Zusammenfassung
Spätestens seit dem Ende des Kalten Kriegs und dem damit verbundenen Verlust der weithin offensichtlichen Legitimation der Sicherheitspolitik sowie der Legitimation des populär (miß)verstandenen politischen Realismus als Nationalstaats-, Konflikt- und Kriegsparadigma versucht die Disziplin Internationale Politik, das mit dem Verschwinden der aus der prekären weltpolitischen Bipolarisierung doch immerhin auch stammenden (wenigstens augenscheinlichen) politischen Gewißheiten entstandene intellektuelle „Kriegspuzzle“ 1 oder im weiteren Sinn „Sicherheitspuzzlei“2 kreativ aufzulösen.
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Literatur
Vasquez (1993).
Haftendorn (1991).
Zum Status der Theoriebildung im Fach Internationale Politik nach dem Ende des Kalten Kriegs: Allan/Goldmann (Hg. 1992), darin besonders Grunberg/Risse-Kappen (1992); Seyom Brown (1992); Gaddis (1992/93); J. George (1994); Halliday (1994); Kegley (1993).
S. z.B. Lundestad/Westad (Hg. 1993). Für einen allgemeinen Überblick über aktuelle Tendenzen der Theoriebildung im Fach Internationale Politik s. Booth/Smith (Hg. 1995) und Groom/Light (Hg. 1994 ). Eine interessante, gut für Einführungszwecke geeignete Versammlung älterer und neuerer theoretischer Perspektiven der Weltpolitik bietet der Reader von Little/Smith (Hg. 1991). Ein empfehlenswerter Theorie-Reader zum Thema internationaler Konflikt nach dem Kalten Krieg ist Betts (Hg. 1994 ).
Daase (1993): 39.
Haftendorn (1991): 3.
Haftendorn (1991): 3. S. dazu neuerdings auch die Reflexionen in Lipschutz (Hg. 1995).
Z.B. Cusack (1989); Czempiel (1991); Gellman (1988); J. George (1993), (1994); Kratoch-
wil (1992), (1993); Lebow (1994); Luke (1993); J.N. Rosenau (1990); Rosenberg (1994a).
Walt (1991).
Z.B. Grieco (1993a), (1993b); James (1993); Layne (1994); Lieber (1993); Link (1991); Mearsheimer (1990), (1994/95); Meimeth (1992); Moller (1992); Rosenthal (1991); Snyder (1990); Tucker (1992/93); Wagner (1993); Zakaria (1992/93). Sichtbarstes Wegzeichen dieser Realismus-Renaissance ist der Reader von Brown/Lynn-Jones/Miller (Hg. 1995 ).
Roskin (1994): 9–11.
J. George (1994): 98–110.
Zur Kritik dieser Ineinssetzung neuerdings: Meier-Walser (1994).
Little (1994): 10.
Ausführlich zur aktuellen Notwendigkeit dieser historischen Perspektivität: Little (1994).
Wie das vor allem die Ansätze von Waltz (1979) und Gilpin (1987) versuchen, aber auch einige Herausforderer des Realismus, wie zum Beispiel der rationalistische Institutionalismus (z.B. Keohane 1984, 1989) und der Internationalismus (z.B. Falk/Johansen/Kim, Hg. 1993; Miller 1994 ). Sie alle betrachten die Dynamik internationaler Politik als strukturell determiniert, sei es durch die anarchische Organisation des internationalen Systems und das vorherrschende Muster internationaler Machtverteilung (Waltz), weltpolitische Hegemoniestrukturen und payoff-Matrizen im Sinn von rational choice (Gilpin), internationale Institutionen als Kodeterminanten nationaler Präferenzgenese und Beschränkungen von Handlungswahlen im Sinn von constrained choice (rationalistischer Institutionalismus) oder die normativen Begrenzungen einer Art Weltinnenrecht (Internationalismus).
Die Programmatik globalisierender Vergesellschaftung wird z. B. von Czempiel (1993) und J.N. Rosenau (1990) vertreten, diejenige regionalisierender Vergesellschaftung im Sammelband von Daase u. a. (Hg. 1993 ).
Bühl (1994): 182.
Bühl (1994): 182.
Wie prominenterweise bei Waltz (1979).
Wichtige Beispiele dafür sind: Callahan (1994); Forde (1995); Fromkin (1993); Jervis (1994); Myers (1992); Nobel (1989), (1995). Darüber hinaus gibt es seit kurzem eine Richtung innerhalb des Realismus, die - weg von der neorealistischen Theoriebildung - explizit an das Gedankengut des Morgenthau’schen klassischen Realismus anzuknüpfen sucht. Sie läßt sich als neoklassischer Realismus bezeichnen (s. Kap. 2, 4.1: 125f.).
Besonders Fromkin (1993); Lieber (1993); Nobel (1995); Tucker (1992/93); Zakaria (1992/93).
Vgl. Morgenthau/Thompson (1985): z.B. 8 u. 10–14.
Derart bereits Buzan (1984) und in bezug auf die Gegenwart Buzan (1991): 3–16.
Buzan (1984): 122.
Die Terminologie ist gegenwärtig allerdings reichlich verschwommen. Realistisch im engeren Sinn wären nur solche Ansätze zu nennen, die sich explizit auf Elemente des klassischen Realismus’ Hans J. Morgenthaus beziehen. Ms neorealistisch im engeren Sinn wären demgegenüber solche Ansätze zu bezeichnen, die sich zwar in der Tradition des klassischen Realismus sehen, aber mit dem Ziel antreten, diesen grundlegend zu revidieren oder zumindest um neue Bestandteile zu bereichern, so daß ein eigenständiges Theoriegebäude entsteht. Jedoch sind die Grenzen zwischen Realismus und Neorealismus weitgehend zerflossen. Deswegen wird für das einleitende Kapitel die vorläufige Sammelbezeichnung (neo)realistisch verwendet.
Adler/Crawford (Hg. 1991).
Bezeichnenderweise stammt das Vorwort zu Adler/Crawford (Hg. 1991 ) von Kenneth N. Waltz und die Einleitung von Robert O. Keohane.
Auf diese Debatte wird weiter unten - mit den entsprechenden Literaturhinweisen - genauer eingegangen (s. Kap. 1, 3.1 u. 3.2: 28–34).
Ausführlich dazu vor allem: Czempiel/Rosenau (Hg. 1989).
S. für diese These z.B. Czempiel/Rosenau (Hg. 1989); Caddis (1992/93) und für den deutschen Sprachraum Wolf/Zürn (1991).
Kegley (1993).
Daase (1993): 64.
In diesem Sinn ist überhaupt ein `neues Denken’ in der Sicherheitspolitik nötig; herausgestellt wird das in Booth (Hg. 1991). Die daraus für die Wissenschaft abzuleitenden Ziele und Aufgaben sind herausgearbeitet bei: Haftendorn (1991); Senghaas/Zürn (1992).
Olson/Groom (1991): 56–78 bzw. 104–129.
Vgl. die Weltsystem-Ansätze (dazu: Olson/Groom 1991: 183–221), den Transnationalismus (in Deutschland z.B. Bühl 1978) oder die klassische kritische Theorie von Cox (1987), welche weltpolitischen Entwicklungen in neo-marxistischer Manier an den weltgesellschaftlichen Produktions-und Machtverhältnissen festzumachen suchte.
Die erste Debatte war diejenige zwischen Realisten und Idealisten in den 30er und 40er Jahren, bei der es um inkompatible politische Weltsichten ging. Die zweite Debatte,ausgefochten in den 50er und 60er Jahren zwischen Traditionalisten und Behavioristen war weitestgehend die fachspezifische Version des damaligen allgemeinen sozialwissenschaftlichen Methodenstreits um den Vorrang von naturwissenschaftlich orientiertem `Erklären’ oder geisteswissenschaftlichem `Verstehen’. Die dritte Debatte,Realisten vs. Globalisten, drehte sich um die Adäquanz etatozentrischer Theorie und Analyse angesichts als zunehmend komplex perzipierter internationaler Interdependenz, wie sie etwa im Zuge der DIkrisen schlagartig weithin sichtbar wurde (zu diesen drei großen Debatten s. Maghroori 1982). Formelhaft gesagt ging es also in der ersten Debatte um “Politik”, in der zweiten um “Methodologie” und in der dritten um “Ontologie”, d.h. vor allem die staatenweltliche vs. die transnationale Natur der internationalen Beziehungen (Waver 1994: 7).
Z.B. Baldwin (Hg. 1993); Czempiel (1991); Kegley (Hg. 1995); Keohane/Martin (1995); Mearsheimer (1994/95); Meimeth (1992); Ruggie (1995); Shimko (1992).
Z. B. Der Derian (1995); Der Derian/Shapiro (Hg. 1989); J. George (1993), (1994); Halliday (1994); Luke (1993); Rengger (1993).
Z.B. Adler/Crawford (Hg. 1991 ); A.L. George (1993); Hellmann (1994b); Zelikow (1994); Zürn (1994).
So der Titel der Theoriedebatten-Kritik von Meyers (1994).
Dazu: Keohane/Martin (1995); Mearsheimer (1994/95), (1995); Ruggie (1995); Wendt (1995).
Keohane/Martin (1995); Ruggie (1995); Wendt (1995).
Ruggie (1995): 70.
Mearsheimer (1995).
Z. B. Czempiel (1991); R. Wolf (1994); Zürn (1994). Zur Kritik: Hellmann (19946): 76–81.
Z.B. Bernauer (1995); Keck (1995); Plumper (1995); Zangl/Zürn (1994); Zürn (1992).
Keck (1995); H. Müller (1994); Schneider (1994).
Z.B. H. Müller (1994): 22–24.
Z.B. Schneider (1994): 358.
Zur Kritik derartiger Tendenzen s. bereits Holsti (1989).
Bewußtsein dafür bildet sich erst langsam, s. z.B. Hellmann (1994b).
Keohane/Martin (1995): 46; Mearsheimer (1994/95): 26.
Dazu gehören: Czempiel (1991); Falger (1994); Caddis (1992/93); Gilpin (1984); Keohane (1986a), (1986b); Kindermann (1984); Meier-Walser (1994); Palan/Brook (1993); Steve Smith (1987).
Griffiths (1992).
Griffiths (1992): 15–34.
Rittberger/Zürn (1991).
Baldwin (Hg. 1993); Gärtner (1993); Hellmann/Wolf (1993b); Kegley (1993); Meimeth (1992); Sanders (1994); R. Wolf (1994).
Czempiel (1991); J. George (1993), (1994); Gusterson (1993); Kratochwil (1993); Lebow (1994); Christoph Scherrer (1994).
Lieber (1993); Mearsheimer (1990); Tucker (1992/93); Wagner (1993); Zakaria (1992/93).
Die bislang einzig brauchbare Grundlage dazu liefert Caddis (1992/93).
Z.B. Goldmann (1988).
Z.B. Rioux/Keenes/Légaré (1988). Für die gegenwärtige Diskussion wird dieses Fehlverständnis etwa deutlich bei Zürn (1994).
A.L. George (1993).
M.C. Williams (1993); Zelikow (1994).
Zelikow (1994): 143.
Vgl. die entsprechende Kritik von Hellmann (1994b).
Hellmann (1994b): 69 bzw. 83.
Grunberg/Risse-Kappen (1992).
Kelstrup (1994).
Hellmann/Wolf (19936).
James (1993).
Cusack/Stoll (1990), (1992).
Bowker/Brown (Hg. 1993).
Meier-Walser (1994): 115.
Z.B. Frei (1993); Kindermann (1962), (1963), (1965b); Rosenthal (1991); Russell (1990); Thompson/Myers (Hg. 1984 ).
Besonders charakteristisch für dieses Fehlverständnis ist Cusack (1989).
Wie das etwa Luke (1993), Rioux/Keenes/Légaré (1988) oder Steve Smith (1987) glauben machen wollen.
Hellmann/Wolf (1993h).
Buzan (1991); Buzan u.a. (1990); Wæver (1993h); Wæver u.a. (1993).
Wæver/Lemaitre/Tromer (Hg. 1989 ). Politisch polyphon ist die neue europäische Sicherheitsdebatte wegen der verschiedenen Zukunftskonzepte und der Frage des institutionellen Arrangements europäischer Sicherheit. Theoretisch polyphon erscheint sie aufgrund völlig gegenläufiger Prognosen: Mearsheimer (1990) hält z.B. interstaatliche Konflikte und die Rückkehr zu des integrativer klassischer nationalstaatlicher Gleichgewichtspolitik im post-bipolaren Europa langfristig für unvermeidlich, während die Autoren in Keohane/ Nye/Hoffmann (Hg. 1993) davon ausgehen, daß die bestehenden europäischen Sicherheitsinstitutionen sowohl stabil als auch flexibel genug sein werden, um Konfliktpotentiale `zivil’ zu verregeln.
Zu dieser Relationalität von Sicherheit s. Buzan (1991): 22 u. 26.
S. Buzan u.a. (1993): 189; Wæver (1995): 57–75.
Buzan (1991): 209.
S. besonders Wæver (1995).
Für einen entsprechend vergleichenden Überblick s. Abb. 1 und 2 (114 u. 214).
Dazu s. z.B. Hondrich/Matthes (Hg. 1978). Speziell für das Fach Internationale Politik s. z.B. Der Derian/Shapiro (Hg. 1989); Frei (1993); Gabriel (1994); J. George (1994); Goertz (1994); Griffiths (1992); Walker (1993).
Zu diesem Mangel und den Unzulänglichkeiten der bisherigen Versuche seiner Behebung s. das vorgehende Kapitel.
Acham (1983): 145.
Acham (1983): 159–177 u. 305–340. Die neuere Theoriediskussion im Fach Internationale Politik will den Nutzen von Theorie allerdings oft auf ihren Prognosewert reduzieren, ohne auch an die beiden anderen Komponenten (Modellbildung und Handlungsanweisung) zu denken (vgl. z.B. Gaddis 1992/93; Mearsheimer 1990).
Bühl (1990): 24–27.
Haftendorn (1975): 10, ebenfalls im folgenden.
Für eine aktuelle Funktionsbestimmung internationaler politischer Theorie im Sinn von Modellbildung, Prognose und Systemdesign s. Kegley (1995): B.
Das gilt sowohl für die Teilnehmer an der Debatte (s. z.B. die Sammelbände von Baldwin, Hg. 1993 und Kegley, Hg. 1995) als auch für ihre Kritiker (z. B. Niou/Ordeshook 1994; Powell 1994 ).
Hellmann (1994b): 76.
S. dazu z.B. Neufeld (1993), (1994).
Z.B. Allan/Goldmann (Hg. 1992); Callahan (1994); Gaddis (1992/93); Kegley (1994).
So jedoch weithin der Eindruck bei Baldwin (Hg. 1993); Caporaso (1992); Cusack/Stoll (1990); Grieco (1993a), (1993b); Kegley (Hg. 1995); Keohane (1989), (1993b); R. Wolf (1994); Zürn (1994).
Walker (1993).
Goertz (1994).
Gabriel (1994).
So aber Zürn (1994): 102.
Kuhn (1991).
Masterman (1974).
Masterman (1974): 65. S. dazu auch das Postskript bei Kuhn (1991): 193–199. In bezug auf das Fach Internationale Politik s. Lijphart (1974).
Kuhn (1991): 195.
Kuhn (1991): 198.
So bereits Lijphart (1974): 64.
Holsti (1989).
Zum Folgenden: Holsti (1989): 259f.
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Siedschlag, A. (1997). Problemskizze, Ziele, Forschungsstand, Methode. In: Neorealismus, Neoliberalismus und postinternationale Politik. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 169. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10880-1_1
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