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Phantasie und Sprache: ein Prolog

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Zusammenfassung

Nicht nur die Gegenstände und Probleme der Gegenwart, sondern auch die der Zukunft wollen in Worte gefaßt sein. So lassen sich mögliche Realitäten mental vorwegnehmen und, bevor es sie gibt, beurteilen. Scheinen die Vorhersagen dann tatsächlich einzutreffen, übersieht man häufig die Diskrepanzen zwischen Spekulation und aktueller Wirklichkeit. Die Diskussion über die Atomenergie in den knapp fünf Jahrzehnten vor der Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn und Fritz Straßmann gibt hierfür ein schönes Beispiel ab. In diesem Kapitel geht es darum zu zeigen, wie sich neue Welten — auf der einen Seite die zunehmend präzisen Modelle der Kernphysik, auf der anderen Seite die Vorstellungen phantasievoller Zeitgenossen — sprachlich konstituieren, gegenseitig beeinflussen und auseinanderentwickeln. Eine zentrale Rolle in diesem Grenzbereich zwischen öffentlichem Diskurs und gerüchtehafter Kenntnis spielt die Populärliteratur.

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Literatur

  1. Die ganze Szene ist wiedergegeben nach Irving 1967, S. 101T., bzw. Groves 1962, S. 333; Hervorhebungen jeweils von mir. Leider sind die Tonbänder der abgehörten Gespräche nie veröffentlicht worden und nur stellenweise aus 2. Hand und in englischer Übersetzung bekannt (vgl. dazu Walker 1990, S. 64f., Irving 1967, S. 313, Groves 1962, S. 332ff.). Eine weitere Rekonstruktion findet sich bei Jungk 1956, S. 225, eine zusammenfassende Wiedergabe im Tagebuch eines der internierten Physiker (Bagge u.a. 1957, S. 43–72). Obwohl die genaue deutsche Formulierung nicht verbürgt ist, stimmen alle verfügbaren Quellen inhaltlich in den hier wichtigen Punkten überein.

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  2. Das gilt auch für die ersten Meldungen in deutschen Zeitungen wie zum Beispiel in NEUE WESTFÄLISCHE ZEITUNG 10.8.1945, S. 2, und KÖLNISCHER KURIER 10.8. 1945, S. 1, u. 14.8.1945, S. 1.

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  3. Vgl. im folgenden Koelzer 1987, S. 3 u. Laue 1946, S. 130.

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  4. Thirring/Grümm 1963, S. 18; vgl. im folgenden außerdem 1- Bermann 1987 u. Jaenecke 1987.

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  5. Driesch 1901, S. 144. Noch Bavink 1922 versucht in mehreren Kapiteln, die Existenz der Atome und Moleküle nachzuweisen; vgl auch Frisch 1981, S. 33: „Noch um die Jahrhundertwende glaubten viele namhafte Wissenschaftler nicht an die Existenz von Atomen“.

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  6. Planck zit. nach DER SPRACHDIENST 1976, S. 165; Soddy 1909, S. 153–157.

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  7. Jaenecke 1987, S. 21 bzw. Wagner 1964, S. 280. Vgl. zu dieser Passage außerdem Wohlfarth 1979, S. 25, Thirring/Grümm 1963, S. 58, Joos 1955, S. 54, 1 lermann 1987, S. 13.

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  8. Soddy 1909, S. 247E, bzw. Stimmen zit. nach OED 1989 (dort auch zahlreiche weitere Belege zu atomic energy aus der Zeit vor 1945 ).

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  9. BERLINER VosstscnE ZEITUNG 1930 zit. nach Jaenecke 1987, S. 21. Der Autor dieses Artikels, Arthur Koestler, legte mit The Age of Longing später eine Vision der atomaren Apokalypse vor. Vgl. außerdem Gunther 1931, S. 78, Jaspers 1932, S. 118, bzw. das BERLINER TAGEBLATT 1920 zit. nach I lermann 1987, S. 13, sowie Müller 1959, S. 227.

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  10. Anzeige zit. nach Irving 1967 (Bildteil o. S., vgl. dazu a.a.O., S. 323); vgl. Mays 1989, S. 47 (dort auch eine weitere Zahnpastareklame). Zu diesem Komplex außerdem Hilgartner u.a. 1983 sowie Keller 1982. Strahlstoff ist typisch für die sogenannten Zukunftsromane des noch zu behandelnden Hans Dominik.

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  11. Soddy 1909, S. 260f; ähnliche Warnungen waren auch beispielsweise von Rutherford (vgl. Wagner 1964, S. 280f, Jaenecke 1987, S. 20) bzw. 1912 vom englischen Physiker Lodge zu hören (vgl. Joos 1955, S. 46 ).

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  12. Fischer 1984, S. 238 (eigene Übersetzung).

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  13. Vgl. Stableford 1987, S. 145, u. Fischer 1984, S. 239.

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  14. Wells 1914, S. 31E; Dominik 1937, S. 9; 1940, S. 21 u. S. 127; 1937, S. 176, S. 282 u. S. 8; 1940, S. 47.

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  15. Dominik 1935a, S. 20; Friedel 1946, S. 40f. Vgl. allgemein Stableford 1987, S. 99.

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  16. Bloch 1959, S. 775; ähnliche Vorstellungen, wenn auch weniger euphorisch, sind bei Jaspers 1958, S. 242, zu finden. Noch 1984 führt Manès Sperber aus, er „als alter Revolutionär“ glaube nach wie vor, daß „dank der friedlichen Nutzung der Atomkernspaltung” die „Sahara in einen blühenden Garten verwandelt“ werde (zit. nach ATw 3 /1984, Beilage K+U, S. 3). Zum Einfluß von Wells auf Eisenhower vgl. Weinberg 1971, S. 407.

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  17. Zit nach Irving 1967, S. 249 bzw. 322; vgl. außerdem das Interview mit Speer in SPIEGEL 28/ 1967, S. 80. Atombrand auch bei Stevenhagen 1927.

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  18. Lehre, nach der das Naturgeschehen von einer Vielzahl bewegter, kleinster, unteilbarer Teilchen, Atome im unbegrenzten leeren Raum verursacht ist“ (Großer Brockhaus 1983).

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  19. Alle Belege stammen aus der Kartei der Arbeitsstelle Grimmsches Wörterbuch in Berlin. Der Nietzsche-Beleg findet sich in der Taschenbuch-Ausgabe der Werke, Leipzig 1903, S. 172.

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  20. Belege aus Wells 1914, Dominik 1935–1940 und Stevenhagen 1927 (hier S. 168); weitere kontextuell definierte und okkasionell gebrauchte Atom-Komposita in Dominiks Romanen: Atomglut, Atomzerfall, Atomforscher, Ato,nstruktur, Atomenergie. Vgl. allgemein Heringer u.a. 1977, S. 124.

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  21. Belege im Oxford English Dictionary (OED).

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  22. Vgl. zu diesem allgemeinen Problem Lakoff/Johnson 1980.

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  23. Wahrig, Deutsches Wörterbuch, Stichwort Heuristik. Hannappel/Melenk 1979, S. 301f., sprechen von der „heuristischen Funktion von Wertbegriffen“.

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  24. Belege: Günther 1931, S. 771, Soddy, genauer gesagt sein deutscher Übersetzer, der Physiker Siebert 1909, S. 250, Einstein 1920 zit. nach Ilermann 1987, S. 13; Kernenergie bei Gerlach 1923, S. 7. Vgl. allgemein Thirring/Grümm 1963, S. 4.

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  25. Wenzel 1929, Bavink 1922, Gerlach 1923.

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  26. Soddy 1909, S. I (Vorwort). Vgl. Hermann 1987, S. 14.

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  27. Vgl. Großer Brockhaus 1983. Erstbeleg tür Kernphysik: Kapitelüberschrift in Bavink 1922.

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  28. Fluck 1985, S. 116E, bzw. Fleischer 1989.

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  29. Vgl. Frisch 1956, S. 115f., Wohlfarth 1979, S. 100 (Anmerkung des Hrsg.), Hahn/Straßmann 1939 u. 1939a.

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  30. Hahn 1944, S. 14; Joliot zit. nach Jaenecke 1987, S. 22; Flügge 1939, S. 121, bzw. Hermann 1987, S. 14, der Rutherfords Bemerkung von 1936 als „dog’s moonshine“ zitiert (ähnlich auch Jungk 1956, S. 59, u. Friedel 1946, S. 36). Zu den damaligen Terminologiefragen: Frisch 1947, S. 216ff.

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  31. Vgl. dazu Hermann 1987, S. 13; Rutherford zit. nach Löwenthal/Hausen 1956, S. 62; Lummer 1912, S. 222.

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  32. Erichsen 1962, S. 1; Beispiel für den Plural: Mining 1946, S. 29fí, S. 78 u. S. 81.

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  33. Gerlach 1962, S. 70, bzw. ZEIT 29.3.91, S. 77; Walther Gerlach war wahrend des Krieges wesentlich an deutschen Kernenergieexperimenten beteiligt.

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  34. Flügge verwendet — ebensowenig wie in Flügge 1939 — kein einziges Mal Atomenergie im eigentlichen Text seines Artikels für die DEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG 9.8.39 (Beiblatt). Zu Äquivokation vgl. Hannappel/Melenk 1979, S. 227ff.

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  35. The Wellsian vision of nuclear utopia“ — Zitat eines Kernphysikers (Weinberg 1971, S. 407)!

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  36. DEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG 9.8.39, Beiblatt, S. 3; vgl. dazu auch Jaenecke 1987, S. 32.

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  37. Flügge in DEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG 9.8.39, Beiblatt, S. 3f.

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  38. Belege: Tagungsbericht 1942, S. 311f., Flügge 1939a, S. 3, Hahn/Straßmann 1939, S. 76.

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  39. Flügge 1939 u. 1939a; zum britischen Sprachgebrauch 1939 vgl. die Zitate in Jaenecke 1987, S. 32.

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  40. Vgl. Walker 1990, S. 117f. bzw. 293 Fn. 15.

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  41. Zit. nach Irving 1967, S. 128, bzw. 13oberach 1984, S. 5414; STARS AND STRIPES 24.5.45 zit. nach Bagge/Diebncr/Jay 1957, S. 49; Friedel 1946, S. 40. Zu Gerlachs Aussage vgl. Groves 1962, S. 335; weitere Gerüchte, Angste und vage Meldungen über Atombomben während des Krieges bei Irving 1967, S. 248f. u. S. 302.

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  42. Szilard 1986, S. 102 (vgl. Haynes 1980 ); Weinberg 1971 (Titel: Nuclear Energy. A Prelude to H. G. Wells’ Dream), S. 407. Zu atomisieren vgl. Köpper 1987.

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Jung, M. (1994). Phantasie und Sprache: ein Prolog. In: Öffentlichkeit und Sprachwandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10933-4_2

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