Zusammenfassung
Im Alltag scheint die Zeit zunächst fraglos gegeben zu sein. So lange wir in der “Sphäre ständiger Anwesenheiten” (Husserl)1 leben, ist Zeit unproblematischer “Hintergrund” unserer Existenz. Zur alltäglichen Gewißheit gehört aber auch die Erfahrung, daß die Welt, in der wir sind, schon vor uns war und nach uns sein wird. Wir erfahren, so Blumenberg, die “unschlichtbare Rivalität zwischen Lebenszeit und Weltzeit” 2. Das Nicht-Gegenwärtige, Abwesende ist uns in modernen Gesellschaften nicht mehr gleichgültig, unbekannt oder gar unvorstellbar, 3 sondern wird zum Thema von Reflexionen und Diskursen. Die Existenz von Nicht-Präsentem (also von Vergangenem und Zukünftigem) führt zur Transzendenz der Lebenszeit und zur “Entdeckung” bzw. zur Erfindung von “Zeit” durch Philosophie und wissenschaftliche Theorie. “Zeit” wird als Erklärungsfaktor benötigt, sobald wir uns gedanklich aus der lebensweltlichen Sphäre der Anwesenheit entfernen. Dies gilt in besonderem Maße für die wissenschaftlichen und philosophischen Haltungen, deren Ziel es ist, die Selbstverständlichkeit der Welt in Verständlichkeit zu verwandeln.
“Die Sterne sind im Gehirn des Menschen.”1 (Bertrand Russell)
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Referenzen
Blumenberg (1986), S. 34
Blumenberg (1986), S. 27
Blumenberg (1986), S. 35
Toulmin / Goodfield (1985), S. 13–14, Umstellung im Zitat KB
Toulmin / Goodfield (1985), S. 8
vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 29–50
Toulmin / Goodfield (1985), S. 57
Toulmin / Goodfield (1985), S. 70–74
Toulmin / Goodfield (1985), S. 79. Sie führen drei Gründen hierfür an: 1. Der neue Fundamentalismus der Reformation verstärkte die wörtliche (im Gegensatz zur eher allegorischen) Interpretation und Autorität der Bibel. 2. Der verbreitete Glaube an einen bevorstehenden Weltuntergang ließ die Frage nach der Vergangenneit weniger wichtig erscheinen. 3. Die mit Descartes einsetzende Mathe-matisierung der Wissenschaft stärkte die Bewertung der stabilen Prinzipien und lenkte den Blick gerade nicht auf den historischen Wandel (vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 79–89).
vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 97–101
vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 102
vgl. Blumenberg (1986), S. 154–155 und Whitrow (1989), S. 135
vgl.Blumenberg (1986), S. 156
Blumenberg (1986), S. 163
vgl. Blumenberg (1986), S.173
vgl. Blumenberg (1986), S. 208–212
vgl. Blumenberg (1986), S. 240
Vico kann als Begründer der Ansicht gelten, daß zum Verständnis von Natur und Gesellschaft die historische Perspektive notwendig sei (vgl. Whitrow (1989), S. 150)
vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 142
Blumenberg (1986), S. 223
vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 155–192
Toulmin / Goodfield (1985), S. 256 und Buckley (1966), S. 15–29
vgl. Buckley (1966), S. 20
vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 270–274; vgl. hierzu auch: Blumenberg (1986), S. 221–233; Blumenberg betont vor allem die zunächst retrospektive Ablösung des engen biblischen Zeitschemas und die sich daran anschließende Möglichkeit der Geschichtsphilosophie, auch den Zeithorizont der Zukunft weiter zu öffnen.
Toulmin / Goodfield (1985), S. 278
Toulmin / Goodfield (1985), S. 285–286
vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 292
vgl. Toulmin / Goodfield (1985), S. 298
vgl. Blaser (1989), S. 2–3
Grüsser(1989),S. 87
Blaser (1989), S. 1
vgl. Fuchs (1974), S. 175–176
vgl. hierzu auch Russell (1990), S. 142
Fuchs (1974), S. 175
vgl. Russell (1990), S. 23
Russell (1990), S. 38 und Müller (1986), S. 69–70
vgl. Russell (1990), S. 51–57, S. 68–85 u. S. 163. Als Folge davon müßte auch die Trennung von Geschichte und Geographie aufgehoben werden (zumindest was die astronomischen Dimensionen betrifft, KB), so Russel (1990), S. 144
Fuchs (1974), S. 172
vgl. Blaser (1989), S. 6–7 und Hawking (1991), S. 39
vgl. Hawking (1991), S. 50–51
Hawking (1991), S. 40
Hawking (1991), S. 183
Man geht heute von vernetzten Modellen und parallelen oder ganzheitlichen (z.B. holographischen) und gleichzeitigen Ver- und Bearbeitungsformen statt von massenhaft seriellen und in schneller Folge ablaufenden Prozessen aus.
Hawking (1991), S. 186
Tributsch (1991), S. 206–208
Die Unangemessenheit physikalischer Zeitvorstellungen für die Erklärung biologischer Prozesse betont Frederic Vester (1979), S. 54–55
vgl. hierzu auch Lüsher (l989), S. 365–368, sowie die Begriffsbildung durch Manfred Egen, der die starke Zeitlichkeit der Organismen und die schwache Zeitlichkeit der Bewegung zum Gleichgewicht unterscheidet.
vgl. hierzu auch: Rusch (1987a), S. 32 und S. 57
Die Rhythmen heißen circa-dian, weil ihre Dauer nicht 24, sondern meist ca. 25 Stunden beträgt.
vgl. Rheinberger (1990), S. 127–133
vgl. Vester (1979), S. 56
Weizsäcker (1960), S. 13
vgl. hierzu auch Hassenstein (1961), S. 47–48
vgl. hierzu auch Fraser (1991), S. 165–169
Prigogine (1985), S, 248; vgl. auch Florey (1991), S. 178
Vortragsnotizen anläßlich des Vortrages “Time, Chaos and Laws of Nature” am 29.6.1993 bei den Bamberger Philosophischen Meisterkursen (Hegelwochen)
vgl. Weizsäcker (1960), S. 12
Weizsäcker (1960), S. 32–33, Textumstellung KB
Weizsäcker (1960), S. 42
Weizsäcker (1960), S. 54
Klar unterschieden werden sollten die hier betrachteten “Eigenrhythmen” oder “biologischen/inneren Uhren” von den sog. “Biorhythmen”. Die hier vorgestellten Ergebnisse beruhen im Gegensatz zu den seit einigen Jahren sehr populären Veröffenlichungen über sog. “Biorhythmen” auf experimentellen Methoden. Wendorff weist im übrigen darauf hin, daß der Berliner Arzt Wilhelm Fliess mit seiner Veröffentlichung “Der Ablauf des Lebens” aus dem Jahre 1906 als deren “Entdecker” gelten kann. vgl. Wendorff (1985), S. 497
vgl. Heiss (1961), S. 125–128
vgl. Payk (1989), S. 73 unter Verweis auf Aschoffs Forschungen
vgl. Pöppel 1987, S. 96–105; Außer einer individuellen Varianz lassen sich auch mit erheblichen Leiden verbundene Pathologien des Zeitbewußtseins nachweisen, oftmals als “Dissoziation zwischen Ichzeit und Weltzeit” oder als Regression auf frühere Phasen der Entwicklung des Zeit-und Bewegungsbewußtseins. Heimann erwähnt vor allem schizophrene Psychosen, die sich u.a. äußern können durch eine “Ineinanderschachtelung der subjektiven Zeitdimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft” und endogene Depressionen, die als “Stillstand der inneren Lebensgeschichte” erfahren werden, zu einer Fixierung auf die (unheilvolle) Vergangenheit führen können und vermutlich mit Störungen circadianer Rhythmen zusammenhängen. Vgl. hierzu Heimann (1989), i.b. S. 65–74 sowie für die entwicklungspsychologischen Aspekte Piaget (1974)
Menzel (1986), S. 170
Stoll (1964), S. 178 41Kaempfer(1991),S.9
Kaempfer(1991),S. 180
vgl. Kaempfer (1991), S. 58–59 sowie S. 62: “Es sind vermutlich die Frequenz, die Schwingungszahl, der »Rhythmus« -etwa auch des Atems oder Herzschlags -, welche als die Uhren der Systeme aufgefaßt werden müssen. Vorauszusetzen ist dabei natürlich, daß jedes System sein eigenes Zeitmaß, seine eigene »Uhr« besitzt. ... Daß die äußere Bewegung (»Geschichtszeit«) die innere -die der Uhren — nachweisbar beeinflußt, wäre natürlich wiederum nur bei extremen Geschwindigkeiten (in der Nähe der Licht- oder Null-Geschwindigkeit) beobachtbar.”
Kaempfer (1991), S. 79
Kaempfers ansonsten durchaus von Marx’ materialistischer Sichtweise der Geschichte inspirierte Analyse wird bei der Betrachtung des Nationalsozialismus abgelöst durch eine auf die Psyche Hitlers zentrierte Darstellung. Die in weiten Teilen an der nicht unumstrittenen Hitler-Biographie Fests orientierte Schilderung beruft sich primär auf die Psychopathologien eines einzelnen, um den Stillstand der Geschichtszeit bei gleichzeitig extremer Beschleunigung der Verkehrszeit zu erkären! vgl. Kaempfer (1991), S. 183–191
Die führt er am Beispiel eines des Hawkingschen Versuchs nicht unähnlichen Konzeptes von David Layzer aus.
Whitrow (1972), S. 162
Küppers (1987), S. 148
Wheeler (1989), S. 17
Hönl(1961),S.34
Hawking (1991), S. 23
Hawking (1991), S. 177
Hawking (1991), S. 67
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Beck, K. (1994). Genese und Reichweite natur- und geisteswissenschaftlicher Zeitkonstruktionen. In: Medien und die soziale Konstruktion von Zeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10771-2_2
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