Skip to main content

Selbstreferenz

  • Chapter
  • 52 Accesses

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 171))

Zusammenfassung

Wir haben, geleitet durch das klassische Problem der Komplexität, welches einerseits — aus der Beobachtungsperspektive — in die Frage einmündet: „Wie ist Einheit des Mannigfaltigen möglich?“, andererseits — aus der operationalen Perspektive gesehen2 — in Form einer Element/Relation- und einer System/Umwelt-Distinktion prozessierbar ist, eine Neufassung des ehemals ontologisch gefaßten Sachverhalts ‚Einheit‘ vor uns: Der Sachverhalt ‚Einheit‘ scheint nur auf der ‚Basis‘ selbstreferentieller Operationen — im Sinne einer Verschränkung von Distinktionen — möglich zu sein. Dabei sind die Konzepte, die z.Z. in dieser Hinsicht angeboten werden, noch wenig erprobt, und es ist nicht zu sehen, welches dabei die größere integrative Fassung und logische Mächtigkeit erhalten wird. Eines kann man allerdings über diese unterschiedlichen Konzepte jetzt schon äußern: Sie geben alle verschiedene Aspekte dessen wieder, was man generell als »Selbstreferenz« bezeichnen kann. Sowohl die »Kybernetik der Kybernetik« (Heinz von Foerster u.a.), als auch die »Beobachtung der Beobachtung« (Niklas Luhmann u.a.), die »Logik der Unterscheidungen« (George Spencer Brown u.a.), das Konzept der »Autopoiesis« (Humberto R. Maturana, Francisco J. Varela u.a.), das Konzept des »Dialogismus« (Stein Braten u.a.) und das »Konversationskonzept« (Gordon Pask u.a.), um nur einige der bekanntesten Konzepte in dieser Hinsicht zu erwähnen, setzen sich in unterschiedlicher Art und Weise ins Verhältnis zum generellen Konzept der »Selbstreferenz«. Dies macht es daher erforderlich sich mit dem, was unter »Selbstreferenz« allgemein kursiert, näher zu befassend.

“...der Seele ist der Sinn eigen, der sich selbst mehrt.“

Heraklit, Frag. 115

„...es fehlt die Einsicht, daß die Realität auch unabhängig von Erkenntnis zirkulär strukturiert ist.“

Niklas Luhmannl

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Heraklit, zitiert von Bruno Snell in: (Snell ‘48:34). Das Zitat von Niklas Luhmann stammt aus (Luhmann ’84:648).

    Google Scholar 

  2. Es ist zu beachten, daß die Distinktion von Beobachtung(-s erspektive)/O eration(-sperspektive) selber nur aus einer Beobachtung(-sperpektive) gewonnen werden kann, die allerdings nur dann zustandekommt, wenn sie operativ(!) umgesetzt wird. Die Theorie kommunikativen Handelns (TkH) spricht in diesem Zusammenhang von Beobachterperspektive und Teilnehmerperspektive.

    Google Scholar 

  3. Siehe u.a. (Foerster, H.v. ‘85), (Luhmann ‘84), (Luhmann ’90), (Spencer Brown ’69), (Maturana ‘85), (Varela ’75), (Varela ’79), (Braten ‘84), (Pask ’78a).

    Google Scholar 

  4. “Der Begriff definiert nicht nur, er enthält auch eine Sachaussage, denn er behauptet, daß Einheit nur durch eine relationierende Operation zustandekommen kann; daß sie also zustande gebracht werden muß (RJ) und nicht als Individuum, als Substanz, als Idee der eigenen Operation immer im voraus schon da ist.” (Luhmann ‘84:58).

    Google Scholar 

  5. Hierzu und auf die physikalischen Wissenschaften bezogen Ilya Prigogine, Vom Sein zum Werden (Prigogine ‘88).

    Google Scholar 

  6. “Während sich von Foerster in seiner »second order cybernetics« auf die weichen Operationen der computations of computations of computations konzentriert, ohne deren Verhältnis zur Systemreproduktion zu thematisieren, vertritt Maturana in aller Härte einen »behavioristischen« Autopoiesisbegriff, der allein mit den Operationen der zirkulären Selbstreproduktion der Elemente und ihres Netzwerkes auskommt.” so Teubner (ebd.).

    Google Scholar 

  7. Bei diesem Zentralproblem von Selbstreferenz handelt es sich in erster Linie darum, eine optimale Lösung ausfindig zu machen und weniger, in eine Kontroverse als solche einzutreten. Zumindest scheint dies bisetzt der Stand der Dinge zu sein, etwas, was sich natürlich sehr schnell ändern könnte. Siehe z.B. (Braten ‘84), (Luhmann ‘87j), (Roth ‘86), (Roth ‘87), (Teubner ‘87b), (Teubner ‘89), (Varela ‘8lb).

    Google Scholar 

  8. “Zum Begriff der Operation ist… klarzustellen, daB die Operation das durchführt, was sie durchfihrt, und nichts ist, was sie nicht ist. Diese Aussage muB jedoch mit Vorsicht gehandhabt werden, will man nicht von hier aus in die Gräben der klassischen Reflexionslogik abgleiten. Sie besagt zwar, daß die Operation ist, was sie ist, und zwar auch dann, wenn sie dies negiert. Daraus kann gerade nicht auf ein Anderssein, auch nicht auf ein Nichtanderssein geschlossen werden. Denn das »nicht« ist selber nur in Operation das, was es positiv leistet. Negationen werden immer nur positiv anschlughig verwendet (RJ), und man findet sie immer bedingt durch eine Vorgeschichte im selben System.’ (Luhmann ‘80:517). Die Frage, die hier zu stellen wäre, lautet: Wie kann man eine nichtkognitive Operation in ihrer Nichtkopmtivität kognitiv erfassen?

    Google Scholar 

  9. Siehe (Varela ‘81a) und (Varela 81b).

    Google Scholar 

  10. Siehe z.B. (Roth ‘86), (Roth ‘87), (Roth ‘87a) und (Roth ‘87c).

    Google Scholar 

  11. “Selbstbeobachtung ist demnach die Einführung der System/Umwelt-Differenz in das System, das sich mit ihrer Hilfe konstituiert; und sie ist zugleich operatives Moment der Autopoiesis, weil bei der Reproduktion der Elemente gesichert sein muB, daB sie als Elemente des Systems und nicht als irgendetwas anderes reproduziert werden.” (Luhmann ‘84:63).

    Google Scholar 

  12. Innerhalb der Diskussion über die verschiedenen Abstraktionsebenen von Beobachtung werden wir auf dieses Problem noch einmal zurückkommen. Siehe Kap. IV über Beobachtung.

    Google Scholar 

  13. Zu den jeweiligen Begriffsreihen siehe (Luhmann ‘84:24ff., 600ff. und 593ff.) und (Teubner ‘87b:95/96). Gunther Teubners Kommentar hierzu lautet: “…Luhmann hat bisher noch keine systematische Klärung des gesamten Begriffsfeldes unternommen, vielmehr mehrere Begriffsreihen entwickelt, die aber noch kein konsistentes Gesamtbild ergeben. Das Problem dieser Begriffsreihen ist insbesondere, daß sie nicht nur ein Merkmal innerhalb einer Dimension variieren, sondern zugleich in anderen Dimensionen heterogene Phänomene übergreifen.” (ebd.).

    Google Scholar 

  14. “Für Zwecke der Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung wird die Symmetrie der Kommunikation as)mmetrisiert, wird ihre offene Anregbarkeit durch Verantwortlichkeit für Folgen reduziert. Und in dieser verkürzten, vereinfachten, dadurch leichter faBlichen Selbstbeschreibung dient Handlung, nicht Kommunikation, als Letztelement.” (Luhmann ‘84:227/228).

    Google Scholar 

  15. Daß es hierdurch der TsS gelingen kann, Beobachtung und Operation über Selbstbeobachtung zusammenzudenken, sei nur am Rande bemerkt.

    Google Scholar 

  16. “Ein System kann man als selbstreferentiell bezeichnen, wenn es die Elemente, aus denen es besteht, als Funktionseinheiten selbst konstituiert und in allen Beziehungen zwischen diesen Elementen eine Verweisung auf diese Selbstkonstitution mitlaufen läßt, auf diese Weise die Selbstkonstitution also laufend reproduziert. In diesem Sinne operieren selbstreferentielle Systeme notwendigerweise im Selbstkontakt.” (Luhmann ‘84:59).

    Google Scholar 

  17. “…Selbstreferenz kann in den aktuellen Operationen des Systems nur realisiert werden, wenn ein Selbst (sei es als Element, als Prozeß oder als System) durch es selbst identifiziert und gegen anderes different gesetzt werden kann. Systeme müssen mit der Differenz von Identität und Differenz zurechtkommen, wenn sie sich als selbstreferentielle Systeme reproduzieren…” (Luhmann ‘84:26).

    Google Scholar 

  18. “This fundamental phenomenon may be called the complementarily of expectations, not in the sense that the expectations of the two actors with regard to each others action are identical, but in the sense that the action is oriented to the expectations of the other.” (Parsons/Shils [ed.] ‘51:15).

    Google Scholar 

  19. Hierzu die klassisch gewordene Arbeit von Georg Simmel ‘Exkurs über das Problem: Wie ist Gesellschaft möglich?“ (Simmel ’83,7:275–293) und die spätere ’Antwort’ darauf von der TsS ’Wie ist soziale Ordnung möglich?’ (Luhmann ’81h:195–285). Siehe aber Kap. V.

    Google Scholar 

  20. “…the double contingency implies the normative orientation of action (RJ)…” (Parsons/Shils [ed.] ‘51:16).

    Google Scholar 

  21. “Parsons hatte… die Lösung in einem unterstellten (aber hinreichend real gedeckten) Wertkonsens gesehen, in einer übereinstimmenden normativen Orientierung, in einem ‘shared symbolic system’, das wie ein ’code’ normativen Charakter habe.” (Luhmann ’84:149/150).

    Google Scholar 

  22. “If punishment or reward by alter is repeatedly manifested under certain conditions, this reaction acquires for ego the meaning of an appropriate consequence of ego’s conformity with or deviation from the norms of a shared symbolic system (RJ). A shared symbolic system is a system of ‘ways of orienting,’ plus those ’external symbols’ which control these ways of orienting, the system being so geared into the action systems of both ego and alter that the external symbols bring forth the same or a complementary pattern of orientation in both of them. Such a system, with its mutuality of normative orientation (RJ), is logically the most elementary form of culture (RJ). In this elementary social relationship, as well as in a large-scale social system, culture provides the standards (value-orientations) which are applied in evaluative processes. Without culture neither human personalities nor human social systems would be possible.” (Parsons/Shits [ed.J’51:16).

    Google Scholar 

  23. Zur Distinktion von Werten und Normen: “Werte haben eine primäre Funktion für die Aufrechterhaltung der Strukturen eines Sozialsystems. Normen sind primär integrierend; sie regulieren die Vielzahl jener Prozesse, die zur Verwirklichung strukturierter Wert-Verpflichtungen beitragen.” (Parsons ‘75:34/35).

    Google Scholar 

  24. “Kontingent ist etwas, was weder notwendig noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist. Der Begriff bezeichnet mithin Gegebenes (Erfahrenes, Erwartetes, Gedachtes, Phantasiertes) im Hinblick auf mögliches Anderssein; er bezeichnet Gegenstände im Horizont möglicher Abwandlungen.” (Luhmann ‘84:152).

    Google Scholar 

  25. In der Diktion der TsS heißt es hierzu: “Wenn ein Ego ein Alter als alter Ego erlebt und in diesem Erlebniskontext handelt, weist jede Bestimmung, die Ego seinem Handeln gibt, auf sich selbst zurück.” (Luhmann ‘84:182).

    Google Scholar 

  26. Wir haben es in der GESELLSCHAFT zur Zeit mit einer Änderung der Kapazitäten fir Reproduktion und Speicherung von KOMMUNIKATION zu tun. Damit ändert sich auch die Ge¢ächtnisform der GESELLSCHAFT und somit ihre Fähigkeit zu erinnern. Wir können diese Uberlegungen hier nicht weiter vertiefen. Sie wären im Rahmen einer Gesellschaftstheorie unter Einbeziehung des Sinnsystems Technik zu behandeln. Siehe dazu die eher kursorischen Bemerkungen der TsS in: (Luhmann ‘89b).

    Google Scholar 

  27. Wir schließen hier an die finitistische Erkenntnistheorie an, die besagt: “Diese Einsichten lassen sich in folgendem Ansatz einer finitistischen Erkenntnistheorie zusammenfassen: Zwar ist es innerhalb einer auf die wirkliche physikalische Welt bezogenen Theorie erlaubt, beliebig große Zahlen als Anzahl der Möglichkeiten zu verwenden; es ist jedoch grundsätzlich nicht sinnvoll, bei Analysen oder Beweisen auch nur im Gedankenexperiment Anzahlen von Operationen auszuführen, die die Größenordnung 10 hoch 120 übersteigen (RJ). Insbesondere ist ein gedachter Katalog aller Möglichkeiten oder eine gedachte Entscheidung über alle möglichen Einzelfälle wissenschaftsphilosophisch gesehen sinnlos, wenn die Zahl der möglichen Fälle 10 hoch 120 überschreitet.” (Gierer ‘85:57).

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1996 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Jokisch, R. (1996). Selbstreferenz. In: Logik der Distinktionen. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 171. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10681-4_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10681-4_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12804-7

  • Online ISBN: 978-3-663-10681-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics