Zusammenfassung
Politik und Mythos sind auf den ersten Blick Gegensätze. Von Politik zu sprechen, macht erst Sinn, wenn die Ordnung der Gesellschaft in die menschliche Verfügung übergegangen ist. Als vor zweieinhalbtausend Jahren diese Erfahrung in Griechenland gemacht wurde, büßte der Mythos seine bis dahin ungebrochene Begründungsleistung für die politische Ordnung ein. Die politische Ordnung konnte nicht mehr länger durch die Erzählung von Götter- und Heldengeschichten legitimiert werden. Dennoch beobachten wir, dass auch die Griechen die Begründung ihrer demokratischen Staatsform möglichst weit in die Vergangenheit zu rücken suchten und mit Solon einen Gründungsheros heranzogen, um ihre Polis gegen Infragestellungen in der Gegenwart immun zu machen. Der gründungsmythische Rekurs war Ergebnis der politischen Spannungen in den Poleis und diente ihrer Bewältigung.
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Reference
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Münkler/Storch, Siegfrieden: Dörner, Politischer Mythos und symbolische
Vgl. Münkler, Politische Bilder, Politik der Metaphern.
Vgl. Friedrich, Prolegomena der Politik; Lenk, Ideologie.
Dieser Begriff gewinnt seine Bedeutung in der Gegenüberstellung mit dem
Nipperdey, Der Mythos im Zeitalter der Revolution.
Eine vergleichende Perspektive wäre zwar hilfreich gewesen, hätte aber zu einer Ausweitung des zu bearbeitenden Materials geführt, was in diesem Rahmen nicht zu leisten war.
Vgl. Blumenberg, Arbeit am Mythos.
Vgl. Plumpe, Das Interesse am Mythos.
Bohrer, Mythos und Moderne.
Poser, Philosophie und Mythos; Vgl. Hübner, Die Wahrheit des Mythos. Hübner nimmt aus antiker Perspektive den Mythos als eigenständiges und abgeschlossenes Weltdeutungssystem erkenntnistheoretisch ernst.
Kemper, Macht des Mythos - Ohnmacht der Vernunft?
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Vgl. François/Siegrist/Vogel, Nation und Emotion. Steven Lukes, Political Ritual and Social Integration. Vgl auch: Frindte/Pätzolt, Mythen der Deutschen. Der Sammelband von Frindte und Pätzolt versucht das Thema Mythos in der Gegenwartsperspektive für die politische Psychologie fruchtbar zu machen.
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In einem Forschungsprojekt an der Humboldt-Universität zu Berlin wurde unter der Leitung von Herfried Münkler der antifaschistische Gründungsmythos der DDR untersucht.
Vgl. Hölscher, Weltgericht oder Revolution.
Furet, Das Ende der Illusion.
Denn mit der Französischen Revolution hat sich nicht nur eine neue Legitimationsform der politischen Ordnung herausgebildet, sondern auch eine neue politische Kultur etabliert. Damit ist das Ensemble von Deutungs-und Denkmustern, Symbolen und Ritualen gemeint, das sich in der politischen Praxis in Frankreich entwickelt hatte.
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Speth, R. (2000). Einleitung. In: Nation und Revolution. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10875-7_1
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