem heute vorherrschenden Wertepluralismus — die bestimmende Kraft der Weltdeutung und Sinngebung gewesen. Demnach begriffen sich die Menschen ebenso als Teil der Natur wie sie die weltlichen Autoritäten als natürlich und gottgewollt akzeptierten. Auf der anderen Seite steht das Bild des Mittelalters als eines chaotischen, fried- und gesetzlosen Zeitalters, dessen »Unordnung» wir glücklicherweise hinter uns gelassen haben. Moderne Aufklärung und rationale Wissenschaft, aber auch die Konzentration physischen Zwangs in Form des neuzeitlichen Staates hätten dafür gesorgt, dass die Willkür und Irrationalität traditionaler Weltbilder sowie die Fragmentierung von Herrschaftsformen der Vergangenheit angehören.

Ein schwachsinniger Despot kann Sklaven mit eisernen Ketten zwingen; ein wahrer Politiker jedoch bindet sie viel fester durch die Kette ihrer eigenen Ideen; deren erstes Ende macht er an der unveränderlichen Ordnung der Vernunft fest. Dieses Band ist um so stärker, als wir seine Zusammensetzung nicht kennen und es für unser eigenes Werk halten. Verzweiflung und Zeit nagen an Ketten aus Eisen und Stahl, sie vermögen aber nichts gegen die gewohnheitsmäßige Vereinigung der Ideen, sondern binden sie nur noch fester zusammen. Auf den weichen Fasern des Gehirns beruht die unerschütterliche Grundlage der stärksten Reiche (J. M. Servan, Discours sur l’administration de la justice criminelle, 1767, S. 35, zit. nach Foucault 1981, S. 131).

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© 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Türk, K., Lemke, T., Bruch, M. (2002). Überblick. In: Organisation in der modernen Gesellschaft. Organisation und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10961-7_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10961-7_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-13752-0

  • Online ISBN: 978-3-663-10961-7

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